Ein Leben im Sattel

Ostrau. Konrad Müller sitzt in seinem Kleinbus. Der Reittrainer des SV Ostrau 90 schaut zu, wie ein paar Mädels auf seinem Reitplatz in Niederlützschera den älteren Wallach Aladin bewegen. „Das ist schon ganz ordentlich, was die Anna in einem halben Jahr gelernt hat“, lobt er zufrieden. Wann er selbst das letzte Mal auf einem Pferd gesessen hat? Das kann der gebürtige Zschaitzer, der heute seinen 80. Geburtstag feiert, gar nicht mehr sagen. Dennoch hätte er fast sein ganzes Leben im Sattel zugebracht. Sich auf Turnieren rumgetrieben, wie er lachend sagt.
Bereits von Kindesbeinen an sei er den Pferden hinterhergerannt. „Das bekommt man nicht wieder raus“, sagt Müller. Und so lernte er den Beruf eines Hufschmiedes. Mit dem Reiten allerdings hätte er erst mit 20, 21 Jahren bei der Gesellschaft für Sport und Technik (GST) in Döbeln begonnen.
Vorher sei er Kunstradfahrer gewesen und mit der Zschaitzer Truppe sogar als einer der Ersten bei Heinz Quermann in „Herzklopfen kostenlos“ im Fernsehen gewesen. „Wir hatten viele Auftritte. Da gab es auch immer ein bissel Geld bei den Betriebsvergnügen“, sagt Müller und fügt lachend an: „Meine Frau sagt, dort wäre Geld geworden, aber bei den Pferden hätte ich das nur zugesetzt.“
Um 1960 hätte er sich dann sein erstes eigenes Pferd gekauft und viele folgten. „Mit Fohlen hab ich jetzt schon 29 Pferde gehabt“, sagt Konrad Müller. Lange Jahre war er Vorsitzender vom Reitverein Noschkowitz. Etwa bis zur Wende. Die Unterstützung für den Reitsport wäre damals größer gewesen.
„Heute kannst du nur reiten, wenn du das Geld dafür hast“, sagt Müller. „Früher konnte der, der kein eigenes Pferd hatte, eins vom Volksgut nehmen. Da brauchte keiner etwas zu bezahlen.“ In seiner aktiven Zeit sei er auf Turnieren in der ganzen DDR geritten und hätte sich mit seinen Pferden oftmals auch platziert.
Später ging Konrad Müller aus Noschkowitz weg, baute in Niederlützschera Reithalle und Reitplatz, nachdem er von der Treuhand Land seines Großvaters zurückgekauft hatte. „Ich bin froh, dass ich das dazumal gemacht habe“, sagt Müller, der seine fünf Warmblutpferde und zwei Ponys, die er gemeinsam mit seiner Frau Rosi täglich versorgt, der Abteilung Reiten des SV Ostrau 90 zur Verfügung stellt.
Dieser gehören derzeit zwölf Mitglieder an. Zwei seiner Pferde nehmen so auch am Turniersport teil, werden von einer Schrebitzer Reiterin geritten, die als Kind bei Müller mit dem Reiten begonnen hätte.
Mindestens dreimal in der Woche müssten die Pferde bewegt werden. Auch zu Corona-Zeiten, sagt Müller, der erst kürzlich nochmals seinen Trainerschein verlängert hat. „Der ist unverwüstlich.
Mit Konrad Müller steht und fällt die Abteilung Pferdesport – ohne ihn wäre Ruhe“, lobt auch Peter Schmidt, der Vorsitzende des SV Ostrau 90, den Jubilar, der ans Aufhören noch keinen Gedanken verschwendet.
„Hänger dran, zwei Pferde drauf, da fahre ich auch heute noch zu Turnieren“, sagt der Pferdesportenthusiast. „Du musst dran bleiben. Hinsetzen und aus dem Fenster schauen, ist nichts. Bewegung ist das A und O“, verrät er ein Geheimnis, dass er noch so rüstig ist und das auch bleiben will.
Deshalb wünscht er sich zum 80. Geburtstag nur Gesundheit, und dass er beweglich bleibt. „Auf etwas anders kommt es nicht an“, sagt Konrad Müller.
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