Von Luise Zschörnig
Es ist schon etliche Zeit her. Doch Hans-Georg Ziermann hat das Bild immer noch vor Augen. Die ganze Familie trauerte, als der von allen geliebte Wolfsspitz starb. Ziermann ließ ihn von der Tierkörperbeseitigung (TBA) abholen – und war geschockt. „Der Transporter fuhr vor, der Fahrer holte eine schwarze Mülltonne raus, warf das Tier rein und ab ging’s“, erinnert sich der Lenzer. Für ihn war dieses Erlebnis der Anstoß, sich ernsthaft mit der Einrichtung eines Tierfriedhofs zu beschäftigen. Seit mehr als zwei Jahren arbeitet er mit Sohn Falk an der Umsetzung dieser Idee. „Der Genehmigungsweg ist mühsam, es war ein Kampf mit den Behörden“, sagt Ziermann. Doch das Landratsamt, speziell das Veterinäramt, hätte sie super unterstützt.
Erste Anlage in der Region
Inzwischen haben Ziermanns das Okay in der Tasche, auf einer Streuobstwiese am Ortseingang Lenz (aus Richtung Großenhain), einen Friedhof für Heimtiere anzulegen. Künftiger Betreiber ist Falk Ziermann. Der 22-jährige gelernte Straßenbauer ist arbeitslos und will sich damit ein berufliches Standbein schaffen. „Allein davon werde ich nicht existieren können“, weiß der junge Mann. Er wird deshalb auch in dem privaten Bestattungsunternehmen seines Vaters mitarbeiten. „Wir werden uns gegenseitig helfen“, sagt Ziermann senior.
Der Lenzer ist der erste Tierfriedhof in der Region. Der nächste befindet sich in Dresden-Stetzsch, ihn gibt es seit neun Jahren. „Das Interesse ist groß“, sagt der dortige private Betreiber Frank Ziegenbalg. „Aber vielen fehlt das Geld. Vor der Euro-Einführung war der Zuspruch größer.“ Auf dem Tierfriedhof in Olbersdorf, den der Oberlausitzer Tierschutzverein seit neun Jahren betreut, wurden bisher 190 Heimtiere beerdigt. „Im letzten Jahr haben wir das Areal erweitert“, sagt Vereinsvorsitzender Mario Biegel.
Auch Ziermanns sind optimistisch und überzeugt, dass der Bedarf an Grabstätten für Heimtiere zunehmen wird. Sie hatten schon sehr viele Anrufe, seit ihr Projekt publik wurde. „Die Menschen haben heutzutage eine viel intensivere Beziehung zu Heimtieren als noch vor Jahren. Für viele sind sie Freund und Vertrauter und gehören fest zur Familie. Und für Senioren sind sie manchmal der einzige Weggefährte. Der Verlust ist dann sehr schmerzlich“, sagt Ziermann senior. Ein Tierfriedhof sei eine Alternative für jene, die eine angemessene Ruhestätte für ihr geliebtes Heimtier wünschen.
Ein alternatives Angebot
Die Lenzer haben die Wiese gekauft und werden die vorgesehene Fläche jetzt mit einem Zaun und Tor einfrieden. „Wir werden die Anlage sehr behutsam erschließen, um den natürlichen Charakter des Geländes zu bewahren“, sagt Falk Ziermann. Es bietet Platz für über 200 Erdbestattungen.
Als eine Alternative für Leute, die das wünschen, sieht auch Amtstierarzt Hans-Jörg Klaue den Tierfriedhof. Nicht jeder habe ein Grundstück, um sein Kleintier dort zu begraben. Außerdem bedürfe das momentan auch noch der Genehmigung. Größere Tiere, auch das geliebte Pony, müssen aber nach wie vor in der TBA entsorgt werden.
Begeistert ist der Großenhainer Tierschutzverein e.V. „Wir begrüßen es sehr, dass es in der Region einen Tierfriedhof gibt“, sagt Vorstandsmitglied Kathrin Mattheus. „Die Beziehung Mensch-Tier sind stark vom Gefühl geprägt. Ich denke, dass das Bedürfnis wächst, ein Heimtier würdevoll zu bestatten.“ Der Tierschutzverein hat bereits eine öffentliche Informationsveranstaltung mit Ziermanns für Oktober geplant, bei der sie ihr Konzept vorstellen werden.