Sorgenfall Offensive: Wer greift bei Dynamo an?

Dresden. Gut zwei Wochen sind es noch bis zu Dynamos Saisonstart. Höchste Zeit also, eine Stammelf zu finden – nicht nur für den Pokalauftakt gegen den Hamburger SV. Die Abwehrkette mit Robin Becker, Sebastian Mai, Tim Knipping und Chris Löwe steht, auch Marco Hartmann im defensiven Mittelfeld ist gesetzt. In der Offensive scheint dagegen nichts entschieden zu sein. „Da ist noch niemand so konstant, dass ich sagen könnte: Er hat die Nase vorn“, erklärte Markus Kauczinski am Ende des Trainingslagers in Heiligenstadt.
Wenn sich acht Spieler um vier Plätze streiten, muss das im Fußball kein schlechtes Zeichen sein. Ganz im Gegenteil. Doch neben der vom Trainer angesprochenen fehlenden Konstanz fällt auch die Torausbeute negativ auf: In den vergangenen drei Tests trafen die Dresdner kein einziges Mal. Das ist zumindest ein kleiner Hinweis darauf, dass es noch nicht nach Wunsch läuft, selbst wenn Hartmann nach außen gelassen bleibt. „Das Wichtigste im Fußball ist, dass man sich Woche für Woche Chancen erarbeitet. Nur wenn man ein halbes Jahr lang alles versemmelt, ist es eine Frage der Qualität“, findet der Routinier.Doch wer kämpft eigentlich gegen wen auf welcher Position in der Offensive? Und wer hat die besseren Aussichten auf einen Platz in der Startelf? Die SZ analysiert den Konkurrenzkampf:
Horvath oder Weihrauch?

Gesucht wird im offensiven Mittelfeld der zweite Mann neben dem gesetzten Yannick Stark. Dort streiten Sascha Horvath und Patrick Weihrauch um den freien Platz – und das absolut auf Augenhöhe. Horvath, mit sechs Monaten Unterbrechung bereits seit drei Jahren bei Dynamo, hat den Vorteil, dass er das Umfeld und den Trainer bestens kennt. Der kleine Dribbler zeigt immer wieder gute Ansätze, meist bleibt es aber auch dabei. In der vergangenen Saison stand er immerhin 19 Mal in der Startelf, die Ausbeute von einem Tor und drei Vorlagen ist auf der Position allerdings mager, die fehlende Effizienz sein größtes Problem. Daran hat sich in der Vorbereitung nichts geändert.
Sein Konkurrent konnte zuletzt bei Aufsteiger Arminia Bielefeld wenig Spielpraxis sammeln. Nach einer langwierigen Verletzung kam Weihrauch nur zu Kurzeinsätzen. Dies könnte ein Grund sein, warum er bei Dynamo Anlaufzeit benötigt. Mit seiner Rückennummer 10 signalisiert er seinen Anspruch als Spielmacher. Mehmet Scholl war erst sein großes Vorbild und später sein Trainer bei den Bayern. „Er setzte auf kleine, technisch starke Spieler wie mich“, erinnert er sich.
SZ-Tipp: Weihrauch setzt sich durch.
Vlachodimos oder Königsdörffer?

Das Duell auf der linken Angriffsseite ist eines der Generationen: Ransford-Yeboah Königsdörffer ist mit seinen 18 Jahren das Talent und war die Entdeckung der vergangenen Saison, der zehn Jahre ältere Panagiotis Vlachodimos kam in seiner Karriere schon viel rum, spielte vor allem in Griechenland und Frankreich. Trotzdem ist der Junior keinesfalls chancenlos. Kauczinski bescheinigt Königsdörffer, dass er in der Vorbereitung „einen Sprung gemacht“ habe. Er wirkt selbstbewusster und forscher – und formuliert das auch so: „Die Einsätze in der 2. Bundesliga habe ich mir durch Leistung verdient“, findet er. Die größte Stärke des bei Hertha BSC ausgebildeten Königsdörffer ist seine Schnelligkeit, die 30 Meter sprintet er in 3,9 Sekunden. Zum Vergleich: Usain Bolt benötigte bei seinem 100-Meter-Weltrekord für die ersten 30 Meter 3,78 Sekunden. Beim Test gegen Braunschweig vergab Königsdörffer jedoch zwei Großchancen.
Wie sein Konkurrent Vlachodimos traf er allerdings gegen Hertha II, es sind die bisher einzigen Treffer in der Vorbereitung. Der 28-Jährige wechselte vor einem Jahr nach Großaspach, „weil ich als junger Vater zurück in die Heimat und ich mich auf dem deutschen Markt anbieten wollte“, erzählte er. Dynamo verpflichtete einen dribbelstarken und spritzigen Außenstürmer, dem jedoch noch die Konstanz fehlt.
SZ-Tipp: Vlachodimos gewinnt das Duell.
Sohm oder Diawusie?

Nach dem ersten Test gegen die Hertha-Bubis gab es einen klaren Gewinner: Agyemang Diawusie punktete mit seinem Tempo und seiner Zweikampfstärke. Nach dem Ende des Trainingslagers muss der Ex-Ingolstädter um seinen Stammplatz kämpfen. Die Leistung vom Auftakt konnte er nicht mehr bestätigen, wirkte weniger spritzig und mutig. Das könnte an den intensiven Einheiten und der einsetzenden Müdigkeit liegen, aber auch daran, dass die Gegner stärker wurden.
Kontrahent Pascal Sohm tat sich deutlich schwerer, Gegenspieler zu überlaufen. Beim Halleschen FC, für den er vergangene Saison zwölf Tore erzielt hatte, wurde er meist in der Sturmspitze eingesetzt, bei Dynamo bietet ihn Kauczinski auf der rechten Seite auf. „Ich bereite gerne Tore vor, habe eine ganz gute Flanke und ein gutes Auge für die Mitspieler“, wirbt Sohm in eigener Sache. Doch auf der Außenbahn konnte er sich bisher zu selten durchsetzen.
SZ-Tipp: Diawusie behauptet sich.
Hosiner oder Daferner?

Egal, ob sich am Ende der 1,79 Meter große Philipp Hosiner oder der zehn Zentimeter größere Christoph Daferner als Mittelstürmer durchsetzt: Eine Angriffskante wie zuletzt Simon Makienok hat Dynamo nicht mehr. Der 31-jährige Hosiner bringt viel Erfahrung und eine beeindruckende Empfehlung mit: Für den Chemnitzer FC erzielte er in 29 Einsätzen 20 Tore. Allerdings hat er nun bei Dynamo Probleme, wenn Kauczinski den Gegner früh stören will und auf hohes Pressing setzt. Da kommt Hosiner meist einen Tick zu spät. Bei seinen Abschlüssen hatte er bisher auch kein Glück.
Eine Chance also für den neun Jahre jüngeren Daferner? Nutzen konnte die der Ex-Freiburger, der vorige Saison an Erzgebirge Aue ausgeliehen war, aber nicht. „Ich merke schon, dass ich noch besser reinkommen muss und dass ich in Aue wenig Spielpraxis hatte“, erklärt er selbstkritisch, fügt aber selbstbewusst an: „Ich brauche mich auch nicht zu verstecken, weiß, was ich kann.“ Womöglich überrascht der Trainer alle und setzt auf den zuletzt ausgeliehenen Luka Stor. Zumindest bescheinigte Kauczinski dem Slowenen, dass er seine „Sache gut gemacht“ habe.
SZ-Tipp: Hosiner bekommt seine Chance.
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