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Wiegers statt Schubert im Dynamo-Tor

Der erfahrene Ersatzmann war nur noch die Nummer drei - jetzt soll er im Heimspiel gegen den FC St. Pauli helfen, den Klassenerhalt zu sichern. Das ist nicht ohne Risiko.

Von Sven Geisler
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©  Robert Michael

Dynamo wechselt den Torwart. Das hatte Trainer Cristian Fiel bereits am Donnerstag angekündigt, allerdings nicht verraten, wen er für Markus Schubert aufstellt. Der 20-Jährige war bisher unumstritten die Nummer eins, selbst bei vereinzelten Fehlgriffen wurde er nicht infrage gestellt. Doch jetzt geht es nicht um seine sportlichen Leistungen oder sein außergewöhnliches Talent. Seit klar ist, dass Schubert seinen Ausbildungsverein im Sommer verlässt, ist die Stimmung gekippt. Mit seiner Entscheidung hat Fiel darauf reagiert - aus zwei Gründen: Er will die maximale Unterstützung der Fans für das wichtige Heimspiel am Freitag, 18.30 Uhr, gegen den FC St. Pauli. Und er sieht die Gefahr, dass Schubert den zu erwartenden Reaktionen vor allem aus dem K-Block mental nicht gewachsen sein könnte.

Fiel hat sich für Patrick Wiegers und damit für die größere Erfahrung entschieden. Dabei war der 29-Jährige bereits seit der vorigen Saison nur noch der dritte Torhüter bei den Schwarz-Gelben. Doch Fiel hatte ihn bei seinem Amtsantritt wieder zum Ersatzmann bestimmt und damit Tim Boss vorgezogen. Der war im vorigen Sommer mit der Empfehlung, bester Torhüter in der 3. Liga gewesen zu sein, nach Dresden gekommen. Mit Schubert sollte Boss um den Platz zwischen den Pfosten kämpfen, aber eine Muskelverletzung im rechten Oberschenkel setzte den Neuzugang in der Vorbereitung außer Gefecht.

Wiegers hält gleich einen Elfmeter

Benjamin Kirsten muss verletzt raus, Patrick Wiegers kommt rein und gibt sein Debüt bei Dynamo. Der Torwart war erst im Spätherbst gekommen, hatte seine Karriere als Profi eigentlich schon abgehakt und Betriebswirtschaftslehre studiert. Doch dann kam alles ganz anders... 
Benjamin Kirsten muss verletzt raus, Patrick Wiegers kommt rein und gibt sein Debüt bei Dynamo. Der Torwart war erst im Spätherbst gekommen, hatte seine Karriere als Profi eigentlich schon abgehakt und Betriebswirtschaftslehre studiert. Doch dann kam alles ganz anders...  © Robert Michael
Gleich in seinem ersten Spiel gegen Energie Cottbus hielt Wiegers einen Elfmeter, später auch gegen Wiesbaden. Mit seinen Paraden begeistert er die Fans.
Gleich in seinem ersten Spiel gegen Energie Cottbus hielt Wiegers einen Elfmeter, später auch gegen Wiesbaden. Mit seinen Paraden begeistert er die Fans. © Robert Michael
Im April 2016 feiert Wiegers mit Sportgeschäftsführer Ralf Minge im Kabinengang ausgelassen den Aufstieg in die zweite Liga. In den letzten fünf Spielen hatte er den verletzten Jannis Blaswich ersetzt. 
Im April 2016 feiert Wiegers mit Sportgeschäftsführer Ralf Minge im Kabinengang ausgelassen den Aufstieg in die zweite Liga. In den letzten fünf Spielen hatte er den verletzten Jannis Blaswich ersetzt.  © Robert Michael
Im Mai 2018) steht Wiegers (unten rechts) beim Sachsenderby in Aue mit im Fanblock. Der Bayer identifiziert sich mit Dynamo.
Im Mai 2018) steht Wiegers (unten rechts) beim Sachsenderby in Aue mit im Fanblock. Der Bayer identifiziert sich mit Dynamo. © Robert Michael

