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Ein großer Platz ohne Glanz

Ottendorf-Okrilla. Vier Jahre ist es her, dass das schwarze Ross abgerissen wurde. An der Brache, die blieb, hat sich bis heute sichtlich wenig getan.

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Von Matthias Weigel

Er spielt eine zentrale Rolle in Erzählungen der älteren Ottendorfer. Der Gasthof „Schwarzes Ross“ gegenüber der Mühlstraße am Rossplatz. Außer dem Namen sind es nur noch Erinnerungen, die den Menschen geblieben sind. Der Gasthof ist seit 2003 abgerissen. Die brüchige Bausubstanz wurde damals aus dem Ortsbild entfernt. Für immer. Geschaffen wurden Tatsachen. Und ein Platz für einen Neubau. Der existiert noch heute. Denn gebaut wurde nichts. Höchstens etwas gelagert, für Bauarbeiten anderswo.

Die Geschichte des Gasthofes aus dem 17 Jahrhundert ist eng mit den Ottendorfern verbunden. In dem in den 70ern eröffneten Saal wurde gefeiert und getanzt. Kurz nach der Wende– die Wende. 1996 wird Günter Nägele, ein Bauingenieur aus Höchstadt an der Aisch, Eigentümer. Trotz Bemühungen fanden sich keine Partner, die auf dem rund 4 000 Quadratmeter großen Grundstück in einen Komplex für Betreutes Wohnen, Arztpraxen, Geschäfte und Büros investieren wollten. Am Ende steht der Abriss des mittlerweile heruntergekommenen Gebäudes. Nachdem der Gasthof vor den Augen der Einwohner dem Boden gleich gemacht war, kamen bei Nägele Pläne auf, hier Einfamilienhäuser zu bauen. „Das war städtebaulich vom Gemeinderat nicht gewollt“, sagt Rathaussprecher Markus Renner. Für den Ort müsse hier Platz für Gewerbe sein, hieß es damals.

Ende 2005 kauft die Gemeinde schließlich das Gelände von Nägele zurück. Knapp 260 000 Euro zahlt sie dafür. Einiges mehr als 1996 von Nägele floss – schätzungsweise nur ein Drittel des Betrages. Es müssten die von ihm getragenen Kosten für den Abwasseranschluss und den Abriss gegengerechnet werden, hieß es. Der damalige Bürgermeister Lothar Menzel betonte wiederum, es sei eine ortsübliche Summe ausgehandelt worden.

Passiert ist danach kaum etwas. Menzel hegte Pläne, hier ein Betreutes Wohnen als Ergänzung zu schon vorhandenen Angeboten im Zwölfeck-Haus und im benachbarten Altenpflegeheim zu etablieren. Stattdessen dient die Fläche bis heute als Lager für Baustoffe und als Parkplatz für Kunden der verbliebenen Geschäfte an der Mühlstraße. Nicht wenige denken hier, dass die unentwickelte Brache mit dazu beigetragen hat, dass die Mühlstraße als Einkaufsstraße nach und nach eingeht. Von attraktiv lässt sich in Bezug auf den Platz schon lange nicht mehr sprechen.

Daran konnte bisher auch Menzels Nachfolger Michael Langwald wenig ändern. In seinem Wahlprogramm von 2006 heißt es: „Schandflecken möchte ich nicht nur mit Achselzucken und Hinweisen auf die Gesetzeslage begegnen. Handeln, um Schandflecke zu beseitigen, das werde ich.“ Als Ziele nennt er Nutzungskonzepte für die ,,Dreckecken“, wie die Cunnersdorfer Schule, die abgebrannte Tischlerei gegenüber des Supermarktes und den Rossplatz. Nach knapp über einem Jahr Amtszeit ist zumindest die alte Tischlerei abgerissen. Die restlichen Nutzungskonzepte allerdings fehlen. Langwald hat noch sechs Jahre lang die Chance, den Worten Taten folgen zu lassen. „Seit der Entscheidung des Gemeinderates weiß die Gemeinde aber wenigstens, was sie nicht will. Nämlich eine reine Wohnbebauung auf dem Rossplatz“, sagt Sprecher Markus Renner.

Und völlig untätig war der Rathauschef, was den Rossplatz angeht, am Ende auch nicht. Denn im aktuellen Katalog des ländlichen Entwicklungskonzeptes – also der Bewerbungsgrundlage für künftige Fördermittel – taucht das „Projekt 54: Rossplatz–Ortsteilzentrum“ auf. In der Ideenphase und als eines von insgesamt 351 Projekten für ein Gebiet von der Landesgrenze zu Brandenburg bis an den Südrand der Laußnitzer Heide.