Von Jost Schmidtchen
Die ersten Besucher zog es schon am frühen Morgen an die Fischgrube des Unteren Müllerteiches in Uhyst, damit sie beim Abfischen nichts verpassten. Die Helfer der Teichwirtschaft von Hans-Jürgen Michauk hatten da noch nicht einmal mit ihrem Handwerk begonnen. Aber im verbliebenen Wasser der beiden Teiche war Bewegung, und so mancher große „Brummer“ schnappte mal kurz nach Luft.
Kapitale Brocken in der Wanne
Punkt 9 Uhr ging es dann los: Fünf Männer in Gummianzügen stiegen in das Wasser, ausgerüstet mit Keschern und schwimmenden Plastewannen und schon zappelten die ersten kapitalen Graskarpfen in den Netzen. Beifall aus den Reihen der Zuschauer gab es spontan angesichts einer so guten Fisch-ernte. Auch drei ältere Frauen waren ganz bei der Sache und verfolgten das Abfischspektakel. Eine von ihnen entdeckte einen besonderen Fang: „Guck mal, Lieschen, der große da mit dem Bart, das ist ein Wels“.
Beutelträger unterwegs
„Ich gehe davon aus, dass wir heute etwa zweieinhalb bis drei Tonnen Fisch aus den Müllerteichen herausholen“, sagte Hans-Jürgen Michauk der SZ. „Alle anderen hatten die Petrijünger an ihren Angeln.“ Viele Besucher waren gekommen, um Frischfisch zu kaufen. Ausgesucht werden konnten die Wunschexemplare gleich vor Ort, nachdem sie vom Hebe-Kescher in die Sortierwanne gepurzelt waren. Sie bekamen vom Teichwirt persönlich erst einen Schlag mit dem Gummiknüppel verpasst und danach einen gezielten Stich mit dem Messer und wanderten anschließend in den Beutel mit der Aufschrift „Ich trage einen Lausitzer Karpfen“.
Solche Beutelträger gab es am Sonnabend in Uhyst recht viele. Zu ihnen gehörte auch die Familie Wilde. Sohn Lucas (4) freute sich, dass es in der Sortierwanne zappelte und spritzte, und die Mutti schmunzelte: „Sein T-Shirt war gerade noch sauber und trocken. Heute gibt es bei uns natürlich gebratenen frischen Fisch. Und danach werden wir gleich die Pulsnitzer Lebkuchen kosten, die auf dem Markt angeboten werden.
Hausbuch im Angebot
Das Markttreiben hatte wieder der Uhyster Heimatverein organisiert, der selbst mit einem Stand vertreten war. Ute Jando und Waltraud Mechelk boten Heimatliteratur an, darunter das noch druckfrische neue „Oberlausitzer Hausbuch 2007“ aus dem Lusatia-Verlag Bautzen. An Christine Michauks Verkaufsstand wurde die Warteschlange schon um 10 Uhr immer länger. Der Räucherofen qualmte, und der Hunger bemächtigte sich zunehmend der Besucherbäuche. Hausgemachter Kartoffelsalat mit gebackenem Fisch war der große Renner. Bernd Schnabel vom Biosphärereservat lud wieder zur beliebten Teichwanderung ein. Die Teilnehmer erhielten eine Einführung in die Landschaft vor und nach dem Bergbau, dann ging es entlang der verlegten Spree zum Romanikteich. Auch der Fischotterdurchlass unter der B 156 fand reges Interesse. Hier wechseln die Tiere zwischen Spree und Teichen.
Familiäre Atmosphäre
Zum Abfischen lockte natürlich auch das herrliche Spätsommerwetter die Besucher nach Uhyst. Der Fischzug, das beschauliche Markttreiben und die Möglichkeit, bei kulinarischen Fisch-, Wurst- und Hähnchengenüssen auf ein Bierchen noch einmal gemütlich unter freiem Himmel zusammenzusitzen, ehe der Herbst mit Sturm und Regen zuschlägt, das war so ganz nach dem Geschmack der Besucher. Die familiäre Atmosphäre war dazu wie geschaffen.