Dynamo stolpert über das schlechte Image

Nur mal angenommen: Zwei Spieler von Borussia Dortmund infizieren sich morgen mit dem Virus und das Gesundheitsamt schickt die komplette Mannschaft für zwei Wochen in Quarantäne. Das Revierderby am Samstag gegen Schalke müsste verschoben werden und auch die Partie gegen Wolfsburg. Der Rückstand auf Spitzenreiter Bayern München würde wahrscheinlich auf zehn Punkte anwachsen – und eine hitzige Diskussion einsetzen: Ist der Kampf um die Meisterschaft unter diesen Vorzeichen überhaupt noch fair? Kommt das nicht einer Wettbewerbsverzerrung gleich? Sollte am Ende überhaupt noch ein Meister gekürt werden? Wäre ein Saisonabbruch nicht die bessere Lösung?
Die anderen Schwarz-Gelben stecken bereits geschlossen in Quarantäne, Dynamo ist allerdings nicht Bayern-Verfolger, sondern Schlusslicht der zweiten Liga. Über diesen Verein wird gerade bundesweit diskutiert, jedoch anders. Er muss sich gegen Vermutungen und Unterstellungen wehren, dass er bei den positiven Proben nachgeholfen oder das Gesundheitsamt beeinflusst hat, um durch einen Saisonabbruch den Abstieg zu verhindern. Die Deutsche Fußball-Liga stellt unbequeme Fragen, der spanische Ligapräsident macht sich lustig und das Mitgefühl der Bundesligisten hält sich in Grenzen.
Dynamo ist nicht Borussia – das aber nur die eine Wahrheit. Es wird auch deutlich, dass Dresden kaum eine Lobby hat im deutschen Fußball. Das liegt nicht am Tabellenplatz und nicht am Budget, sondern am Ruf. Der ist ramponiert. Zu oft ist der Verein in der Vergangenheit angeeckt, zu oft haben Teile der Fans für Schlagzeilen gesorgt. Ein Image baut man sich über Jahre auf, bis es sich ändert, dauert es ebenso lange. Mindestens.
Noch ringen die Zweitligisten darum, wann Dynamo die zwei verschobenen Spiele nachholen muss. Und die 36 Profi-Klubs, ob es Absteiger gibt, falls die Saison abgebrochen wird. Am Ende werden darüber Mehrheiten entscheiden. Es ist zu befürchten, dass Dynamo keine Mehrheiten organisieren kann.