Von Wolfgang Zimmermann
Von 1977 bis 1992 war Irmhild Karp an den Landesbühnen Sachsen als Sängerin unter Vertrag. Die in Leipzig geborene und an der dortigen Musikhochschule ausgebildete Altistin hatte ihre Arbeit immer ernst – sehr ernst sogar – genommen. Sie war sich bewusst, dass sie sich mit dem Engagement an einem Reisetheater auf ein Terrain begab, das ungleich komplizierter zu bewältigen war als die Ausübung ihres Berufs an einem so genannten festen Haus. Die Gastspiele in den unzähligen Abstecherorten mit teilweise unzumutbaren Arbeitsbedingungen, kalten Garderoben, zu engen kleinen Bühnen – all das hat sie miterlebt. Es gab für die Absprachen vor Ort verantwortliche Mitarbeiter – das waren die vom Bereich Öffentlichkeitsarbeit. Und manchmal, wenn Irmhild Karp einem dieser Mitarbeiter begegnete, dann dachte sie bei sich „Mein Gott, was machen die nur den lieben langen Tag?“
Heute weiß sie es ziemlich genau. Als Irmhild Karp in der Spielzeit 1992/93 ihre künstlerische Laufbahn als Sängerin beendete, bot man ihr an, in der Abteilung Öffentlichkeitsarbeit tätig zu werden. Mit gemischten Gefühlen sagte sie damals zu. Heute nun, nach gut neun Jahren, hat sie einen völlig anderen Blick auf die ihr einst unbekannte Tätigkeit bekommen. Mehr noch; sie kann sich gar nicht mehr vorstellen, etwas anderes zu tun.
Irmhild Karp ist für eine der wichtigsten Aufgaben des Radebeuler Theaters mitverantwortlich – dafür nämlich, dass der Spielplan des größten ostdeutschen Reisetheaters an allen Orten immer gut gefüllt ist. Das heißt, dass ihre eigentliche Arbeit dann einsetzt, wenn der Spielplan mit den Premieren und Aufführungsdaten des Stammhauses und der Rathener Felsenbühne, von der Intendanz bestätigt, auf ihren Tisch flattert. Die Bestätigung passiert mit einem relativ langen Vorlauf. Genauer gesagt; schon im Herbst des Vorjahres setzt die Planung für die kommende Spielzeit ein.
Was sich in der Formulierung so einfach anhört, ist akribische Kleinarbeit, deren Umfang ein Außenstehender wohl kaum einschätzen kann. Dazu gehört die Teilnahme an Theatermessen wie bspw. der Inthega. Dort kaufen alle Theater und theaterähnlichen Häuser, die nicht über ein eigenes Ensemble verfügen, ihr Programm ein. Dazu gehört aber auch ein umfangreicher Briefwechsel mit Landratsämtern und Stadtverwaltungen, mit Schul- und Gesundheitsämtern, mit Kirchen, Museen, Schlössern ... und auch mit anderen Theatern. Inszenierungen und Konzerte werden dort angeboten, Konditionen ausgehandelt, Verträge abgeschlossen, neue mögliche Spielstätten erschlossen – kurz, das ganze Spektrum der Arbeit im Hintergrund. Immerhin finden über die Hälfte aller Vorstellungen des Radebeuler Theaters außerhalb des Stammhauses statt.
„Es gibt dabei immer Überraschungen, Unwägbarkeiten – und manchmal steht man dann urplötzlich zwischen den Fronten“, erzählt Irmhild Karp und ergänzt „Was im Spielplan steht, spiegelt nicht die gesamte Breite meiner Arbeit wieder, es ist das Ergebnis unendlich vieler und manchmal auch recht langer Absprachen innerhalb unseres Theaters.“
Ganz entscheidend ist aber auch die Loyalität des Managementmitarbeiters zum künstlerischen Repertoire des eigenen Theaters.
Irmhild Karp dazu: „Wir haben Produktionen, die so genannte Selbstläufer sind – dafür müssen wir nicht besonders werben. Wir bringen aber auch Stücke, die es schwerer haben, ihr Publikum zu finden. Gerade die müssen wir gut verkaufen können.“
„Eigentlich“, so schätzt Irmhild Karp abschließend ein „ist man ein Glied in einer Kette, doch die ganze Kette muss am Ende funktionieren.“ Sagt sie und geht schon wieder auf Tour.