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Dynamos neuer Kapitän: Fünf Fakten zu Sebastian Mai

Er ist Dresdner, jetzt kommt er mit dem Fahrrad zum Training und sein Bruder spielte schon für den FC Bayern – ein Porträt.

Von Sven Geisler
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Entspannt kann Sebastian Mai auch sein wie zu diesem Fototermin im Trainingslager.
Entspannt kann Sebastian Mai auch sein wie zu diesem Fototermin im Trainingslager. © Foto: Lutz Hentschel

Dresden. Die blonden Haare an der Seite kurz, hinten zu einem Dutt gerafft, Vollbart, 1,95 Meter groß, 93 Kilo schwer: Sebastian Mai vermittelt schon mit seiner Statur den Eindruck, einer zu sein, der vorangeht. Dafür bekommt er nun bei Dynamo den Status als Kapitän und die Binde als sichtbares Zeichen. 

Trainer Markus Kauczinski hat den Mannschaftsrat wählen lassen und dann seinen Anführer bestimmt. Außer Mai gehören Yannick Stark als sein Stellvertreter, Marco Hartmann, Chris Löwe und Patrick Wiegers zum Führungsgremium. Die Wahl sei „ein weiteres Puzzleteil in der neuen Teamhierarchie“, sagt der Chefcoach. Und Mai ist der neue Kopf, eine Entscheidung, die sich früh in der Vorbereitung bereits abgezeichnet hat. Aber wer ist er und wie denkt er? Ein erstes Porträt in fünf Stichpunkten.

Seine Dynamo-Vergangenheit

Mai ist ein Dresdner Junge, wurde hier im Dezember 1993 geboren. Mit neun Jahren begann er bei Dynamo mit dem Fußball. Er denkt, an den Kabinentrakt in der Baracke, an die Traglufthalle gegenüber vom Rudolf-Harbig-Stadion und den Hartplatz, den er „Schleifscheibe“ nennt: „Damals gab es einiges, was die Spieler jetzt nicht mehr kennen, wie eben, auf Schotter zu trainieren“, erzählt Mai. Mit der B-Jugend ist er vor zehn Jahren in die Bundesliga aufgestiegen. „Das war für uns ein herausragender Erfolg.“

In der Saison 2012/13 spielte er dann bei Dynamos zweiter Mannschaft in der Oberliga, in drei Testspielen bei den Profis. Allerdings sah Mai keine echte Perspektive, wechselte zum Chemnitzer FC. Über die weiteren Stationen FSV Zwickau, Preußen Münster und Hallescher FC kehrte er in diesem Sommer zu seinem Heimatverein zurück. „Ich habe mit einem Auge immer auf Dynamo geschielt, leider haben sich die Wege vorher nie gekreuzt“, sagt er. Lediglich zu einem Testspiel mit Halle hat er mal im Rudolf-Harbig-Stadion gespielt. „Ich bin froh, hier zu sein, und freue mich extrem auf die Aufgabe.“

Mai war als Neuzugang für die zweite Liga fest eingeplant, nun soll er die neue Mannschaft in der 3. Liga führen. Apropos: Sein Vater Lars hat von 2013 bis September 2017 im Aufsichtsrat mit über Dynamos Geschicke entschieden, bis er aus privaten und beruflichen Gründen zurücktrat.

Seine Führungsqualitäten

Er ist ein Leitwolf, gibt auf und neben dem Platz den Ton an – und das lautstark. „Ich kenne das von mir nicht anders, ich werde immer so sein. Wir sind ein großer, neuer Haufen, da ist es wichtig zu kommunizieren. Wenn wir das nicht machen, werden wir irgendwann ein großes Problem bekommen“, erklärt Mai. Das hat ihn auf seinen bisherigen Stationen ausgezeichnet. „Der Mai hat das Übel immer geradeaus beim Namen genannt und manchmal auch richtig dazwischen gehauen“, hat ihn Benno Möhlmann, sein Trainer bei Preußen Münster, charakterisiert. Bei Dynamos Sportchef klingt das jetzt ähnlich: „Sebastian ist hochemotional, mental ein echter Gewinn für uns“, sagt Ralf Becker.

