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„Ein bisschen wie Ferienlager“

In Frauenhain stellen junge Leute ein Festival für Elektromusik auf die Beine. Das lockt Besucher aus dem ganzen Land an – und Rentner aus dem Ort.

Von Eric Weser
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Organisator Eric Reinhardt und sein Verein Waldtanz organisieren dieses Jahr das zweite Waldtanz-Open-Air in Frauenhain. Ab Freitagabend kommen auf dem ehemaligen Tennisplatz Fans elektronischer Musik auf ihre Kosten.
Organisator Eric Reinhardt und sein Verein Waldtanz organisieren dieses Jahr das zweite Waldtanz-Open-Air in Frauenhain. Ab Freitagabend kommen auf dem ehemaligen Tennisplatz Fans elektronischer Musik auf ihre Kosten. © Eric Weser

Röderaue. Eric Reinhardt kann sich für einen Moment entspannt zurücklehnen. Nach vier Tagen Arbeit ist der Aufbau so gut wie geschafft. Bühne, Zelte und Kassenhäuschen stehen, Strom und Wasser fließen. Ein paar Handgriffe noch, dann können am Freitag die Besucher kommen und die Party auf dem Sportplatz am Frauenhainer Ortsrand einläuten.

Waldtanz-Open-Air nennt sich das Musikfestival, das nach der Premiere 2018 seine zweite Auflage an diesem Austragungsort bekommt. Bis zu 400 Besucher sollen am Freitag und Sonnabend auf dem ehemaligen Tennisplatz-Gelände nahe dem Fußballplatz zu elektronischen Klängen tanzen, schwelgen, Spaß haben. 16 verschiedene Künstler, vorwiegend DJs, werden das Partyvolk von zwei Bühnen aus mit entsprechender Musik beschallen.

Auch wenn es die zweite offizielle Ausgabe ist: Die Waldtanz-Geschichte reiche weiter zurück als ins Vorjahr, erzählt Eric Reinhardt. Alles habe mit dem 20. Geburtstag des Frauenhainer Jugendklubs vor einigen Jahren angefangen. Der Klub hat sein Domizil rund 800 Meter entfernt . Dort fanden die ersten Feten unter dem Motto Waldtanz statt, bis es Beschwerden von Anwohnern aus dem nahen Wohngebiet gab. Die jungen Leute mussten sich einen neuen Ort suchen. Die Frauenhainer Insel als etablierte Partyadresse kam aber nicht infrage: „Mit Elektro kommt man dort nicht durch“, sagt Eric Reinhardt. Will heißen: Die Musik mit ihren basslastigen Stakkato-Rhythmen hätte wohl auch dort für Nachbarproteste gesorgt.

Fündig wurden die Festival-Macher schließlich auf dem ungenutzten Tennisplatz, der abseits vom Ort hinter einem Waldstück liegt. Das einzige Problem: Das 40 mal 40 Meter große Areal war zugewuchert. Es habe musste erst mal gerodet werden, erzählt Eric Reinhardt. Das habe Monate gedauert. Um die Sache rechtlich auf sichere Füße zu stellen, wurde auch ein Verein gegründet, der Waldtanz e. V.

Dessen Mitglieder kümmern sich um die Vorbereitung und Umsetzung des Festivals. Eine knappe Woche dauert der Aufbau, der Abbau etwa drei Tage. Viele Mitstreiter würden dafür extra freinehmen, sagt Eric Reinhardt. Wer keinen Urlaub bekommt, hilft in der Freizeit mit. Zwischen sieben und 15 Leuten sind so seit Wochenbeginn tagsüber damit beschäftigt, die Freiluft-Veranstaltung vorzubereiten. Morgens um 7 Uhr gehe es los und dann bis in die Abendstunden. Zwischendurch esse man gemeinsam. „Das ist ein bisschen wie Ferienlager“, sagt Eric Reinhardt und lacht.

Wie viele Besucher das Waldtanz-Open-Air dieses Jahr zählen wird, sei schwierig abzuschätzen, so der Organisator. 2018 seien es 250 Gäste gewesen. Die Besucher kämen aus der Region, aber auch aus dem gesamten Land. Manche reisen den DJs hinterher, die die Waldtanz-Organisatoren deutschlandweit für ihre Veranstaltung buchen. Aber auch anderweitig spreche sich die Frauenhainer Fete immer mehr herum.

Der Großteil des Waldtanz-Publikums seien junge Leute, sagt Eric Reinhardt. Einlass bekomme man ab 16 Jahren. Aber es würden sich auch Ältere interessieren. „Wir hatten voriges Jahr einen Rentner aus dem Ort da, der es schön fand, dass der Platz hier wiederbelebt wurde und auf ein Bier vorbeigekommen ist.“ Eric Reinhardt freut sich darüber. Schließlich gehe es bei dem kleinen Festival um eine familiäre Atmosphäre. Und darum, den Leuten zu vermitteln, dass mehr hinter elektronischer Musik steckt, als mancher vermutet.

www.facebook.com/Waldtanz.Frauenhain

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