Von Christian Eißner
Passen Sie auf, wo Sie hintreten!“ Vorsichtig tastete sich am Dienstagabend eine Delegation Pirnaer Stadträte durch Treppenhäuser, Flure und einige Zimmer der Häuser im so genannten Quartier I. Wo sich vor wenigen Monaten noch meterhoch der Schutt türmte, konnten die Ratsmitglieder Wendelsteine, Laubengänge und frei gelegte Holzbalkendecken bewundern. Gemeinsam mit dem Büro Seidel-Architekten wollte der Pirnaer Bauträger GEVA, dem die Gemäuer an der Langen Straße inzwischen gehören, den Stadträten die Zukunft des Quartier I erläutern. Die letzte große Ruinenlandschaft der Altstadt, in den vergangenen Wochen beräumt und gesichert, soll sich zur exklusiven Wohnlage mausern. Baukosten nach neuesten Schätzungen: rund zehn Millionen Euro.
„Das Quartier I wird sich durch eine besondere Attraktivität auszeichnen“, erklärt der federführende Architekt Uwe Seidel. In seinen Plänen ist jede der insgesamt 36 Wohnungen, die im Quartier I entstehen sollen, mit einer kompletten Küche ausgestattet, es gibt einen Concierge für den Gebäudekomplex, die Autos der Bewohner verschwinden in einer Tiefgarage, die vollautomatisch wie das neue Parkhaus an der Markthalle in Dresden-Neustadt funktioniert. „Wir wollen, dass sich die Bewohner mit dem Quartier I identifizieren“, begründet Jana Friedrich vom Architekturbüro die Luxus atmenden Pläne.
Damit von der Vermarktung bis zum Lichteinfall in die Räume alles stimmt, arbeiten eine Werbeagentur, eine Innenarchitektin und ein Lichtplaner am Quartier I mit. „Wir sind überzeugt, dass, wer in Zukunft in die Altstadt zieht, eine ordentlich ausgestattete Wohnung sucht“, erklärt Sven Vater von der GEVA.
Baubeginn im September
Tiefgarage und moderne Küchen sind allerdings Zukunftsmusik. Im Moment prüft ein Restaurator die historische Bausubstanz und erstellt ein Gutachten zu ihrer Erhaltung. Besonderes Kopfzerbrechen bereitet den Bauherren das Gebäude Lange Straße 30. Die Statik des imposanten Renaissance-Eckhauses, das das Erscheinungsbild der Häuserzeile wesentlich prägt, muss aufwendig wieder hergestellt werden: In tragenden Wänden klaffen Risse, ein Kreuzgewölbe im Erdgeschoss erwies sich als einsturzgefährdet. Mit solchen Überraschungen müsse man bei derart alter Substanz immer rechnen, sagt Sven Vater. Ziel sei es, so viel historische Bausubstanz wie möglich zu erhalten, denn die zukünftigen Bewohner sollen die lange Geschichte der Gebäude spüren.
Und wann ist Baubeginn? „Der Turbo ist an, aber wir kommen noch nicht so richtig vom Fleck“, bedauert Vater. „Es sind noch einige Hürden zu nehmen.“ So fehlten zum Beispiel die konkreten Zusagen für Fördermittel aus dem Stadtsanierungsprogramm. „Wir rechnen mit dem Baubeginn im September oder Oktober.“ Die ersten Mieter können wahrscheinlich 2008 einziehen.