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Dixie Dörner: Dynamo hätte eher handeln müssen

Abstiegskampf, Trainerwechsel, Neuzugänge. Und wie geht es jetzt mit Sportchef Minge weiter? Das Interview mit der Dynamo-Legende zur aktuellen Lage.

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Hans-Jürgen "Dixie" Dörner hat Dynamo als Spieler in erfolgreichen Zeiten maßgeblich geprägt. Jetzt trägt er Verantwortung als Aufsichtsrat.
Hans-Jürgen "Dixie" Dörner hat Dynamo als Spieler in erfolgreichen Zeiten maßgeblich geprägt. Jetzt trägt er Verantwortung als Aufsichtsrat. © Robert Michael

Herr Dörner, was sagen Sie zu dem Vorschlag der Freien Wähler, Sie zum Ehrenbürger der Stadt Dresden zu ernennen?

Ich war überrascht, aber es würde mich natürlich mit Stolz erfüllen. Es wäre eine Auszeichnung für den Verein, für den ich fast 20 Jahre gespielt habe.

In der Begründung heißt es unter anderem, Dresden sei nicht nur Kultur-, sondern auch Sportstadt. Wie erleben Sie diese zwei Facetten?

Das Interesse am Sport war in dieser Stadt schon immer sehr, sehr groß. Dresden ist eben nicht nur eine Fußballstadt. Nicht nur Dynamo hat regelmäßig einen großen Zuschauerzuspruch, sondern auch die Volleyball-Frauen, die Eishockey-Mannschaft und seit einiger Zeit die Handballer.

Wie bewerten Sie die Rolle des Sports in der Stadtpolitik?

Es wird sicher viel getan, gleichzeitig wäre immer noch mehr wünschenswert. Wir haben aus meiner Sicht zu spät das neue Stadion gebaut, das hätte man idealerweise im Vorfeld der Fußball-WM 2006 machen müssen. Und wir stoßen auch bei den Hallensportarten an Grenzen, was die Zuschauerzahlen und die Vermarktung betrifft. Wir haben zwar die wunderbare Ballsportarena, die ein privater Investor gebaut hat, aber schon jetzt für die Handballer fast zu klein ist. Infrastrukturell müsste mehr getan werden. Es wäre an der Zeit, eine Multifunktionsarena zu bauen. Was außerdem fehlt, sind solche Veranstaltungen wie früher die Leichtathletik-Sportfeste. So etwas gehört dazu, wenn man sich als Sportstadt bezeichnet.

Wären Sie heute noch mal gerne Spieler?

Ja, das könnte ich mir gut vorstellen. Ich hatte eine sehr gute Zeit als Spieler, die war anders als heute.

In Zeiten von Handys und sozialen Netzwerken könnten Sie keinen Schritt mehr unbeobachtet machen.

In der Beziehung hatten wir es natürlich viel besser, konnten auch mal ausbüxen. Aber heutzutage gehört es dazu, die Spieler wissen das und müssen damit umgehen. Man muss ja nicht alles mitmachen, kann sich zurückhalten.

Seit 2013 sind Sie als ehrenamtlicher Aufsichtsrat bei Dynamo in der Verantwortung. Wie konnte es passieren, dass die Mannschaft für diese Saison schlecht aufgestellt war?

Das ist eine zu einfache Sicht. Es gab mehrere Gründe. Wir haben es in der Hinrunde nicht geschafft, eine Stammelf auf den Platz zu bringen. Fast alle Spieler außer dem Torwart wurden auf den Positionen hin und her geschoben. Das hat aus meiner Sicht zu einer Verunsicherung der Mannschaft und der einzelnen Spieler geführt, wodurch sie nicht in der Lage waren, ihr Leistungsvermögen, das sie mit Sicherheit haben, über 90 Minuten auf den Platz zu bringen.

Seit 2013 Aufsichtsrat, ist Dixie Dörner auch regelmäßig bei den Heimspielen der SG Dynamo Dresden.
Seit 2013 Aufsichtsrat, ist Dixie Dörner auch regelmäßig bei den Heimspielen der SG Dynamo Dresden. © Archiv: Robert Michael

Das ist eine Kritik an Ex-Trainer Cristan Fiel, denn er stellt die Mannschaft letztlich auf.

Der Trainer ist dafür verantwortlich, ja. Ich denke, dass sich gerade ein junger Trainer hinterfragen und auch mal beraten lassen sollte.

Haben die Verantwortlichen zu lange zugeguckt und Fiel erst drei Spieltage vor der Winterpause entlassen?

Wenn man das im Nachhinein betrachtet, hätte man eher versuchen müssen zu handeln.

Wie wurde die Diskussion denn im Aufsichtsrat geführt?

Wenn irgendetwas schiefläuft, heißt es in der Öffentlichkeit: Der Aufsichtsrat, der Aufsichtsrat... Wir entlassen doch keinen Trainer! Wir können unsere Meinung sagen, aber nicht in das operative Geschäft eingreifen.

Wenn aber im Sommer 1,7 Millionen Euro vom Budget für die Mannschaft übrig sind, wie es auf der Mitgliederversammlung hieß, muss dann nicht auch der Aufsichtsrat stutzig werden?

Wir sind erstmal froh, wenn wir positiv wirtschaften. Aber das darf nicht zu Lasten des sportlichen Erfolges gehen. Wir sind uns im Aufsichtsrat einig, dass wir die erforderlichen Mittel bereitstellen.

Wenn man im Winter sechs Spieler verpflichtet, ist das ein Beleg, dass der Kader nicht ausreichend zusammengestellt war.

Sonst wären wir nicht Tabellenletzter. Aus der Position hat sich ergeben, dass wir im Winter etwas tun müssen. Wir haben - davon bin ich überzeugt - Spieler geholt, die uns verstärken und mit denen wir versuchen müssen, aus der Misere herauszukommen.