Dynamos dritter Hauptmann

Er hätte nicht in Fürth gespielt. Marius Hauptmann gehörte nicht zum Kader für die am Sonntag kurzfristig abgesagte Partie von Dynamo, nur 18 Spieler dürfen nominiert werden. Im Aufgebot der Dresdner stehen aber – die Verletzten mitgerechnet – 29 Profis. Der Trainer hat also die Qual der Wahl, so sagt das Cristian Fiel auch selbst. Dabei entscheidet er nicht etwa danach, wer beim Ständchen zu seinem 39. Geburtstag am Dienstagfrüh den richtigen Ton getroffen hat. „Fragt lieber nicht“, sagt er lachend über die Sangeskunst.
Doch nach einem Trainerwechsel wittert jeder eine neue Chance, wobei Hauptmann eine eben schon unter Maik Walpurgis bekommen hatte. Beim 3:1-Sieg in Duisburg am Tag vor Heiligabend durfte der
19-Jährige seine ersten Minuten in der zweiten Liga spielen. Vor der Saison ist er aus der eigenen Jugend aufgerückt, genau wie drei Jahre zuvor sein Bruder. Niklas Hauptmann steht inzwischen beim 1. FC Köln unter Vertrag, sein Transfer hat Dynamo 3,4 Millionen Euro gebracht, eine Rekord-Ablösesumme. Vater Ralf war 1993 für knapp eine Million Mark zum FC verkauft worden. Das waren andere Zeiten.
Nun startet also mit Marius ein dritter Hauptmann seine Karriere bei Dynamo. Der Name, meint er, sei mal mehr, mal weniger belastend. „Einerseits bin ich stolz auf meinen Papa und meinen Bruder“, sagt er, „andererseits spielt es aber keine Rolle, weil ich ein eigener Charakter und Spieler sein und nicht auf meine Familie bezogen werden will.“ Mit einem bekannten Namen können zu hohe Ansprüche verbunden sein. Last sei das nicht, „es ist aber auch kein Vorteil“, meint Marius Hauptmann. Vater Ralf spielte für Dynamo 67- und für Köln 138-mal in der Bundesliga, hält sich aber zurück. „Er hat uns nie zu etwas gedrängt, sondern sagt: Wenn ihr Fragen habt, dann fragt. Und einen kleinen Tipp nehme ich gerne an“, sagt Marius.
Sein älterer Bruder, der gerade wegen einer Meniskus-Operation ausfällt, sei für ihn natürlich Ansporn, es ihm nachzumachen. „Mit Niklas verbindet mich sicher der Ehrgeiz“, sagt Marius – und nennt die Unterschiede: „Er ist ein Zentrumspieler mit sehr guter Balltechnik und Übersicht, ich komme eher über Außen, rechts wie links, und über meine Schnelligkeit, kann mich im Zweikampf behaupten.“ Vielleicht bekommt er dazu Gelegenheit, wenn Dynamo das zweite Mal nach Fürth fährt. Die Partie wird am Donnerstag, dem 4. April, 19 Uhr nachgeholt.
Fiel bezieht die jungen Spieler ausdrücklich in seine Überlegungen ein. „Sie sind dabei, also sind sie auch bereit“, sagt der Chefcoach. Marius Hauptmann weiß jedoch, dass es Zeit braucht. Niklas ist sein bestes Beispiel, denn der hatte in seinem ersten Profi-Jahr auch nur zwei Kurzeinsätze von insgesamt 31 Minuten in der 3. Liga.