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Ein Haus für Dresdens Hightech-Forschung

Bald sollen die Fotophysiker in ihren Neubau an der Nöthnitzer Straße ziehen. Ihre Forschung klebt dann schon an der Fassade.

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Von Annechristin Bonß

Der ersten Nebenkostenabrechnung für dieses Gebäude dürfte Sachsens Finanzminister Georg Unland gelassen entgegen blicken. Denn in dem neuen Forschungsbau an der Ecke Nöthnitzer/Helmholtzstraße wird es keinen einzigen Heizkörper geben. Mit der Abwärme aus dem gegenüberliegenden Hochleistungsrechner wird für ausreichende Wärme und Energie gesorgt. Zudem machen zwei Fotovoltaikanlagen aus der Sonne Strom. Wärme und Kälte in den Räumen werden über die Betonwände reguliert.

Doch der Neubau soll nicht nur deswegen Vorzeigeobjekt sein. Besucher sollen schon von außen sehen, was Dresdens Forscher können. Ab nächstem Herbst arbeiten hier die Mitarbeiter aus dem Institut für Angewandte Fotophysik sowie dem Forschungszentrum CfAED – beide gehören zur TU Dresden. Die Fotophysiker unter Professor Karl Leo können dann eins ihrer Produkte täglich an der Fassade sehen.

Sie forschen an neuartigen Fotovol-
taikanlagen. Dort werden statt des herkömmlichen Siliziums organische Kohlenstoff-Zellen in einer Kunststofffolie an die Fenster angebracht. Die Folie ist biegsam, teils transparent, kann senkrecht angebracht werden und wird mit steigenden Temperaturen noch effektiver, was die Stromgewinnung aus dem Sonnenlicht angeht. Zudem ist die Folie weitaus günstiger als ein Quadratmeter Glasplatte mit Siliziumsolarmodulen. Schon bald sollen diese Fotovoltaikelemente in der Rolle im Baumarkt zu kaufen sein.

Schon jetzt kommen 50 Quadratmeter davon an die Südfassade des Neubaus. Die Kosten von 160 000 Euro bekommt das Land von der EU. Kurzfristig sei das Geld zugesagt worden, sagt Carola Klotz vom Sächsischen Immobilien- und Baumanagement. Die Anlage soll bis zu 2 000 Kilowattstunden Strom im Jahr liefern und dabei helfen, bis zu 1,4 Tonnen Kohlenstoffdioxid im Jahr einzusparen.

30 Millionen Euro investiert das Land in den Neubau. Am Hang gelegen befinden sich darin das Sockel- und Erdgeschoss sowie zwei weitere Etagen. Zur Ostseite hin gibt es im Obergeschoss eine große Dachterrasse. 3 000 Quadratmeter Büro- und Laborfläche stehen zur Verfügung. Die hochempfindlichen Forschungsgeräte stehen derzeit noch im Beyer-Bau an der George-Bähr-Straße, wo die Fotophysiker bisher arbeiten.

„Wir bekommen dann viel bessere Möglichkeiten“, sagt Hartmut Fröb, Mitarbeiter am Institut für Angewandte Photophysik. Vor allem für die chemischen Komponenten der Forschung sei bisher kaum Raum gewesen. Unter anderem werden in dem Neubau ein Laserlabor, ein Mikroskop zur Untersuchung von Oberflächen unter extrem tiefen Temperaturen und großen Magnetfeldern sowie Synthesechemielabore eingerichtet. Bis zu 130 Mitarbeiter haben dann hier Platz.

Der Neubau gibt der Nöthnitzer Straße zusammen mit anderen modernen Forschungsbauten ein neues Gesicht. Die soll sich zur Technologiemeile entwickeln. Informatiker, Elektrotechniker, Chemiker und Physiker arbeiten hier an den Hightech-Produkten der Zukunft. Aus den Laboren kommen Komponenten für das extrem schnelle Internet, die Informatik von Morgen, flexible und höchst effektive Fotovoltaiklösungen. Dafür entstehen bald schon weitere Neubauten.

Seit wenigen Tagen steht an der Ecke zur Georg-Schumann-Straße ein neues Bauschild. Der Barkhausen-Bau bekommt einen weiteren Anbau direkt an dieser Ecke. Der Hochleistungsrechner der TU Dresden auf der gegenüberliegenden Seite ist gerade fertig geworden. Langfristig sollen weitere Grundstücke an der Südseite der Straße zum Bauen zur Verfügung stehen. Das will die Stadt im neuen Rahmenplan für die Südvorstadt festlegen. Der wird im kommenden Jahr im Stadtrat diskutiert.