Von Romy Kühr
Für Amadeus Egermann ist der Gottesdienst am Sonntag in der Ebersbacher Kirche ein ganz Besonderer. Es wird sein erster öffentlicher Auftritt als Kantor sein. Er tritt die Nachfolge von Johannes Arnold an, der schon Ende November nach fast 40 Jahren im Dienst in den Ruhestand ging.
Amadeus Egermann tritt in große Fußstapfen. Angst macht ihm das nicht. – Im Gegenteil: „Es ist schön, wenn schon etwas da ist, worauf man aufbauen kann. Herr Arnold hat mehrere Kinderchöre etabliert und eine erstaunliche Arbeit geleistet.“ Die intensive Arbeit mit den insgesamt vier Kinder- und Jugendgruppen will der neue Kantor beibehalten. Ein Kindermusical will er gemeinsam mit den jungen Sängern wahrscheinlich im Mai aufführen. Für alle anderen Konzerte und musikalischen Höhepunkte in der Kirchgemeinde ist er derzeit noch in der Planung. Deren Organisation gehört auch zu den Aufgaben des Kantors.
Einige der Musiker und Chormitglieder hat Amadeus Egermann schon kennengelernt. Er freut sich auf die Zusammenarbeit mit ihnen. „Die Menschen gehen sehr positiv auf mich zu.“ Er freut sich aber auch über neue Gesichter in der musikalischen Gemeinde. Als er sich im November vergangenen Jahres als Bewerber dem Kirchenvorstand vorstellte, gehörte auch eine Chorprobe mit den Kindern und erwachsenen Sängern dazu. Noch im selben Monat hatte er die Zusage aus Ebersbach erhalten. „Ich hätte schon im Dezember anfangen können.“ Mit seinem Vorgänger einigte er sich aber darauf, dass jeder in der Weihnachtszeit noch in seiner Gemeinde bleibt. Amadeus Egermann arbeitete zuvor freiberuflich als Musiker, war unter anderem in Kirchgemeinden tätig. „Die Weihnachtszeit ist die Hochzeit für Kirchenmusiker. Wir hatten einiges vorbereitet. Da kann man die Leute nicht einfach alleinlassen.“
Gelebt und gearbeitet hat Egermann bis vor kurzem in Neukirch, der 35-Jährige ist gebürtiger Bautzner. Sein Großvater Eberhard Ebermann war Kantor und Komponist in Bautzen. Mit seiner Frau – ebenfalls Kirchenmusikerin – zog Amadeus Egermann jetzt nach Ebersbach in die Kantorei an der Hauptstraße. Zwar hat er als Kantor keine Residenzpflicht wie ein Pfarrer. Für ihn war es aber selbstverständlich, dass er an seinen Arbeitsort zieht. Als Kantor habe er mit den Menschen vor Ort zu tun. „Ich will am Gemeindeleben teilnehmen und Ansprechpartner sein.“ Ein Ansprechpartner ist er auch für andere Gemeinden – wenn es um deren Orgel geht. Amadeus Egermann ist zusätzlich zu seiner Arbeit als Kantor Orgelsachverständiger der Landeskirche. Er berät Kirchgemeinden, wenn die Orgel kaputt ist. Funktioniert eine Orgel nicht mehr richtig, wird er gerufen, sieht sich das gute Stück an und rät, was zu tun ist. „Manchmal hilft schon eine professionelle Grundüberholung. Die sollte jede Orgel etwa alle 20, 30 Jahre bekommen.“
Das alte Kircheninstrument fasziniert den jungen Mann schon lange. Für seine Arbeit als Orgelsachverständiger hat er deshalb Kurse besucht, unter anderem an der Orgelbauschule in Ludwigsburg. Er absolvierte ein Praktikum in der Bautzener Firma Eule und befasste sich dort ganz praktisch mit dem Orgelbau. Eine Eule-Orgel wird er auch selbst in Ebersbach spielen.
Einführungsgottesdienst: Sonntag, 10. März, 14 Uhr in der Barockkirche Ebersbach