Zittaus Händler haben drei große Probleme

Ein Jahr ist Zittaus erster City-Manager Stephan Eichner gestern im Amt gewesen. Er ist unter einem hohen Erwartungsdruck an den Start gegangen, beim Verein "Zittau lebendige Stadt", der Interessenvertretung von Gewerbetreibenden aus Handel, Handwerk, Gastronomie und Dienstleistungsbetrieben angesiedelt und bekommt seine Aufgaben von einer Steuerungsgruppe, in der der Verein, die Stadt, die Stadtentwicklungsgesellschaft, die Stadtwerke und die Industrie- und handelskammer vertreten sind. Im Gespräch mit der SZ zieht er Bilanz über die vergangenen zwölf Monate.
Herr Eichner, Sie sind nun seit einem Jahr Zittaus City-Manager. Wie geht es Ihrer Hauptklientel, den Innenstadt-Händlern?
Wir haben Händler, die gut am Markt positioniert sind und wir haben welche, die Unterstützung benötigen.
Der Anteil, der Unterstützung braucht, ist ungleich größer, oder? Schließlich schließen mehr Läden als öffnen.
Das stimmt, aber damit ist Zittau nicht allein. Der stationäre Handel hat deutschlandweit ähnliche Probleme, die Ballungszentren mal ausgenommen. Überall nimmt die Zahl der Läden ab und der Leerstand zu. Im Rahmen meiner Möglichkeiten versuche ich, diesem Trend entgegenzuwirken.
Was können Sie als Ein-Personen-City-Management dagegen ausrichten?
Ich helfe vor allem beim Marketing und der Werbung. Vor Ostern haben alle Haushalte in Zittau und im Umland Rabatt-Coupons der Händler und Gastronomen im Briefkasten gehabt. Das werden wir fortsetzen, die nächste Coupon-Aktion läuft Anfang Juni, wenn unser Stadtmagazin erscheint.
Vor einem Jahr haben Sie gesagt, das eine Ihrer zwei wichtigsten Aufgaben die Kommunikation mit den Händlern und Gastronomen in der Innenstadt ist, um deren Probleme zu erfahren. Welche Probleme haben sie?
Die drei größten sind die mit den Parkplätzen, den Öffnungszeiten und aktuell mit der Verkehrssituation.
Was treibt Händler und Gastronomen bei diesen Themen um?
Die Händler wünschen sich einheitliche Öffnungszeiten. Die Vorstellungen über die optimalen Zeiten gehen allerdings weit auseinander. Die Parkplatzsituation ist mit der weitgehenden Gebührenfreiheit am Sonnabend und der Brötchentasten-Regelung prinzipiell besser geworden. Davon hat unter anderem die Frauenstraße profitiert. Aber der zentrale Parkplatz an der Breite Straße wird noch zu wenig genutzt und die Händler am Markt wünschen sich auch eine Brötchentasten-Regelung. Und zur aktuellen Verkehrssituation: Die Kunden wissen gar nicht mehr, wo noch Zufahrten zur Innenstadt offen sind.
Transportieren Sie diese Probleme an die zuständigen Stellen?
Ja, unter anderem in der Steuerungsgruppe aus Verein, Stadt, Stadtentwicklungsgesellschaft, Stadtwerken und IHK, von der ich meine Aufgaben bekomme, berichte ich und spreche die Probleme an. In der Gruppe habe ich zum Beispiel vorgeschlagen, dass wir eine Art Zufahrtswegweiser entwerfen und auf verschiedene Webseiten wie die der Stadt, der Touristinformation, des Vereins und in die sozialen Netzwerke stellen.
Ist Ihr Vorschlag angenommen worden?
Ja, wir arbeiten daran.
Und zeichnen sich Lösungen für die anderen beiden Probleme ab?
In der Marktwirtschaft entscheidet jeder Gewerbetreibende selbst über seine Öffnungszeiten. Das Thema wird innerhalb des Vereins weiterhin diskutiert. Zum Parkplatz-Problem bin ich mit der Stadt im Gespräch.
Die andere der zwei wichtigsten Aufgaben ist die Innenstadtbelebung, sagten Sie vor einem Jahr. Da haben Sie schon einiges angeschoben.
Ja, zum Beispiel habe ich die Veranstaltungsreihe "Ab nach Zittau" gegründet. Ich möchte die Veranstaltung einmal im Monat anbieten, bemühe mich die Gewerbetreibenden einzubinden und suche Sponsoren. Das aktuellste Projekt sind Übersichtstafeln mit den gastronomischen Angeboten in Zittau.
Die haben Sie aber schon vor einem Jahr angekündigt.
Die Abstimmungsprozesse haben länger gedauert als ich mir gewünscht hätte. Aktuell warten wir darauf, dass die Handwerker freie Kapazitäten haben, um die Schilder aufzustellen. In 14 Tagen sollen sie stehen.
Wo?
Am Klosterplatz und an der Kreuzkirche als Erweiterung der Stadtpläne. Am Parkplatz Breite Straße wird später eine separate, neue Tafel aufgestellt.
Sie hatten auch angekündigt, in Polen und Tschechien für die Angebote der Zittauer zu werben. Ist Ihnen das gelungen?
Wir haben mit Unterstützung der IHK und einer tschechischen Marketingagentur für das Lichterfest und den Weihnachtsmarkt in Tschechien geworben. Die Zahl der tschechischen Besucher war immens, die Händler sehr zufrieden. Die Werbung in Tschechien werden wir noch ausbauen.
Außerdem wollten Sie für den Verein "Zittau lebendige Stadt" Mitglieder werben. Vor einem Jahr waren es reichlich 50. Wie viele sind es jetzt?
76.
Was wird im zweiten Jahr Ihrer Amtszeit eine neue Herausforderung?
Die Übernahme des SamsMarktes am 22. Juni. Aktuell haben wir 65 Anmeldungen von Händlern aus Polen, Tschechien und Deutschland. Eine große Veranstaltung wird auch "Zittau aktiv" am 6. Juli auf dem Markt, bei der wir den 2018 ins Leben gerufenen Stadtwerke-Cup mit dem "Tischkicker" aus echten Menschen integrieren wollen. Außerdem möchten wir gern an den Erfolg beim sächsischen City-Wettbewerb "Ab in die Mitte" anknüpfen. 2018 war es uns in Zusammenarbeit mit der Stadt und der Stadtentwicklungsgesellschaft gelungen, zwei Preise zu gewinnen.
Zittau wird also wieder ein Projekt einreichen?
Ja. Schon deshalb, weil die diesjährige Abschlussveranstaltung, die 2018 in Leipzig stattfand, in diesem Jahr in unserem Bürgersaal ausgerichtet wird.
Mit welchem Projekt wird sich Zittau bewerben?
Das kann ich noch nicht sagen. Da das Thema erst vor wenigen Tagen bekanntgegeben wurde, befinden wir uns noch in der Findungsphase.
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