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Eierschecke nach Familientradition

Leutersdorf. Bereits 100 Jahre wird in der Bäckerei und Konditorei Wenzel gebacken. Torsten Kunze leitet sie in vierter Generation.

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Von Angelika Dornich

Was ich nach altbewährten Rezepten backe“, überlegt der 38-jährige Konditormeister Torsten Kunze, „Eierschecke, Käsekuchen, Kleckskuchen – na, eigentlich vieles.“ Mutter Anita Wenzel fügt hinzu: „Und Brot noch mit richtigem Sauerteig, damit es nicht so schnell schimmelt.“ Sie sind stolz auf die 100-jährige Backtradition in Familienhand.

1906 war es Bäckermeister Bruno Wenzel, der die Bäckerei, Am Wehr 1, eröffnete. „Das war schon ein risikoreiches Unterfangen“, erklärt der jetzige Besitzer Torsten Kunze. Immerhin gab es damals zwölf Bäckereien in Leutersdorf. „Tageseinnahmen von 2,50 Mark waren nicht selten.“ Doch mit Fleiß und viel Engagement schaffte sich Bruno Wenzel einen festen Kundenkreis. 1936 übertrug er die Verantwortung auf seinen Sohn Otto, der sich bereits als Konditor einen guten Namen gemacht hatte. Sein meisterliches Können brachte ihm so manche Siegestrophäe bei fachlichen Wettbewerben und Ausstellungen ein. Besonders begehrt waren seine Torten und Eisbomben. „Die lohnen sich in der heutigen Zeit aber nicht mehr“, sagt Torsten Kunze.

Leider verstarb Otto Wenzel bereits im Alter von 56 Jahren an Kriegsfolgen, so dass 1963 Sohn Joachim den Familienbetrieb übernahm. Bis dahin hatte dieser sich als Konditormeister in Hamburg Berufslorbeeren verdient. Nun setzte er das erfolgreiche Erbe fort, die Konditorei Wenzel wurde über die Ortsgrenzen hinaus zum Begriff guter Handwerksarbeit. „Wir haben auch viel gebaut, rekonstruiert, den Betrieb erweitert und auf den neuesten Stand gebracht“, berichtet der heute 74-Jährige, der noch bis vergangenen Herbst in der Backstube mithalf.

Das Zepter hat er jedoch schon 1995 an seinen Stiefsohn Torsten Kunze weitergegeben. Denn seine zwei leiblichen Söhne Ralf und Lutz zog es hinaus in die weite Welt. „Seit acht Jahren führen sie gemeinsam in San Francisco, also in Kalifornien, eine Konditorei und erarbeiteten sich wiederholt die dort begehrte Auszeichnung ,Beste Konditorei der Stadt‘“, erzählt Anita Wenzel. Ihr Sohn Torsten Kunze erlernte in der Seifhennersdorfer Bäckerei Fischer das Bäckerhandwerk, dann im elterlichen Betrieb Konditor und legte 1990 die Meisterprüfung ab. Neben der Wahrung alter Handwerkstraditionen bringt er auch Neues ein, so zum Beispiel dem derzeitigen Gesundheitstrend folgende Produkte wie Dinkelbrot.

Die Bäckerei und Konditorei Wenzel ist aber auch eine gute Handwerksschmiede. Seit 1952 wurden 39 Lehrlinge ausgebildet: 30 zum Konditor und neun als Bäckergesellen. Davon erwarben zehn den Meisterbrief, elf leiten mittlerweile selbst einen Betrieb, darunter die Zittauer bzw. Oderwitzer Konditormeister Klaus Weber und Frank Schuster, Obermeister Gerd Kolbe und Sohn Ralf in Oberseifersdorf sowie der Friedersdorfer Bäckermeister Christian Lehmann.

Hohen Anteil am Erfolg der Wenzel-Bäckerei und -Konditorei haben die Meisterfrauen. Sie hielten im Hintergrund die Fäden zusammen und sorgten für einen reibungslosen Ablauf. Vor allem Joachim Wenzels Mutter Lotte, die 1992 verstarb. Torsten Kunze hat seine Lebenspartnerin Annett Ullrich zur Seite stehen. Sie stammt ebenfalls aus einer Bäckerfamilie.