Warum Dynamo auf eine Nullnummer stolz ist

Als Heidenheims Trainer Frank Schmidt nach der Nullnummer gegen Dynamo ausführlich über das Positions- und Flügelspiel seiner Mannschaft dozierte, wirkte sein Kollege fast ein wenig abwesend. Konzentriert und mit teilweise zusammengekniffenen Augen schaute Markus Kauczinski stattdessen auf den TV-Bildschirm, der im Presseraum des Heidenheimer Stadions hängt. Zu sehen waren die Höhepunkte des Spiels, also die von Darmstadts 2:2 gegen Osnabrück.
Dazu muss man wissen: Darmstadt ist Dynamos nächster Gegner, an diesem Freitagabend kommen die Hessen nach Dresden. Anschließend wurde dann noch die Zweitliga-Tabelle eingeblendet. Auch die studierte Kauczinski intensiv – um später festzustellen: „Mit der Tabelle beschäftigen wir uns nicht. In der ersten Länderspielpause schauen wir da mal drauf. Jetzt lohnt sich das nicht.“
Er selbst hält sich zwar offenbar nicht ganz an die Ansage, hat aber recht. Viel passiert ist in der Tabelle tatsächlich nicht. Punktet der VfL Bochum am Montagabend gegen den Tabellendritten Hamburger SV, trennen die Dresdner weiterhin vier Zähler von einem Nichtabstiegsplatz. Verliert Bochum, wären es nur noch drei.
Wieder steht hinten die Null
Diese Rechnerei hielt Kauczinski dann aber wirklich für nebensächlich. „Wichtig ist das Gefühl, konkurrenzfähig zu sein, gegen jeden Gegner bestehen zu können“, betonte er. Und da hatte das Zweitliga-Schlusslicht Dynamo am Sonntag tatsächlich einen weiteren Schritt nach vorn gemacht.
Patrick Schmidt, der sich mit dem Gegner besonders gut auskennt, weil er bei den Schwaben noch unter Vertrag steht und nur auf Leihbasis für Dynamo spielt, ordnete die Nullnummer mit einem stolzen Unterton ein: „Die Heidenheimer werden immer ein bisschen kleiner gemacht, als sie sind. Wir haben beim Tabellenfünften einen Punkt geholt und kein Gegentor kassiert.“ Auch beim 1:0-Sieg zuletzt gegen Karlsruhe stand die Null – daraus ließe sich zumindest ein Minitrend ableiten.
Nimmt man allein die letzten 15 Minuten, war gegen Heidenheim sogar mehr möglich. Der in der Schlussphase eingewechselte Neuzugang Josef Husbauer feierte seinen Einstand mit einem Lattenschuss aus 17 Metern und fiel nicht nur deshalb auf. Kauczinski hatte noch am Freitag ausgeschlossen, dass der tschechische Nationalspieler nach einer fiebrigen Grippe zum Einsatz kommt.

Doch er entschied sich um, obwohl er „nur 20 Minuten mittrainieren konnte“. Man merke bei ihm sofort den Unterschied, sah sich der Trainer bestätigt. „Er hat ein super Auge, ist giftig in den Zweikämpfen, spielt die Bälle in die gefährliche Zone“, lobte auch Kapitän Florian Ballas und befand: „Wenn er das nach einer Woche Krankheit so umsetzt, bin ich mal gespannt, was er macht, wenn er eine volle Woche trainieren kann.“
Nur einige Zentimeter fehlten, und Husbauers gutes Debüt wäre ein spektakuläres geworden. So richtig ärgern wollte sich darüber aber keiner. „Man sollte realistisch bleiben“, forderte Marco Terrazzino. Denn das Unentschieden war durchaus gerecht. In der Defensivarbeit überzeugten die Dresdner erneut, genauso aber blieb in der Offensive einiges in den Ansätzen stecken. Das liege eben auch am Gegner, meinte Terrazzino. „Hier holen nicht so viele was.“
Auch Heidenheim tat sich schwer, hatte zwar mehr Chancen – doch wenige zwingende. Die größte vergab Tim Kleindienst kurz nach der Pause, der mit etwas Glück schon am Dynamo-Torwart Kevin Broll vorbei war. Dann aber rettete Chris Löwe vor dem einschussbereiten Angreifer.
Schmidt ärgert sich über vergebene Chancen
Löwe war kurzfristig für Brian Hamalainen in die Startelf gerutscht, der wegen eines Infekts ausfiel. Für den gelbgesperrten Dzenis Burnic feierte indes der Ex-Nürnbeger Ondrej Petrak sein Startelfdebüt. „Da gibt es Potenzial. Man hat beim Zusammenspiel mit den Nebenleuten gemerkt, dass sie sich erst noch aneinander gewöhnen müssen. Für den Kaltstart bin ich jedoch zufrieden“, erklärte Kauczinski.
Der Tscheche deutete zumindest an, dass er Ruhe am Ball hat und Übersicht. Die ersten beiden Chancen im Spiel hatte mit Schmidt ausgerechnet der Ex-Heidenheimer. Erst schoss er am Tor vorbei, dann verfehlte er nach einer Terrazzino-Eingabe nur knapp den Ball. „Da fehlten ein paar Zentimeter. Mit ein bisschen Spielglück hätten wir sogar gewinnen können“, ärgerte sich Schmidt.
Aber auch bei ihm gilt: Es wäre vermutlich des Guten ein bisschen zu viel gewesen. Und selbst mit dem 0:0 ist die Bilanz nach den zwei Spielen nach der Winterpause durchweg positiv. „Wir sind absolut im Soll, so kann es gern weitergehen“, sagte Ballas, und der Kapitän stellte fest: „Wenn wir die Heimspiele gewinnen und auswärts nicht verlieren, sieht es, denke ich, ganz gut aus.“ Zumindest mit der Gegneranalyse hat Kauczinski in Heidenheim ja bereits begonnen.