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Ein kuscheliges Nest im Türkranz

Schönbrunn. Eine Familie hat zum zweiten Mal einen Untermieter. Es könnte ein Zaunkönig oder auch ein Fliegenschnäpper sein.

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Von Clemens Szmais

Jedes Mal, wenn einer das Haus verlässt, erschrecken beide: der Zweibeiner, der durch die Tür tritt, und das Vögelchen, das aus dem Kranz gleich neben der Haustür wie ein Pfeil herausschießt. Sogleich setzt es sich auf den Strommasten gegenüber und beobachtet seine Jungen aus sicherer Entfernung. Doch die Kleinen liegen dicht übereinandergepresst im Nest und verschlafen den Tag. Was mag in dem kleinen, grau-braunen Federtier vorgegangen sein, als es sich entschloss, sein Nest im Türkranz der Familie Szmais in Schönbrunn zu errichten? Der gefiederte Freund scheint wichtige Gründe zu haben, denn schon zum zweiten Mal lagen Ende Juni vier Eier im Nest. „Eigentlich suchen sich Vögel ruhigere Plätze“, sagt der Neukircher Ornithologe Dieter Riedrich.

Rotschwanz als Besucher

Dass es sich bei so einer ungewöhnlichen Nestwahl nicht um einen Einzelfall handelt, beweist ein weiteres Beispiel aus Bischofswerda. Auch Eckhard Schulz kann nämlich über einen gefiederten Gast erzählen. Als er eines Abends mit seiner Frau auf dem Balkon saß, stellte sich der neue Nachbar bei ihnen vor. „Der Vogel flog vor unserer Markise hin und her und setzte sich schließlich auf eine Lampe an der Hauswand“, sagt der Bischofswerdaer. Als der Morgen graute, zog der Vogel seiner Wege. Seitdem besucht er jeden Abend das Bischofswerdaer Paar. „Es handelt sich um einen Rotschwanz“, sagt Eckhard Schulz.

Diese Frage kann bei dem Schönbrunner Vogel nicht so eindeutig beantwortet werden, da man ihn ja kaum zu Gesicht bekommt. Die Vermutung, es könnte sich um einen Zaunkönig handeln, entkräftet Dieter Riedrich sogleich: „Zaunkönige bauen kugelförmige Nester. Eher in Frage käme in dem Fall der graue Fliegenschnäpper.“