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Ein Bestseller von Wert bis in die Gegenwart

Hohnstein. Vor 220 Jahren erschien Götzingers „Geschichte des Amtes“.

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Von Manfred Schober

In diesem Jahr sind es 220 Jahre, dass Götzingers „Geschichte und Beschreibung des Chursächsischen Amts Hohnstein mit Lohmen“ erschien. Das Buch trug wesentlich zum Bekanntmachen der Sächsischen Schweiz bei und zählt wegen seines Inhaltes zur „klassischen“ Heimatliteratur.

Magister Wilhelm Leberecht Götzinger war noch Hauslehrer in Hohnstein, als er zu Beginn 1786 das Manuskript für das Buch abschloss. Erste Vorarbeiten dafür waren schon bald nach dem Abschluss des Theologiestudiums (1780) im Sebnitzer Elternhaus entstanden. Nachdem es ihm gelungen war, in Freiberg einen Verleger zu finden, ließ er eine mehrseitige Vorankündigung drucken, versandte sie an Interessenten und ließ sie durch Buchhändler verteilen.

So wurde damals oft verfahren, wenn sich Verleger und Verfasser Gewissheit über den Absatz des zu verlegenden Buches verschaffen wollten. Wer Götzingers Buch vorbestellte, hatte einen kleinen Vorteil. Während es später einen Taler und vier Groschen kosten sollte, brauchte er nur 20 Groschen bezahlen. Da die Liste der Vorbesteller später dem Buch vorangestellt wurde, kann man noch heute sehen, wer interessiert war. Die meisten Bezieher waren gelehrte und vermögende Personen, wie Kaufleute, Pastoren und Beamte. Unter ihnen sind auch Handwerksmeister und Bauern, wie Elias Mitzscherlich und Johann Christoph Endler aus Hertigswalde und J. G. Lange aus Schönbach. In Nixdorf interessierte sich Fuhrmann Herlt für das Buch. Prominentester Besteller war Karl Gottlob von Anton in Görlitz, einer der Mitbegründer der seit 1779 bestehenden Oberlausitzischen Gesellschaft der Wissenschaften zu Görlitz.

Eine ganze besondere Quelle

Die Vorankündigung enthält einen knappen Überblick über den Inhalt und Bemerkungen über die Gründe für das Schreiben. Das Amt Hohnstein mit Lohmen ist „sowohl wegen seiner Geschichte als natürlichen Beschaffenheit merkwürdig. Es hat nicht nur in Ansehung seiner Beherrschung ... viele und besondere Veränderungen erlitten ..., sondern wird auch dem Kenner und Liebhaber der Natur durch verschiedene merkwürdige und meines Wissens noch unbekannte Erscheinungen … auffallend (sein).“

Es sei ihm die Mühe wert gewesen, Geschichte und Beschreibung des Amtes und der Stadt Sebnitz „dem Freund der Geschichte und Natur in die Hände“ zu geben, zumal er dazu immer wieder von seinen Gönnern und Kennern der sächsischen Geschichte aufgefordert worden sei und seit Jahren alles gesammelt habe, was er über dieses Gebiet finden konnte. Er habe „an einer Quelle ganz unbekannter Nachrichten gesessen“, was ihm ermöglichte „die vielen unrichtigen Erzählungen“ zu verbessern und Unbekanntes bekannt zu machen.

Mit der „Quelle“ meint er das Amtsarchiv Hohnstein, das sich in der Schlosskapelle der Burg befand, und die alten Kirchenbücher von Sebnitz. Götzinger fügte dem Buch eine Sammlung 60 ungedruckter Urkunden zur Geschichte der Sächsischen Schweiz an. Sie erhöhen den Wert des Buches, da viele dieser Schriftstücke verloren gingen.