Eher Essig oder doch ein edler Tropfen?

Der östlichste Weinberg Deutschlands ist in Ostritz am Kloster Marienthal zu finden. Doch auch in anderen Gegenden der Oberlausitz gab es einst Weinanbau. Im Raum Löbau galt das Cunewalder Tal als Rebengegend, wie der Bautzener Lehrer und Heimatforscher Otto Flössel vor über 65 Jahren in einer Publikation feststellte.
Dort wurden Mitte des 18. Jahrhunderts die ersten Weinberge angelegt. Das soll 1749 im Cunewalder Mitteldorf „auf einer wüsten Anhöhe“ geschehen sein, wie Urkunden belegen. Die Reben wurden aus Böhmen eingeführt. Es gab sogar ein festes Winzerhaus mit einem ausgemauerten Weinkeller.
Doch der Ertrag ließ meist zu wünschen übrig. Oft machten Fröste im Frühjahr und im Herbst den Stöcken zu schaffen, sodass mitunter höchstens „fünf bis sechs Eimer“ im Jahr geerntet wurden. Letztlich lohnte sich der Weinanbau im Cunewalder Tal nicht, schon 1774 wurde er wieder eingestellt. Das Winzerhaus wurde Jahre später ein Opfer der Flammen.
Cunewalde war ohnehin ein Spätzünder in Sachen Weinanbau in der Oberlausitz. In Bautzen begann man damit bereits um 1370, in Kamenz um 1430 und in Görlitz 1410. Der Stadt an der Neiße muss beim Weinbau das Glück lange hold gewesen sein, wovon bis heute Flurbezeichnungen, ja sogar der Name eines Stadtteils, nämlich Weinhübel, künden. Dabei sollte bedacht werden, dass der Wein nicht nur des reinen Genusses wegen angebaut wurde. Seine Bedeutung erlangte er vor allem als Küchen-, Gewürz- und Kräuterwein.
Natürlich konnte der Oberlausitzer Wein mit der Klasse der Reben von Rhein, Mosel und anderen anerkannten Weingegenden nicht mithalten. Dennoch: Die bissige Kritik eines Bautzener Rektors mit Namen Martin Grünwald schoss 1696 über das Ziel hinaus: „Sonderlich dürfen wir uns in der Oberlausitz von unseren Weinstöcken nichts anderes einbilden, als was ein gewisser Autor von den Weinen in England schreibt: Er ist natürlicher Essig.“ (dD)
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