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Ehemaliger Meißner Taxifahrer sitzt erneut im Gefängnis

Ihm und vier weiteren Beschuldigten werden Insolvenzverschleppung und Betrug vorgeworfen. Es besteht Flucht- und Verdunklungsgefahr.

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Von Jürgen Müller

Der wegen Betrugs und Computerbetrugs im Jahre 2007 rechtskräftig zu vier Jahren Haft verurteilte Meißner Karsten W. ist seit gestern in Untersuchungshaft. Ihm sowie drei weiteren Männern und seiner Frau werden von der Staatsanwaltschaft Dresden vielfacher gemeinschaftlicher gewerbsmäßiger Betrug und vorsätzliche Insolvenzverschleppung vorgeworfen. Sie sollen Existenzgründer betrogen haben. Am Mittwoch wurden bundesweit 28 Objekte durchsucht, unter anderem in Meißen, Riesa und Oschatz, und dabei Beweismaterial sichergestellt. Die Staatsanwaltschaft sieht bei ihm Flucht- und Verdunklungsgefahr. „Es gibt doch noch Gerechtigkeit in Deutschland“, sagt gestern Ina Markwart aus Filderstadt. Sie betreibt mit ihrem Mann den Krankenfahrtdienst Schwaben und ist eine von vielen geschädigten Franchisenehmern. „Allen war doch bekannt, was der getrieben hat, und niemand hat bisher etwas unternommen. Ich hoffe, dass er jetzt seine gerechte Strafe erhält“, sagt sie. Ina Marktwart hat ein Versäumnisurteil gegen die TM Logistic über gut 90 000 Euro erstritten.

Karsten W. hatte sich schon einmal seinem Haftantritt durch Flucht ins Ausland entzogen. Er hatte sich nach Italien abgesetzt und war im Begriff, dort eine neue Firma aufzubauen. Einen Großteil seiner vier Jahre, zu denen er 2007 wegen mehrfachen Betruges und Computerbetruges verurteilt wurde, saß er ab. Er hatte sich Geld im sechsstelligen Bereich von anderen Firmen auf sein eigenes Konto überweisen. Der größte Teil davon konnte zurückgebucht werden. Außerdem betrog er zahlreiche Handwerker in der Region, indem er Waren bestellte und Arbeiten ausführen ließ, diese aber nicht bezahlte.

Auch seine Frau ist vorbestraft, wurde wegen Betruges und Hehlerei zu einem Jahr und sechs Monaten auf Bewährung verurteilt. Sie war zuletzt Gesellschafterin und Prokuristin des Krankenfahrdienstes Sachsen, der Ende vorigen Jahres Insolvenz anmeldete. Allein hier verloren 24 Leute ihren Job. Mit der Firma TM Logistic verkauften W. und seine Frau ein Geschäftsmodell für Krankenfahrdienste. Die Franchisenehmer mussten eine Gebühr von 19 500 Euro zahlen, um das Geschäftsmodell nutzen zu können. Dabei soll mit falschen Zahlen gearbeitet worden sein, so dass die Unternehmen pleitegingen. Auch die Firma TM Logistic meldete Insolvenz an.

Insgesamt sollen die Beschuldigten rund eine halbe Million Euro an Franchisegebühren eingenommen haben. Ihnen werden weitere Betrugshandlungen in beträchtlichem Ausmaß vorgeworfen.

W.´s Anwalt Dr. Andreas Maier sieht keine strafbaren Handlungen seines Mandanten. Sandra Frauenheim-Enzmann, die Anwältin von Frau W., wollte gestern nichts sagen. „Wir werden jetzt Akteneinsicht beantragen, sehen, was an den Vorwürfen dran ist und uns zum gegebenen Zeitpunkt äußern“, sagte sie der SZ.

Nicht überraschend kommt für Rechtsanwalt Sandro Dittmann die Verhaftung. Er ist der Insolvenzverwalter vom Krankenfahrdienst Sachsen. In seinem Gutachten hatte er das Geschäftsgebaren analysiert und dabei unter anderem festgestellt, dass W., der in der Firma gar nichts zu suchen hatte, als „faktischer Geschäftsführer“ agierte. Das Gutachten ging auch der Staatsanwaltschaft zu. „Dass W. verhaftet wird, war nur eine Frage der Zeit“, sagte er gestern. Auf das Insolvenzverfahren haben die Ermittlungen und die Verhaftung derzeit keinen Einfluss. Am 24. April wird es am Insolvenzgericht Dresden dazu einen nichtöffentlichen Erörterungstermin geben. Der Insolvenzverwalter hofft, dass bei den Durchsuchungen Hinweise auf Vermögen gefunden wurden. Dies würde sich auf die Quote der Gläubiger auswirken. Um diese sei es derzeit schlecht bestellt. 54 Gläubiger haben Forderungen von knapp 400 000 Euro gestellt.Seite 21