Ein erster Schritt zur Normalität

Mittelsachsen. Der erste Schritt ist getan, die Normalität aber noch weit entfernt. Und die Ungewissheit groß. Der Sportbetrieb auf den Außensportanlagen kann seit Montag in Sachsen wieder durchgeführt werden. Innensportflächen wie Turnhallen oder Schwimmbäder bleiben aber weiterhin geschlossen.
„Dass es losgeht, ist recht gut, auch wenn es für uns überraschend kam“, sagte Benjamin Kahlert, Geschäftsführer des Kreissportbundes Mittelsachsen. Er monierte, dass es keinen Vorlauf zur Vorbereitung gegeben hätte. „Aber die Vereine haben mit den Hufen gescharrt. Die Lockerung, dass es losgeht, ist ein Schritt in die richtige Richtung“, fügte er an.
„Der Wiedereinstieg ist die Chance zurück zu einem normalen Sportbetrieb. Handelt bitte wie immer! Stets vernünftig, mit gesundem Menschenverstand und haltet die vorgegebenen Verfügungen und Verordnungen ein. Wenn ihr bei einer Maßnahme ein ungutes Gefühl habt und euch über die möglichen Risiken nicht im Klaren seid, solltet ihr darauf verzichten und alternativ eine risikofreie Aktivität suchen“, heißt es in einer Handreichung des Kreissportbundes Mittelsachsen. Außerdem seien auch im Rahmen des Sportbetriebs sämtliche Vorgaben zum Infektionsschutz und den Sportstättenbetreibern einzuhalten.
Regularien sind zu beachten
Es wird grundsätzlich keine Sportart von dieser Entscheidung ausgeschlossen, die Regularien der jeweiligen Fachverbände sind zu beachten, heißt es weiter. Beim Training sei der Mindestabstand 1,50 bis 2 Metern zwischen den Personen einzuhalten. Zudem dürfe das Training nur in Kleingruppen von drei bis fünf Personen abgehalten werden.
Jeglicher Körperkontakt sei zu vermeiden, ein Mannschaftstraining im herkömmlichen Sinne wäre nicht zulässig. Entsprechend müssten die Trainingsinhalte angepasst werden. Vereinsheime mit Umkleidekabinen und Gastronomiebereiche bleiben vorerst geschlossen. Außerdem müsste eine Anwesenheitsliste geführt werden, um eine mögliche Infektionskette nachzuverfolgen.
Dass Hygiene- und Desinfektionsmaßnahmen durchgeführt werden, sei zudem eine Grundvoraussetzung zur Wiederaufnahme des Sportbetriebes. „Wir haben die Empfehlung herausgegeben, damit die Vereine etwas in der Hand haben und die Verhaltensregeln Schwarz auf weiß aushängen können“, sagte Kahlert und fügt an: „Außerdem kann man die Hinweise auf unserer Homepage nachlesen.
Bei den Vereinen selbst wird die Lockerung positiv gesehen, selbst wenn zunächst zusätzlicher Aufwand betrieben werden muss, um den Trainingsbetrieb in erlaubten Bahnen wieder anlaufen zu lassen. Beim Döbelner SC wurden bereits am Dienstag die ersten Trainingseinheiten durchgeführt.
So trainierten am Nachmittag die Jungs der D-Junioren-Mannschaft auf dem Kunstrasenplatz. „Es ist natürlich ein gewaltiger organisatorischer Aufwand, den wir betreiben“, sagte Kolbe, der mit seinen Mitstreitern umgehend nach dem Bekanntwerden der Lockerung mit den Vorbereitungen begonnen hatte.
Großer organisatorischer Aufwand
Die Duschen und Kabinen im Stadion seien verschlossen, lediglich die Toiletten zugänglich. Die Mannschaften müssen geteilt, Desinfektionsmittel bereitgestellt werden. Außerdem sei ein Nachweis zu führen, wer wann wo was gemacht hätte, um im Zweifel eine Infektionskette nachverfolgen zu können.