Als Kapitän ist Sebastian Mai der wichtigste Ansprechpartner in der Mannschaft für Cheftrainer Markus Kauczinski (l.). So diskutierten sie hier beim Testspiel gegen den englischen Zweitligisten Norwich City, das Dynamo mit 0:2 verlor. Auch da trug Mai ber
Als Kapitän ist Sebastian Mai der wichtigste Ansprechpartner in der Mannschaft für Cheftrainer Markus Kauczinski (l.). So diskutierten sie hier beim Testspiel gegen den englischen Zweitligisten Norwich City, das Dynamo mit 0:2 verlor. Auch da trug Mai ber © Lutz Hentschel

Mai braucht kein Amt, um eine Führungsrolle zu übernehmen, aber er nimmt dieses Amt gerne an. Es sei für ihn als Dresdner „eine riesengroße Ehre“, Dynamos Mannschaft auf den Platz führen zu dürfen. Seine Ansage: „Ich möchte andere mitreißen, wenn es drauf ankommt.“ Ihre Meinung sagen dürfen die Mitspieler natürlich auch – zumindest bei der Musik in der Kabine. Er dreht bei Schlager und Hip-Hop gerne auf, aber „darüber kann man auf jeden Fall reden“, meint Mai schmunzelnd.

Seine Position

In seinem Profil bei transfermarkt.de sind zwei große Kreise eingemalt: für die beiden Positionen im Zentrum einer Viererkette. Als Innenverteidiger ist Mai bei Dynamo eingeplant. Zwei kleine Kreise zeigen jedoch, dass er darüber hinaus eine Option sein kann fürs defensive Mittelfeld – und für den Angriff. In Halle zog ihn Trainer Torsten Ziegner in der Saison 2018/19 nach vorn – und Mai erzielte sieben Tore. „Vielleicht ist das auch mal ein Thema“, meint er. Kauczinski hat es im Hinterkopf, falls ein Treffer erzwungen werden muss. Wegen seiner Kopfballstärke wird Mai bei Standards sowieso offensiv auftauchen.

Sein Bruder

Lars Lukas Mai, 20 Jahre, ist 2014 aus der Jugend von Dynamo zum FC Bayern nach München gewechselt, bestritt für den Rekordmeister im April 2018 bereits zwei Bundesligaspiele, gehörte sonst zur U23-Auswahl, mit der er vorige Saison die Meisterschaft in der 3. Liga gewann. Nun ist er an den Zweitligisten Darmstadt 98 ausgeliehen. „Ich glaube nicht, dass es realistisch ist, noch mal zusammen in einer Mannschaft zu spielen“, meint sein 26 Jahre alter Bruder Sebastian. „Ich hoffe zwar, mein Weg geht noch ein bisschen nach oben, aber sicher nicht bis in die Sphären, in denen er hoffentlich mal schweben wird.“

Sein Privatleben

Das ist in Gesprächen bislang kein großes Thema gewesen, sein sportlicher Anspruch stand im Vordergrund. Dynamos neuer Kapitän lebt schon länger wieder in Dresden. „Ich bin nach Halle immer gependelt, das fällt nun weg“, sagt er. „Jetzt so einen kurzen Arbeitsweg zu haben, ist etwas sehr Besonderes. Mit dem Auto brauche ich bis zur Trainingsakademie zehn Minuten, kann aber auch mit dem Fahrrad kommen.“ Umso effektiver konnte er die neue Anlage bereits zwei Wochen vor dem Trainingsstart nutzen, um nach einer Leisten-OP mit Physiotherapeut Tobias Lange individuell zu arbeiten. (mit SZ/dk)

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