Von Katja Schäfer
Wie vor 30 Jahren kann sich fühlen, wer am Freitag auf den Festplatz an der Schiller-Schule in Weigsdorf-Köblitz kommt. Die Freiwillige Feuerwehr des Ortes lässt anlässlich ihres 130-jährigen Jubiläums alte Zeiten aufleben. „Damals rückten bei den Dorffesten ganze Brigaden des Motorenwerkes und der anderen Betriebe komplett ins Festzelt ein“, erzählt Ortswehrleiter Hagen Bergner. So soll es auch dieses Wochenende sein. „Vor allem die damaligen Beschäftigten sind zu einer Wiedersehensfeier eingeladen“, sagt der Hauptbrandmeister und verrät: „Es ist uns gelungen, eine Gruppe von damals ausfindig zu machen: Die ,Flamingos‘ bieten eine zweistündige Mugge. Und damit alle sicher heim kommen, wird an diesem Abend sogar der Werksverkehr wieder eingeführt.“
Hagen Bergner selbst ging vor 30 Jahren gerade mal seine ersten Schritte als künftiger Floriansjünger. 1974 trat er in die Arbeitsgemeinschaft „Junge Brandschutzhelfer“ ein. Da Mutter und Vater sich in der Feuerwehr engagierten, stand für den Weigsdorf-Köblitzer außer Frage, selbst aktives Mitglied zu werden. Seit 1980 ist er das und sagt von sich: „Mein Hobby ist die Feuerwehr. Das muss so sein.“ Über die Zahl seiner Einsätze führt er nicht Buch, doch an die dramatischsten erinnert er sich auch so. Zum Beispiel den Brand eines Drei-Seiten-Hofes vor ungefähr zehn Jahren in Cunewalde. „Die Scheune stand bereits in Flammen. Wir waren im Wohnhaus, um es zu retten, und haben erst spät gemerkt, dass das Feuer schon direkt unter uns loderte“, erzählt der 42-Jährige. Auch an einen schlimmen Dachstuhlbrand in Halbendorf, bei dem die Einsatzkräfte Stromschläge bekamen, denkt er nur mit Schaudern zurück. „Wenn Alarm ist, bleibt meist keine Zeit, sich von der Frau richtig zu verabschieden. Und dabei weiß man nie, ob man zurückkommt“, bemerkt Hagen Bergner nachdenklich und fügt an: „Die Familie muss dahinter stehen, sonst geht’s nicht.“ Seine Kinder – sieben und fünf Jahre alt –, hat er zum Teil schon mit der Feuerwehr-Leidenschaft angesteckt. „Der Kleine besitzt Hunderte von Feuerwehr-Autos“, erzählt er schmunzelnd.
Dieser Tage bekommt der Nachwuchs den Vater nur sehr selten zu Gesicht. Denn wenn Hagen Bergner nicht gerade Schicht als Elektriker hat, macht er gemeinsam mit den anderen Kameraden letzte Handgriffe zur Vorbereitung der Jubiläumsfeier. Dass sie gerade zu Pfingsten stattfindet, ist Zufall. Immer am ersten Juni-Wochenende stellt die Feuerwehr das Dorffest auf die Beine – diesmal eben im Zeichen des 130. Geburtstages. Viel haben sich die 44 Aktiven und die 21 Mitglieder der Alters- und Ehrenabteilung dafür einfallen lassen. Einer der Höhepunkte ist das Kinderprogramm am Sonntag, das Grundschüler, Mitglieder des Carnevalclubs sowie der Jugendfeuerwehr darbieten. Die Schiller-Schule gestaltet eine Extra-Ausgabe der Schülerzeitung sowie einen Kalender mit Bildern aus der Feuerwehrgeschichte. An allen vier Tagen ist auf dem Festplatz allerhand los. Doch es wird nicht nur lautstark gefeiert, sondern auch mit einer Kranzniederlegung verstorbener Kameraden gedacht.