Das alles gelte nicht nur für die Fußballer, sondern auch für die anderen Sportarten im Verein, wie die Leichtathletik. „Alle Trainer sind informiert. Wir fühlen uns gewappnet und hoffen, dass es gut geht“, sagte Thomas Kolbe und fügte an: „Es ist sicher nur ein Anfang. Aber es ist besser als nichts.“
Bereits am Montag wollten die Boxer des BC Döbeln mit dem Training beginnen. Allerdings machte ihnen das Wetter einen Strich durch die Rechnung, sodass nun am Mittwoch in Döbeln Ost die ersten Einheiten durchgeführt werden.
„Wir nutzen dazu den Parkplatz vor der Boxhalle und nach Absprache den Sportplatz“, sagte BC-Präsident Steve Hengst. Zum Training seien meist 15 bis 20 Sportler da. Mit drei bis vier Trainern sei dann auch die vorgeschriebene Gruppengröße umsetzbar. In der nächsten Woche soll, wenn das Wetter mitspielt, dann auch zweimal in der Woche in Roßwein mit dem Training begonnen werden.
„Wir müssen schauen, wie es sich organisieren lässt. Es ist aber zumindest ein Wiedereinstieg, wobei ich noch nicht weiß, wann in unserem Sport wieder die Normalität einkehren kann. Vor den Sommerferien sicherlich nicht“, mutmaßt Steve Hengst.
Klein anfangen wollen auch die BMX- und Motocross-Sportler des MC Reinsdorf. „Es wurde langsam Zeit. Es kann und soll jeder von den Jungs zu uns kommen und fahren“, sagte Trainer und Teamchef Veit Raudies. In den kommenden Wochen soll es dann in kleinen Gruppen mit dem richtigen Training losgehen. „Ob wir das so wollen oder nicht sei dahingestellt, aber wir werden uns an die Vorschriften halten“, kündigt Raudies an.
Bereits am Montag haben die Tennisspieler des 1. TC Waldheim die ersten Bälle übers Netz geschlagen. „Natürlich nach den Regeln. Aber wir stehen ja ohnehin auseinander und spielen eben jetzt erst mal nur Einzel“, sagte Vereinschef Ernst Schneider.
Vielmehr Probleme sieht er dagegen darin, in diesem Jahr in den unteren Ligen doch eine Saison zu spielen. Das gehe bei den sanitären Anlagen los und höre bei der Anzahl der Mitfahrer im Pkw auf. Dagegen würde im Verein behutsam im Rahmen der Regeln nächste Woche mit dem Kindertraining begonnen. „Wir freuen uns jedenfalls, dass es losgeht. Auch wenn es mal eine etwas andere Saison wird“, so Schneider.
Die Verantwortlichen des LSV 99 Hartha wollen sich am Donnerstag zusammensetzen und über eine Strategie zur Wiederaufnahme des Trainings beraten. Diese soll dann ab kommenden Dienstag greifen.
„Wir wollen dann mit der ersten und eventuell zweiten Gruppe starten“, sagte Vizepräsident Rainer Lungwitz und fügte an: „Begonnen werden soll mit Bewegungsdisziplinen wie Weitsprung. Und wenn dann alles klappt, werden wir auch zur Wurftechnik zurückkehren.“
Beim Roßweiner SV beginnt die Abteilung Fußball in der kommenden Woche im Erwachsenenbereich mit dem Training. Andere Abteilungen würden, laut Vereinschef Jürgen Krondorf, Ideen entwickeln, wie es weitergehen kann.
Sportler suchen Alternativen
So planen die Gymnastikgruppen, ihre Übungen im Garten durchzuführen, oder die Volleyballer auf der Beachanlage im Freibad zu spielen. Im Nachwuchsbereich und im Handball würde der Übungsbetrieb dagegen erst einmal weiter ruhen.
Bei den Handballern der HSG Neudorf/Döbeln sieht Vereinschef Steffen Händler derzeit wenig Sinn, mit dem Training zur starten. Allerdings sollen bis kommende Woche auf dem Sportplatz alle Vorkehrungen getroffen sein. Und wer wolle, könne dort dann, durchaus Sport treiben.
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