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Ein gelungenes Weihnachtsoratorium

Kultur. Mehr als 500 Gästeerlebten am Sonntag in Ebersbach ein gelungenes Weihnachtsoratorium.

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Von Andreas Herrmann

Das heute populärste oratorische Werk Johann Sebastian Bachs ist ohne Zweifel das Weihnachtsoratorium. Traditionell erklingen seit Jahrzehnten in der Vorweihnachtszeit vor allem die Kantaten eins bis drei mit dem Eingangschor „jauchzet, frohlocket, auf, preiset die Tage“ – jener unvergleichlichen Komposition voller Pracht und festlichem Trompetenglanz, Anmut und innerer Andächtigkeit, der sich wohl niemand zu entziehen vermag.

In diesem Jahr nun standen am Sonntag in der ev.-luth. Kirche Ebersbach neben jenem Klangsymbol für das Weihnachtsoratorium schlechthin vor allem die Kantaten vier bis sechs auf dem Programm. Mehr als 500 Besucher erlebten unter der Leitung von Kirchenmusikdirektor Johannes Arnold eine gelungene Aufführung, die vor allem wegen der gekonnt vorgetragenen Farbigkeit der einzelnen Teile um den Kindermord des Herodes, die Anbetung von Jesus durch die Könige oder den Stern von Bethlehem bestach. Durch die Einbeziehung eines Kinder- und Jugendchores in das musikalische Gesamtensemble erhielt die Aufführung zusätzliche Frische. Freilich überzeugte dabei vor allem ein von Falko Maiwald sehr klar und akzentuiert vorgetragener Tenor, entfaltete sich die glitzernde Sopranstimme von Heide Taubert in den Evangelistenrezitativen, die mit sehr warm und gefühlvoll vorgetragenen Alt- und Basspassagen von Annette Jahns und Christopher Jung zu melodischem Reichtum verschmolzen. Die Interpreten vermochten es, der Unmittelbarkeit und Wahrhaftigkeit der historischen Ausdrücke aus der Bibel breiten musikalischen Raum zu geben. Ihre Vortragsweise der beliebten Arien glänzte mit Virtuosität und tänzerischem Charakter. Während der gesamten Aufführung gelang es dem mächtigen, erweiterten Chor der Kantorei Ebersbach zusammen mit einem Streichorchester aus Dresden, Lucas Pohle an der Orgel und den Bläsern der Landesbühnen Sachsen, die mit besonders schönen Oboen – und Fagottpassagen in der 5. Kantate brillierten, eine feierliche Stimmung voller musikalischer Kontraste zu verbreiten, die Bach zu seiner Zeit in einer solchen Vollendung und Üppigkeit vielleicht gar nicht vorgesehen hatte.

Der große Meister hat diese Kantaten nämlich niemals geschlossen an einem Tage aufgeführt, eine solche Aufführung auch nicht im Auge gehabt. Bei seinem heute als Weihnachtsoratorium in die Musikkultur eingegangenem Werk handelt es sich um eine Folge von sechs Kantaten, die ihrem Inhalt nach durch das Band der biblischen Weihnachtsgeschichte zusammengefasst sind. Sie sollten nach Bachs Vorstellungen auf die Gottesdienste des Jahres 1734 in der Leipziger Thomas- und in der Nikolaikirche am ersten, zweiten und dritten Weihnachtstag, am Neujahrstag, Sonntag nach Neujahr und Epiphanias bezogen sein.

Dem Zeitgeschmack geschuldet ist nun eine schöne Veränderung, die in ihrer Grundaussage mit strahlendem Orchestersatz und konzertierender Trompete im Schlusssatz verdeutlichen soll, dass allem Zweifel zum Trotz Jesus erschienen ist und Trost spenden wird. Mit solcher Symbolik als Oratorium kommt der Charakter des Weihnachtsfestes so herzlich zum Ausdruck, dass es im Kreis volkstümlicher Meisterwerke einen sicheren Platz gefunden hat.