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Dynamo kämpferisch: "Wir spielen die Saison zu Ende"

Ralf Minge und Michael Born verteidigen die Quarantäne und weisen alle Vorwürfe zurück. Vorher dementiert die Mannschaft einen Streik-Bericht.

Von Tino Meyer
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Die Pressekonferenz läuft: Auf dem Podium sitzen Pressesprecher Henry Buschmann sowie die Geschäftsführer Ralf Minge und Michael Born (von links).
Die Pressekonferenz läuft: Auf dem Podium sitzen Pressesprecher Henry Buschmann sowie die Geschäftsführer Ralf Minge und Michael Born (von links). ©  Screenshot Sächsische.de

Dresden. Die Anfragen kommen aus ganz Deutschland, und sie werden jeden Tag mehr.  Jetzt geht Dynamo Dresden in die Offensive. Nach der zumindest für die Fußballwelt überraschenden Entscheidung des örtlichen Gesundheitsamtes, aufgrund zwei neuer Corona-Fälle im Team alle Spieler inklusive Trainer und Betreuer  für 14 Tage in Quarantäne zu schicken, hat der Fußball-Zweitligist die erste virtuelle Pressekonferenz der Vereinsgeschichte angesetzt.

Auf dem Podium neben Pressesprecher Henry Buschmann sitzen die beiden Geschäftsführer. Und gleich zu Beginn der gut einstündigen Runde, zu der Journalisten ihre Fragen einreichen konnten, stellt Michael Born klar: "Wir wollen die Saison auf jeden Fall zu Ende spielen." Zugleich erklärt der kaufmännische Geschäftsführer, dass sich Dynamo an alle Vorgaben gehalten und alles getan habe, um die Mannschaft auf die Fortsetzung des Spielbetriebs vorzubereiten.

Bis zuletzt hielt sich hartnäckig die These, dass Dynamo gar kein großes Interesse an der Fortsetzung der Saison hat und die aktuelle Entwicklung deshalb stillschweigend begrüßt. Während die zweite Liga an diesem Wochenende den Spielbetrieb unter Ausschluss von Zuschauern fortsetzt, was unter anderem auch Dynamos aktive Fanszene ablehnt, sind die Dresdner schließlich ausgeschlossen. "Wir haben klipp und klar gesagt, dass wir die Saison zu Ende spielen werden. Wir stehen dafür, die Saison sportlich zu beenden", betont Sportgeschäftsführer Ralf Minge, und Born ergänzt, dass dies auch von den Ultras Dynamo akzeptiert worden ist. "Weil es keine andere Möglichkeit gab", sagt Born. 

Die Entscheidung in einer Beratung der Deutschen Fußball-Liga (DFL) mit den 36 Profivereinen der ersten und zweiten Liga, die Saison inmitten der Corona-Pandemie mit Geisterspielen zu beenden, sei alternativlos gewesen.

Minge dementiert zudem Berichte von Bild und Sport-Bild, wonach Dynamos Profis am vergangenen Wochenende nach Bekanntwerden der zwei positiv auf das Coronavirus getesteten Mitspieler mit Streik gedroht haben. Zwingen könne man natürlich keinen Spieler, und natürlich habe es viele Fragen gegeben. Aber dass jemand keinen Bock auf Training habe, so formuliert Minge das, sei falsch.

Mannschaft distanziert sich vom Streik-Vorwurf

Kurz vor Beginn der Pressekonferenz hatte sich bereits die Mannschaft in einer Erklärung auf Dynamos Internetseite von der Meldung distanziert. Es sei eine skandalöse, anmaßende und falsche Behauptung, die man so nicht unkommentiert stehen lassen könne. "Diese Formulierung und die latenten Vorwürfe samt aller Verschwörungstheorien, wir wollten mit unserem Verhalten einen Saisonabbruch herbeiführen, sind stigmatisierend, erfunden und eine bodenlose Frechheit. Die Formulierung Streik ist ein unglaublicher Skandal, weil wir als Mannschaft und alle, die Dynamo Dresden lieben, diffamiert werden", heißt es in der Erklärung.

Kein einziger Spieler habe sich leichtfertig mit dem Coronavirus infiziert, "dafür legen wir als Mannschaft unsere Hände ins Feuer".  Richtig sei und dazu stehe die Mannschaft: "Wir haben in der von der Sport-Bild aufgegriffenen Mannschaftssitzung am vergangenen Samstag viele Fragen gestellt, die uns seit Wochen bewegen, auf die wir aber bis heute keine Antworten bekommen haben." Man sei nicht der Sündenbock der Springer-Presse.

