Ulrich Pauls ist Optimist, aber kein Utopist. Als Vorsitzender des Vereins „Wasserschloss Oberau“ kämpft er mit seinen Mitstreitern darum, das Kleinod zu erhalten. Im Gespräch mit der SZ sagt er, was geht und was nicht.
Herr Paul, was treibt jemanden an, sich als Rentner einer derartigen Herkulesaufgabe zu stellen?
Zum einen ist es, meine Freizeit sinnvoll zu verbringen. Zum anderen hat mich das Schloss schon immer fasziniert, seit ich nach meinem Studium in Meißen nach Gröbern gezogen bin.
Das Schloss, das über Jahrhunderte der sächsischen Adelsfamilie von Miltitz gehörte und eines der ältesten erhaltenen Wasserschlösser in Sachsen ist, gehört der Gemeinde Niederau. Genau genommen eine Ruine.
Ja, leider. Da ist aber nicht der Gemeinde anzulasten. Die hat ja das Schloss nach fast 70 Jahren aus dem „Dornröschenschlaf“ geweckt. Bis 2011 wurde es vom Verein Offene Häuser betreut. Doch das lief nicht so, wie von der Gemeinde erwartet. Deshalb nahm sie das Schloss jetzt wieder in die eigenen Hände. Wir als Förderverein wollen helfen, es vor dem weiteren Verfall zu bewahren.
Wie lange war das Schloss bewohnt?
Nachdem es nach dem Zweiten Weltkrieg als Unterkunft für Flüchtlinge genutzt wurde, war das Schloss noch bis kurz nach der Wende bewohnt. Seitdem steht es leer. Das Inventar wurde wohl schon nach dem Krieg geplündert, auch in den Jahren nach der Wende gab es viel Vandalismus.
Von einer Sanierung ist keine Rede?
Auf keinen Fall! Ich bin kein Baufachmann, denke aber, dass für die gröbsten Arbeiten drei bis vier Millionen Euro nötig wären. Wenn sich ein finanzkräftiger Investor findet, dann bitte schön. Gemeinde und Verein können das aber auf einen Fall leisten.
Was können sie als Verein leisten?
Wir sehen es als unsere Aufgabe an, das Schloss vor dem weiteren Verfall zu bewahren und als eine Attraktion der Gemeinde zu bewahren. Das bedeutet vor allem, es erst einmal zu sichern. So haben wir zum Beispiel 24 Fenster aus Acryl eingebaut, damit es wenigstens nicht mehr hereinregnet. Denkmalgerecht ist das natürlich nicht, aber eine Notlösung. Der Turm wurde schon verputzt, Ende vergangenen Jahres eine Turmspitze aufgesetzt. Nächstes Ziel ist es jetzt, den Ziegelanbau, der später drangesetzt wurde, zu verputzen. Im Inneren des Schlosses möchten wir uns einen Vereinsraum einrichten.
Welche Probleme gibt es?
Neben fehlendem Geld sind das vor allem, die manchmal nicht nachvollziehbaren Auflagen des Denkmalschutzes und langwierige Verfahren.
Wieso hat das Wasserschloss kein Wasser?
Auch das ist eine Frage des Denkmalschutzes. Einen Teil der Genehmigungen haben wir schon, andere fehlen noch. Ich bin aber guter Hoffnung, dass in diesem Jahr wieder Wasser in den Teich fließen kann. Zuletzt war das notgedrungen nach dem Hochwasser im vergangenen Jahr der Fall. Wann das letzte Mal „offiziell“ Wasser um das Wasserschloss herum war, kann ich nicht sagen. Ich kann mich daran jedenfalls nicht erinnern. Mir schwebt auch vor, den Teich im Winter als Eislauffläche anzubieten.
Kann man das Schloss besuchen?
Ja, es werden jeden letzten Sonntag im Monat und auf Anmeldung Führungen veranstaltet. Der Eintritt kostet zwei Euro, pro Führung müssen mindestens 15 Leute zusammenkommen. Die Einnahmen kommen dem Erhalt des Schlosses und des Areals zu gute. Es gibt aber noch mehr zu besichtigen.
Was denn?
Na, zum Beispiel das gesamte Schlossareal mit dem Park. Da haben wir in der Vergangenheit vieles geschafft, beispielsweise Wanderwege angelegt und einen Spielplatz. Jetzt wollen wir noch weitere Bänke aufstellen. Auch die müssen den Prämissen des Denkmalschutzes entsprechen, wir können nicht irgendwelche Bänke nehmen. So eine Bank kostet rund 300 Euro. Wir suchen dafür Spender und Sponsoren.
Das Gespräch führte Jürgen Müller.
Am 1. Juni findet auf dem Wasserschlossgelände ein Park-, Kinder- und Ritterfest statt. Es beginnt 10 Uhr. Ab 14 Uhr läuft das Kinderprogramm. Außerdem gibt es Führungen, Treckerrundfahrten, Bogenschießen.