Von Eva Koball
Reicht Jörg Wendisch vom Gesundheitsamt Dresden seinen Patienten nicht wie gewohnt zur Begrüßung die Hand, ist das kein Zeichen von Unhöflichkeit. Es kann sein, dass der Arzt lediglich das Risiko, sich eine Grippe (Influenza) einzufangen, auf diese Weise minimieren will. Die Influenza-Viren haben Saison, sobald es nasskalt und ungemütlich wird.
Ausreichend Impfstoff
Eine Ansteckung per Händedruck ist nur eine Möglichkeit, sich die lästigen Viren einzufangen. Sie werden vorwiegend über die so genannte Tröpfcheninfektion, also beim Husten, Niesen oder Sprechen übertragen. Wer sich schützen will, sollte sich impfen lassen. Eine Grippe ist deutlich gefährlicher als eine einfache Erkältung. Eine genaue Zahl der Influenza-Erkrankungen gibt es nicht, da nur die gemeldeten statistisch erfasst werden können. In den Wintermonaten 2004/05 wurden in ganz Sachsen 1 922 Fälle einer Influenza-Infektion nachgewiesen, zwölf davon endeten sogar tödlich.
Im Oktober und November finden Impfungen gegen die gefährlichen Viren statt. Die Auslieferung der Impfstoffe hat bereits begonnen. „Es wird ausreichend Impfstoff geben“, sagt Jörg Wendisch. Allein das Gesundheitsamt in der Bautzener Straße wird rund 2 000 Impfdosen benötigen. Da sich die Viren ständig verändern, ist es wichtig, sich jedes Jahr mit dem aktuellen Impfstoff immunisieren zu lassen. Einen 100-prozentigen Schutz gibt es jedoch nicht.
Krankenkassen ziehen mit
Für sogenannte Risikogruppen ist die Impfung kostenfrei, sie wird von der Krankenkasse getragen. Zu dieser Gruppe zählen generell Menschen ab dem 50. Lebensjahr, Patienten mit gesundheitlicher Gefährdung sowie Personen, die viel Kontakt mit Menschen haben. „Das ist ein sehr dehnbarer Begriff“, sagt Wendisch. „Die Entscheidung, wer in die Risikogruppe fällt, trifft der behandelnde Arzt. Ein Patient, der nur mit der Bahn fährt, ist theoretisch ebenso stark gefährdet.“ Auch die Krankenkassen seien an einer Impfung interessiert, da dies deutlich kostengünstiger ist, als später die Behandlung im Falle einer Erkrankung.
Kinder und Jugendliche sind am stärksten von Grippeerkrankungen betroffen. Der Impfstoff ist deshalb ab dem vollendeten 6. Lebensmonat zugelassen. Er sei in der Regel gut verträglich, Nebenwirkungen träten nur sehr selten auf. Wer sich impfen lässt, tut etwas für das Gemeinwohl: Im Winter 1995/ 96 hat die Influenza in Deutschland 800 000 Arbeitstage gekostet, rund 8 000 Klinikbesuche waren notwendig und es sind Kosten in Höhe von fünf Milliarden Euro entstanden.