Die Spieler melden sich mit deutlicher Kritik zu Wort

Zuletzt hatten drei Dynamo-Spieler ihre kritische Sicht auf die Dinge öffentlich gemacht, der dänische Stürmer Simon Makienok gab über sein Instagram-Profil sogar seinen positiven Corona-Test bekannt und beteuerte: "Ich habe alle Vorsichtsmaßnahmen getroffen. Und es ist trotzdem passiert." Der Österreicher Sascha Horvath gestand, dass es ihn wenig verwundere, dass es in der Mannschaft positive Fälle gebe. Die Ansteckungsgefahr sei viel zu groß. 

Josef Husbauer erklärte, dass er zwar keine Angst vor dem Virus habe. Vielmehr mache den Tschechen stutzig, "dass die Dinge nicht eingehalten werden, die zuvor vereinbart wurden. Es hieß, dass nur diejenigen in Quarantäne müssten, die sich infiziert haben, doch auf einmal werden wir alle isoliert." Seine Schlussfolgerung: „Wenn es nun so läuft, dann kann die Liga nicht neu starten beziehungsweise die Saison wird so nicht zu Ende gespielt.

Das für Sonntag bei Hannover 96 angesetzte Spiel kann ebenso wenig stattfinden wie das Heimspiel am darauffolgenden Wochenende gegen Fürth. Der von der Deutschen Fußball-Liga (DFL) zugesicherte faire Wettbewerb für die neun noch ausstehenden Spieltage ist damit bereits ad absurdum geführt, die angestrebte Chancengleichheit dahin.

Der DFL-Vorwurf, nach dem Beschluss des Gesundheitsamtes Dresden am vergangenen Samstag nicht schnell genug den Ligaverband informiert zu haben, ist laut Dynamo aber inzwischen ausgeräumt. "Wir haben nach bestem Wissen gehandelt", sagt Minge, der den Tagesablauf noch einmal skizziert. Demnach ist um 15.45 Uhr die Entscheidung der Behörde gefallen, dass die gesamte Mannschaft bis 23. Mai in Quarantäne muss. Trainiert wird nun mittels Videokonferenzen, zu denen alle gesunden Spieler zugeschaltet sind. 

Nach der Quarantäne dann drei Spiele im Rückstand

Wann Dynamo wieder in den Spielbetrieb einsteigen kann, ist weiter offen. Außer den Spielen gegen Hannover und Fürth wird auch die für die letzte Mai-Woche angesetzte Partie gegen Bielefeld nicht wie geplant stattfinden. Dies habe die DFL dem Verein mittlerweile zugesichert, sagt Born. Unterstützung habe man in der Sache auch von anderen Zweitligisten erhalten. "Es wird die nächsten Tage Thema sein, einen verträglichen Konsens zu finden. Ich kann mir nicht vorstellen, dass wir dort an den Start gehen können", bekräftigteMinge.

Das denkbare Modell, dass die gesamte zweite Liga erst nach Dynamos Quarantäne die Saison fortsetzt, ist dagegen kein Thema. "Das wird es nicht geben", sagt der Sportchef kurz und knapp. Damit wird das Heimspiel am Pfingstwochenende gegen den Bundesliga-Absteiger VfB Stuttgart sehr wahrscheinlich Dynamos erster Einsatz. Die Konkurrenz ist dann schon drei Spiele voraus, während die Dresdner neun Spiele in vier Wochen bestreiten müssten. Für den 28. Juni ist der 34. und letzte Spieltag angesetzt.

Bei einem Saisonabbruch soll es zwei Absteiger geben

Über den inzwischen bekannt gewordenen Antrag der DFL, wonach es bei einem Saisonabbruch definitiv zwei Absteiger gibt, wird in der Videokonferenz mit den 36 deutschen Profiklubs an diesem Donnerstag nun nicht abgestimmt. Dies sei in einer Vorbesprechung erst von den Erst- und dann auch von den Zweitligisten abgelehnt worden. Die Entscheidung wurde deshalb vertagt. Born betont aber: "Ich kann mir nicht vorstellen, dass wir einer Regelung zustimmen, dass es bei Abbruch der Saison Absteiger geben wird." 

Dynamo hat als Tabellenletzter vier Punkte Rückstand auf den ersten Nichtabstiegsplatz, ein Zähler ist es bis zu Rang 16, der in dem Worst-Case-Szenario für den Klassenerhalt reichen würde.

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