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Ein brillantes Vokalsextett

In Pirna gaben sich in letzter Zeit namhafteste Vokalensembles die Klinke in die Hand: die King’s Singers, das Hilliard Ensemble und „amarcord“ Leipzig. Immer lösten sie große Begeisterung aus. Nun bescherte...

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Von Hans Peter Altmann

In Pirna gaben sich in letzter Zeit namhafteste Vokalensembles die Klinke in die Hand: die King’s Singers, das Hilliard Ensemble und „amarcord“ Leipzig. Immer lösten sie große Begeisterung aus. Nun bescherte das Festival Mitte Europa in Großsedlitz die Begegnung mit den 1980 in München gegründeten Singphonikern, einem Ensemble, das zwischen Sextett und Quartett flexibel arbeitet. Hier und da notwendige Klavierpartnerschaft wird aus den eigenen Reihen bestritten. Im Vordergrund jedoch steht der gepflegte a-cappella-Gesang mit präziser Intonationsreinheit. Man stand im Bann einer ausgefeilten Gesangskultur, die den sympathischen Gästen einen Platz in der ersten Reihe vergleichbarer Ensembles sichert. Das Programm hatte keinen ausgewiesenen Titel, wohl aber eine klug durchdachte, interessante Dramaturgie. Lieder, die die Farben der Nacht malen (Sehnsucht, Liebe, auch Sorge und Angst) und allmählich dem Licht-Gedanken weichen, der die Nacht verdrängt. Es war also eine vom Inhalt bestimmte Auswahl. Da folgte den romantischen Beiträgen von Schubert und Mendelssohn Bartholdy unvermittelt ein Stück der Litauers Vytautas Miškinis (* 1954), „Light“, offenbar gewachsen aus der viel gerühmten Kultur baltischer Vokalensembles und bei aller „Modernität“ für und nicht gegen die Stimme geschrieben. Da stand Orlando di Lasso (16. Jahrhundert) – ein Bad in Wohlklang – neben „A Nightingale sang at Berkley Square“, einem englischen Erfolgtitel aus den Kriegsjahren.

Langsam ging es hinüber ins Unterhaltsame. „Le matin“ von Camille Saint-Saens war die Brücke zu einer Folge raffinierter Bearbeitungen. Jazz, „What a wonderful world“, Simon and Garfunkel, Stevie Wonder, Cole Porter seien Stichworte, die die Breite dieses Finales aufzeigen sollen. Und – was da so leicht und locker daherkam, war der souveränen Beherrschung der zum Teil höllischen Schwierigkeiten des Anfangs an die Seite zu stellen. Nur mit solcher Disziplin vermittelt sich überzeugender Schwung, schlagen sich gar Brücken zu den „Comedian Harmonists“. Ein begeistertes Publikum trat den Heimweg an.