Das Bild zeigt einen blonden Dreikäsehoch, der einen Kuschelelefanten an sich drückt und den Fotografen anlacht. „Eineinhalb war er damals“, sagt Marianne Großmann und tippt mit dem Zeigefinger gegen die Glasscheibe. „Er war völlig normal, nichts war ihm anzumerken.“ Heute, 13Jahre später, liegt ihr Enkelsohn Tommy im Pflegebett nebenan. Eine Krankheit namens Muskeldystrophie zwingt ihn seit Jahren in den Rollstuhl.
Tommy kann sich kaum bewegen, wird nie wieder gehen können. Sein Alltag ist geprägt von Medikamenten, Behandlungen, Fernsehen gucken, Playstation spielen und Schlafen. Die Schule fällt derzeit aus, weil ihn Wirbeleinbrüche ans Bett fesseln. „Seit 14Wochen liegt er. Inzwischen haben wir ihn soweit, dass er zweimal am Tag zum Essen sitzen kann“, erzählt Mutter Dany Großmann.
Jetzt hat ihr Tommy einen Wunsch: Ein behindertengerechtes Badezimmer. Denn in das nur sechs Quadratmeter große Bad im Hause der Großmutter kommt er mit seinem Rollstuhl nicht rein. Um wenigstens ab und zu ein entspannendes Bad genießen zu können, muss der 40Kilo schwere Junge mit Mühe hineinbugsiert werden.
Die Lösung des Problems wäre ein Anbau an das Haus der Großmutter. Wie das aussehen könnte, hat der Oberhermsdorfer Ortschaftsrat Reiner Rechenberger, der ein Planungsbüro betreibt, schon gezeichnet. Ein Bauantrag ist eingereicht. Es gibt nur ein Problem: Die alleinerziehende Dany Großmann und ihre Mutter können sich die Baumaßnahme nicht leisten. Wegen der Krankheit kann Dany Großmann nur verkürzt arbeiten, sodass nicht genug Geld übrig bleibt.
Doch nachdem Tommys Wunsch im Infoblatt des Städtischen Pflege- und Betreuungsvereins Wilsdruff veröffentlicht wurde, nahmen sich einige Stadträte und die Stadtverwaltung der Sache an. Erste Spendengelder sind mittlerweile eingetrudelt. Tommy ist schon ganz gespannt. „Ich bade doch so gerne“, sagt er. „Früher konnten wir noch richtig ins Schwimmbad gehen.“
Schock im Spreewaldurlaub
Früher, dass ist noch gar nicht so lange her. Fünf Jahre. Fünf Jahre, die die Großmanns im permanenten Ausnahmezustand leben. Damals, mitten im Sommerurlaub im Spreewald, fiel der damals neunjährige Tommy hin und stand nicht wieder auf. Die Mutter kaufte einen Bollerwagen und setzte den Jungen hinein. Sie hatte immer gewusst, dass dieser Tag kommen musste.
Denn bereits als Tommy noch ein Kleinstkind war, wurden bei einer Routineuntersuchung Auffälligkeiten im Blutbild entdeckt. Die Diagnose war für die Mutter ein Schock: Muskeldystrophie, ein Gendefekt, der die Muskeln schrumpfen lässt und die Patienten lähmt. Fast nur Jungs sind davon betroffen. Aber bis zum Spreewaldaufenthalt war alles in Ordnung. „Tommy ging zur Schule, spielte Fußball, er war ein ganz normaler Junge.“ Seitdem geht es bergab, und ab und zu ein bisschen bergauf. „2007 war das schlimmste Jahr“, erzählt die Großmutter. Die Muskelkrankheit befiel das Herz, ein Katheder musste gelegt werden, ein paar Tage darauf kam ein Schlaganfall. Die Nieren versagten, seitdem muss Tommy jede Nacht für zehn Stunden ans Dialysegerät. Mutter Dany hat einen Kurs besucht, um die Behandlung zu Hause sicher zu stellen.
Irgendwie ist es allen gelungen, sich damit abzufinden. Platz für Träume gibt es dabei kaum. „Doch“, sagt Tommy, „Ich möchte nach Berlin in den Zoo.“ Seine Lieblingstiere sind die Elefanten.
Die Hilfe für Tommy wird über den Ortschaftsrat Rainer Rechenberger koordiniert. Er ist tagsüber unter 035203/30644 zu erreichen.