Von Katja Solbrig
Carola Fuhrmann hat sich dieses Buch zu ihrem Geburtstag am Sonnabend geschenkt. Doch damit macht sie der Stadt Dresden ein noch viel größeres Geschenk: Ein Buch, das von der großen Verehrung Carl Maria von Webers spricht. Nach des Komponisten Tod im Jahre 1826 wurde seine Sommerresidenz in Hosterwitz zu einer wahren Pilgerstätte, zu der sich begeisterte Musikliebhaber auf die Spuren des Meisters machten. 1836 stiftete der Musikforscher Friedrich Wilhelm Jähns ein Gästebuch.
Dort trugen sich bekannte Persönlichkeiten ein, genauso wie mehr oder weniger normale Menschen. Ein Gästebuch eben. Das blieb, als 1930 Webers Sommerhäuschen verkauft wurde, in privatem Eigentum und wurde 2004 im Auktionshandel angeboten. „Wir wussten davon, aber wir wussten auch, dass wir da nicht mitbieten können“, sagt Werner Barlmeyer, Direktor der Museen der Stadt.
Carola Fuhrmann dagegen erfuhr erst eine Viertelstunde vor der Versteigerung davon. Die gebürtige Dresdnerin verließ nach dem Bombenangriff mit ihrer Mutter Sachsen und wuchs in Hamburg und Bremen auf. Die Verbindung zu Dresden blieb aber. Um so schneller stand Carola Fuhrmanns Entschluss fest. Rein zufällig erfuhr sie von einer Freundin, mit der sie gerade im Operncafé in Berlin saß, dass das wertvolle Buch ein Stockwerk höher versteigert werden sollte. „Ich wollte nicht, dass es nach Amerika oder so kommt. Ich finde, die Dinge sollten wieder dahin zurück, wo sie hin gehören.“
Geschichte für alle
Carola Fuhrmann rief Barlmeyer im November an und fragte, ob er von diesem Buch wisse. Dann fragte sie, ob sie es dem Museum schenken könne. „Ich wünsche mir, dass diese Ersteigerung eine Art Initialzündung wird“, erklärte Fuhrmann bei der feierlichen Übergabe im Weber-Haus in Hosterwitz am Freitag.
„Geschichte gehört nicht einzelnen, sie ist unser aller Gut, und wir sollten unser Möglichstes tun, sie der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.“ Viel Zeit hatten die Museumsmitarbeiter noch nicht, in dem wertvollen Buch zu blättern. Die Mitarbeiter suchen jetzt nach einer geeigneten Form der Präsentation. Adelheid von Lüder-Zschiesche freut sich schon auf den heutigen Montag. Dann nämlich kann sie in Ruhe in dem Buch stöbern – natürlich mit weißen Handschuhen und ganz vorsichtig.
Große Namen eingetragen
Beim ersten Blättern fand sie Eintragungen vom Arzt und Maler Carl Gustav Carus, vom Flötisten Moritz Fürstenau, von Friedrich Wieck, dem bekannten Musikpädagogen und Vater Clara Schumanns. Auch Webers Söhne haben in das Gästebuch geschrieben, Alexander Maria von Weber war gar wenige Wochen vor seinem frühen Tod da. Es wird noch einiges zu erforschen geben.