Von Kerstin Unterstein
Kamenz als Schulort und Leipzig als Studienort – das sind zwei Parallelen, die Gotthold Ephraim Lessing und Dr. Danny Weber verbinden. Der 31-jährige ehemalige Kamenzer Lessingschüler sprach jetzt, sozusagen als Nachschlag zu den diesjährigen Kamenzer Lessingtagen, über Leipzig zur Zeit des größten Kamenzer Sohnes. 1746 wurde Gotthold Ephraim Lessing, nach fünf Jahren Fürstenschule St. Afra in Meißen, an der Universität Leipzig in der theologischen Fakultät immatrikuliert. Danny Weber, 1978 in Räckelwitz geboren, machte in Kamenz Abitur, studierte dann Geschichte in Leipzig, promovierte 2007 zum Thema „Leipzig im 18. Jahrhundert“ und wird am 1. Mai 2009 die Leitung des Archivs der Leopoldina in Halle/Saale übernehmen. Eines der ältesten Akademiearchive der Welt also. Dr. Danny Weber, der Abiturient der Kamenzer Lessingschule, kann damit also den Geburtsort Lessings weltweit ein Stück bekannter machen.
Unterhaltsamer Vortrag
Beim Blick auf das Thema seiner Dissertation schien es beinahe zwingend, dass sich der ehemalige Lessingschüler mit Lessings Zeit in Leipzig besonders beschäftigte. Marion Kutter, Vorsitzende des Kamenzer Geschichtsvereins, freute sich, dass diese Erkenntnisse wunderbar in das jährliche Projekt „Lessings Lebenswelten“ passten. In einem sehr unterhaltsamen Vortrag erfuhren die Besucher im bestens gefüllten Röhrmeisterhaus nun so manches über die Reize der Stadt Leipzig, besonders für junge Leute – im 18. Jahrhundert, aber auch heute. Danny Weber nahm die Zuhörer mit auf einen Stadtrundgang, in dessen Mittelpunkt prägnante Punkte der Stadt standen. Direkt über Lessings Zeit in Leipzig sei relativ wenig überliefert, da viele Briefe verloren gegangen seien. Jedoch seine permanenten Geldsorgen, seine Kontakte zur Schauspielertruppe der Neuberin, die Lessings erstes Stück „Der junge Gelehrte“ 1748 uraufführte sowie sein geringes Interesse für das eigentliche Studium seien doch bekannt.
Auf der anderen Seite, so war sich Dr. Danny Weber sicher, lernte Lessing in diesem zu jener Zeit bedeutendsten deutschen Messeplatz „schlicht zu leben“ und löste sich von den autoritären Ansichten des Elternhauses.
Wehmut zu spüren
Den Worten Webers war immer wieder auch etwas Wehmut anzumerken über die Entwicklung von Leipzig, das er als „fast mein Zuhause“ bezeichnete. Mit einer der besten Universitäten Europas, den mehrmaligen Messen im Jahr und der „Leipziger Freiheit“, die Ideen und Worte ebenso einschloss wie religiöse Toleranz, sei Leipzigs Bedeutung im 18. Jahrhundert sehr groß gewesen. Zudem sei 1750 jedes dritte in Deutschland gedruckte Buch aus Leipzig gekommen. Nicht nur, dass aktuell noch nicht mal über das 1000. Jubiläum der ersten Erwähnung 2015 nachgedacht werde, sah Danny Weber mit einem weinenden Auge… Gerade Dinge, wie die aufkommende Kaffeehauskultur oder das spezielle Messegewerbe hätten Leipzig zu einer Stadt von Welt gemacht. Oder wie es Lessing selbst formulierte: „Leipzig ist eine Stadt, in der man „die ganze Welt in klein sehen kann.“