SZ +
Merken

Ein Blick in die reichen Quellen der Herrnhuter

Rund um das Thema Afrika drehte sich alles beim 5. Archivtag, den der Verein der Freunde und Förderer des Unitätsarchivs Herrnhut am Sonnabend im Lesesaal des „Archivum Unitatis Fratrum“ an der Zittauer Straße veranstaltete. Dabei erhielten die Mitglieder und Gäste Einblick in die Quellen Herrnhuter Missionstätigkeit, die hier und im Völkerkundemuseum der Zinzendorfstadt aufbewahrt werden.

Teilen
Folgen

Von Rolf Hill

„Nach dem Umzug in das neue Magazingebäude vor fast genau einem Jahr kehrt nun langsam wieder der Alltag bei uns ein“, resümierte Archivar Dr. Paul Peucker am Sonnabend. „Endlich kommen wir wieder dazu, richtig die in unserem Bestand befindlichen Bände zu sichten und zu verzeichnen. Das ist umso wichtiger, da noch verschiedene interessante Projekte unmittelbar vor uns liegen.“ So werde man in Zusammenarbeit mit der Deutschen Forschungsgemeinschaft Bonn die gesamten Kartenbestände digitalisieren und auf einer CD-Rom erfassen, erklärte er.

1 600 Karten beim Umzug gefunden

Dabei habe er um Terminverlängerung bitten müssen, da beim Umzug noch etwa 1 600 bisher unbekannte Karten entdeckt wurden. Ein zweites Projekt ist die Erschließung aller Akten der Kirchenleitung seit dem Jahre 1895, wobei sich die aus der Zeit nach 1945 erst seit August im Archiv selbst befinden. Der Fundus umfasst die Registratur, den Briefwechsel und die verschiedensten Protokolle über das Wirken der Brüdergemeine auf dem europäischen Festland. 1998 begann man, die Bestände der nun vernünftig im neuen Magazin untergebrachten Bibliothek per Computer zu katalogisieren. Diese Arbeit wird nun mit den Beständen ab 1945 weitergeführt. Nachweislich seit 1747 erschienen die so genannten Jägerhausdiarien, eine Zeitschrift, die damals noch handschriftlich gefertigt und durch manuelles Abschreiben an den Mann gebracht wurde. Erst im 19. Jahrhundert begann man mit dem Druck. Hier wird ebenfalls an einer Übersicht gearbeitet. Von großer Bedeutung ist die Sammlung von Lebensläufen. Das Archiv verfügt schätzungsweise über rund 30 000 Stück, von denen die meisten bereits im Computer erfasst sind.

Dr. Peucker verwies in diesem Zusammenhang auf eine Kartei, die der Königsfelder Heinz Burkhardt in 40 Jahren mühevoll zusammengetragen hat.

Sie enthält biographische Daten von Personen, die zur Brüdergemeine gehörten bzw. engen Kontakt zu ihr hatten. Damit liegt eine wichtige, sehr umfangreiche Fundgrube für Familienforscher vor. Während das handschriftliche Original in Königsfeld verbleibt, steht die Kopie den Besuchern im Lesesaal zur Verfügung. Die sorgfältig abgelichteten Blätter konnten Dank einer Spendenaktion und der finanziellen Unterstützung durch den Archivverein in 48 Bänden gebunden werden. Das war aber nur ein kleiner Teil der in der nächsten Zeit anstehenden Vorhaben.

Im Fundus: 30 000 Lebnsläufe

Dann widmete man sich dem Thema direkt. Schriftgut und Bildmaterial zu Tansania, Südafrika und Ghana stellte der in London geborene und seit 1994 an der Universität Leipzig tätige Afrikaforscher Prof. Dr. Adam Jones vor. Den Beitrag Herrnhuter Missionare zur Völkerkunde verdeutlichte die Dresdener Dipl.-Ethnologin Silvia Dolz anhand der Sammlung aus Ost- und Südafrika im Völkerkundemuseum. Hier bereitet sie auch eine neue Hauptausstellung zum Thema Afrika vor.

Zum Abschluss machte Dipl.-Ethnologin Gudrun Meier die Teilnehmer mit der Edition eines vor 250 Jahren geschriebenen Originalmanuskriptes vertraut, das bisher nur in verkürzter Form erschien. Es handelte sich dabei um Christian Georg Andreas Oldendorps sehr umfangreiche und anschauliche Historie der karibischen Inseln – für viele Forscher heute eine wichtige Informationsquelle.

Zum Programm des Archivtages gehörte auch die Mitgliederversammlung des Archivvereins.