So war die Rangfolge zu Saisonbeginn klar: Schubert hält, Boss ist die Alternative, Wiegers sitzt auf der Tribüne. Dabei ist er der erfahrenste der drei Torhüter. Als er im Spätsommer 2014 nach Dresden kam, hatte er für Jahn Regensburg schon neun Spiele in der 2. Bundesliga gehalten - und 2010 in Dresden als Ersatzmann auf der Bank gesessen. Schon damals dachte er: "Es wäre cool, mal hier zu spielen." Danach klebte er das Dynamo-Logo in seinen Spind. Als er dann da war und sich Benjamin Kirsten im Ost-Duell gegen Energie Cottbus verletzte, gab Wiegers im Dezember 2014 sein Debüt für die Schwarz-Gelben, hielt einen Elfmeter. Mit seinen Paraden begeisterte er die Fans, die ihn auch vor einer Woche in Ingolstadt mit Sprechchören feierten, während sie Schubert verhöhnten.

Insgesamt hat Wiegers 24 Pflichtspiele für Dynamo bestritten, was nicht viel ist für nun fast fünf Jahre in einem Verein. Was jedoch wirklich ein Problem sein könnte: Von ein paar Tests abgesehen hatte er seinen letzten Einsatz am 21. Mai 2017 beim 1:1 gegen Bielefeld zum Saisonfinale. Damals war die Ausgangslage entspannt, die SGD stand auf Platz fünf.

Umso erstaunlicher war es, dass Wiegers seinen Vertrag damals gleich um drei Jahre bis Juni 2020 verlängert hat, aber Sportgeschäftsführer Ralf Minge erklärte: "Patrick hat in den vergangenen Jahren mehrfach verlässlich unter Beweis gestellt, dass er da ist, wenn er gebraucht wird." Nun könnte es soweit sein.

Boss dachte bereits an Vereinswechsel

Bisher nur in Testspielen wie gegen Dukla Prag im Januar eine Option: Markus Schubert (r.) geht, Tim Boss kommt.
Bisher nur in Testspielen wie gegen Dukla Prag im Januar eine Option: Markus Schubert (r.) geht, Tim Boss kommt. © Robert Michael

Denn Boss fehlt ebenso die Spielpraxis - in dieser Saison und in der zweiten Liga sowieso. Zudem musste der 25-Jährige zuletzt wegen einer Knieprellung ein paar Einheiten auslassen. Sein Vertrag gilt ebenfalls noch für die nächste Spielzeit. Zuletzt hatte er im Kurztrainingslager in Bad Gögging angedeutet, über einen vorzeitigen Abschied im Sommer nachdenken zu wollen, wenn er bei Dynamo keine Perspektive sieht. Die könnte sich für ihn durch den Schubert-Wechsel verbessern, allerdings spricht im Moment wenig dafür. Minge hat angekündigt, mit Stefan Kiefer (17 Jahre) den nächsten Nachwuchstorwart bei den Profis mittrainieren zu lassen - und einen neuen Schlussmann zu verpflichten: "Darüber hinaus wird es noch eine weitere Personalentscheidung auf der Position geben." Mit Boss werde man sich zusammensetzen, wenn der Klassenerhalt gesichert ist. Das ist es schließlich, was jetzt zählt.

Für die Partie gegen St. Pauli hat Fiel seine Startelf im Vergleich zum 0:1 in Ingolstadt außerdem auf drei Positionen verändert. Für den verletzten Sören Gonther (zwei Rippen angebrochen) beginnt Dario Dumic, für Patrick Möschl kommt Patrick Ebert ins Team und für Haris Duljevic ist Moussa Koné im Sturm zurück.

Dynamo spielt mit: Wiegers - Wahlqvist, Ballas, Dumic - Burnic, Nikolaou - Kreuzer, Atik, Ebert - Berko, Koné.