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Wie Dynamo zu seinem Meisterstern kommt

Die Schwarz-Gelben dürfen über dem Emblem auf der Brust an ihre acht Meistertitel in der DDR erinnern, mussten dafür allerdings absteigen.

Von Sven Geisler
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Torwart-, Heim- und Auswärtstrikot: Über dem Dynamo-Emblem erinnert ein Stern an die acht DDR-Meistertitel der Dresdner.
Torwart-, Heim- und Auswärtstrikot: Über dem Dynamo-Emblem erinnert ein Stern an die acht DDR-Meistertitel der Dresdner. © Verein

Dresden. Schick finden viele Fans Dynamos Trikot für die neue Saison, aber: Fehlt da nicht etwas? Natürlich! Das haben sie sofort erkannt, nachdem das Hemd offiziell präsentiert worden ist. Über dem Logo des Vereins war – nichts. Dabei gehört dort etwas hin, aus dem sich das Selbstverständnis als Traditionsverein entscheidend speist. Schließlich dokumentiert es die glorreichen, alten Zeiten, als die Dresdner Titel gewannen. Beachtliche acht Meisterschaften waren es in der DDR.

Diese Zahl dürfen selbst jene stolz auf dem Trikot tragen, die nun in der 3. Liga mal wieder einen sportlichen Neustart versuchen. Dafür gibt es eben das, was zunächst fehlte. „Top-Trikot, aber wo ist unser Meister-Stern geblieben“, fragte sofort eine Frau bei Facebook, liebevoll versehen mit einem schwarzen und einem gelben Herzchen. Andere reagierten mit Daumen hoch! War das Zeichen, das die Erfolgsgeschichte symbolisiert, vergessen worden?

Die schwedische Firma Craft, die „seit 1977 funktionelle Bekleidung für schweißtreibende Ausdauersportarten und anspruchsvolle Athleten“ herstellt, wie auf der eigenen Internetseite geworben wird, ist seit zwei Jahren als Ausrüster von Dynamo für die Spielkleidung zuständig. Das neue Outfit, heißt es vom Unternehmen, sei im engen Austausch mit dem Fanshop und dem Verein entwickelt worden. Es wäre geradezu absurd, wenn dabei niemand an den Stern gedacht hätte.

Aber so ist es natürlich nicht gewesen, das Problem war ein anderes: Als das Trikot entstand, war unklar, in welcher Liga es die Spieler tragen. Warum das nicht egal ist? Weil es natürlich auch dafür Regularien gibt. Und die, wie sollte es anders sein, sind in den Spielklassen unterschiedlich. Das wiederum liegt an der Zuständigkeit: für die zweite Liga ist es die Deutsche Fußball-Liga (DFL), für die dritte der Deutsche Fußball-Bund (DFB).

Das Kuriose oder Verrückte: In der zweiten Liga durfte Dynamo keinen Stern tragen. Dort zählen nämlich nur die seit Gründung der Bundesliga 1963 errungenen Titel. Dafür werden bis zu vier Sterne vergeben – für mehr als 20 errungene Titel, wodurch der FC Bayern (29) dieses Recht exklusiv genießt. Dortmund und Mönchengladbach folgen mit zwei für je fünf Triumphe. Die vor 1963 gewonnenen deutschen Meisterschaften werden jedoch genauso wenig anerkannt wie die der DDR. Deshalb hat Dynamo in der zweiten Liga sternenlos gespielt; vielleicht stand die vorige Saison auch deshalb unter keinem guten Stern. Der Abstieg - und überhaupt.

Dresdner SC darf den Stern früher tragen

Das ist schließlich vor 14 Jahren schon mal passiert. Damals sorgte die Einführung des Meistersterns durch den DFB für eine kuriose Situation in Dresden: Während Dynamo in der 2. Bundesliga seine Titel nicht präsentieren durfte, lief der Dresdner SC in der Sachsenliga mit einem Stern auf, inklusive der Zahl zwei für die 1943 und 1944 errungenen Titel. Eine entsprechende Empfehlung des DFB kam für den Verein überraschend, die Trikots waren nämlich schon vorher fertig. „Unser Schatzmeister hat grünes Licht gegeben, dass wir die Trikots neu beflocken können“, erklärte damals der DSC-Präsident Lutz Hiller.

Bei der offiziellen Präsentation der neuen Trikots für die Heimspiele am 25. Juli fehlte der Stern über dem Vereinslogo - nun kann er nachgerüstet werden.
Bei der offiziellen Präsentation der neuen Trikots für die Heimspiele am 25. Juli fehlte der Stern über dem Vereinslogo - nun kann er nachgerüstet werden. © SGD/Denny Bräuer

Nun geht es dem Stadtnachbarn quasi genauso, allerdings hatte Dynamo die Jerseys bereits produzieren lassen, bevor der Stern vom DFB genehmigt worden war. Ein offizielles Papier mit Stempel und Unterschrift braucht es selbstverständlich, es soll ja alles seine Ordnung haben. Mit der Präsentation und vor allem dem Verkaufsstart konnte oder wollte man aber nicht länger warten, also wurde die erste Auflage ohne den meisterlichen Aufdruck angefertigt. Auf den Trikots fehlt also tatsächlich etwas für den vollen Preis von 69,95 Euro, für Kinder ab 59,95 Euro.

Ein Stern zum Selbstaufbügeln im Fanshop

Nun gibt es eine Lösung: den Stern zum Selbstaufbügeln. Den gibt es ab sofort zu jedem gekauften Hemd dazu, wer schon eins ohne erworben hat, kann ihn sich im Fanshop abholen oder auch direkt dort anbringen lassen, wie der Verein auf seiner Internetseite mitgeteilt hat: für 2,95 Euro, Mitglieder zahlen 15 Cent weniger.Geschäftsführer Michael Born wird in seinem Statement geradezu pathetisch: „Wir freuen uns, dass der Meisterstern in der kommenden Saison wieder die neue Spielkleidung unserer Profi-Mannschaft als Ausdruck unserer Tradition veredelt“, schwärmt er von den „überaus gelungenen Trikots unseres Ausrüsters Craft.“

Zum ersten Mal waren die Schwarz-Gelben 2007/08 mit Stern aufgelaufen, obwohl es schon ein Jahr vorher möglich gewesen wäre. Damals hatte nach dem Abstieg wohl wirklich keiner daran gedacht. Doch im Herbst 2006 beschlossen die Mitglieder, die 1990 erfolgte Umbenennung in 1. FC zu annullieren. Die SGD ist wieder da. Und nun erhält sie ihren Meisterstern zurück. Dadurch bekäme das Trikot „ein zusätzliches Detail, das alle Spieler und Fans mit Stolz auf der Brust tragen werden“, betont Born.

Man könnte denken, für ein solches Glücksgefühl habe sich der Abstieg gelohnt. Aber so meint er das natürlich nicht. Bei aller Liebe zur Tradition.

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