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Ein letzter Gang durch alle Klassen

Ein bisschen Wehmut schwingt mit. Wenn man so lange wie Gudrun Janig und Udo Bröge zur Schule geht, kann man sich nur schwer trennen. Nicht nur von den Schülern; vor allem auch von all den Erinnerungen aus langen Berufsjahren.

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Von Susan Ehrlich

Ein bisschen Wehmut schwingt mit. Wenn man so lange wie Gudrun Janig und Udo Bröge zur Schule geht, kann man sich nur schwer trennen. Nicht nur von den Schülern; vor allem auch von all den Erinnerungen aus langen Berufsjahren. Die Musiklehrerin und der Schulleiter beenden mit dieser Woche ihren aktiven Schuldienst.

Noch einmal hielt Udo Bröge vorigen Freitag seine Abschlussrede vor den Zehntklässlern. Noch einmal hat er einen Berg von Zeugnissen unterschrieben. Noch einmal durfte er sich auf die Projektwoche freuen, mit der die Melanchthon-Mittelschule das Schuljahr ab heute ausklingen lässt. „Den gemütlichen Jahresausklang mit dem alljährlich einstudierten Theaterstück der Schüler werde ich genießen“, sagt der 62-Jährige. Dass er sportlich aktiv ist, sieht man ihm an.

Die Jugend ist nicht schlechter

Seit dem Jahr 2000 leitete er die 3. Görlitzer Mittelschule, war zuvor in Dittersbach und im Schöpstal tätig; insgesamt 43 Jahre. „Ich habe in Schulen gearbeitet, die gibt es heute längst nicht mehr“, denkt er zurück. Von der immer respektloseren „Jugend von heute“ will er nichts wissen. Disziplin hängt auch vom Lehrer ab. Und: „Wäre die Jugend seit jeher immer schlechter geworden, hätten wir doch längst das absolute Chaos“, sagt er. Viel mehr hofft er darauf, dass künftig rechtzeitig in die Kinder investiert wird. „Das rationale Spar-Denken wirkt sich negativ auf die Jugend und ihre Möglichkeiten aus“, erklärt Udo Bröge.

„Damals war irgendwie alles einfacher“, ist seine Kollegin Gudrun Janig überzeugt. Aber vielleicht habe das ja daran gelegen, dass „wir einfach jünger waren“. Nach 38 Dienstjahren nutzt sie mit 58 Lebensjahren die Altersteilzeitregelung. „1 400 bis 1 500 Schüler haben bei mir Musik gehabt“, hat sie gezählt. Doch nach dieser Woche ist Schluss, obwohl Gudrun Janig das gemeinsame Singen spätestens im Herbst vermissen wird. „Die letzte Schulwoche ist immer schön bei uns“, sagt sie, als wäre das ein kleiner Trost. Denn am kommenden Freitag wird sie ebenso wie ihr Schulleiter mit einem lachenden und einem weinenden Auge gehen.

Müßiggang ist dennoch beiden fremd. Udo Bröge möchte seine Zeit noch mehr in den Sport stecken. „Ich werde regelmäßiger beim Volleyball erscheinen und mich noch intensiver auf die Skaterstrecke beim nächsten Europamarathon vorbereiten“, sagt er. Aber zunächst geht es in den Urlaub nach Venedig; nicht ohne Fahrrad. Gudrun Janig möchte erstmal alles setzen lassen. Musik und Sport bleiben ihre Hobbys. Sich irgendwo sozial zu engagieren, kann sie sich ebenfalls vorstellen. Am Freitag, dem letzten Schultag, sitzen die Kollegen noch einmal zusammen. Nach der Zeugnisausgabe, wenn alles vorbei ist. Schulleiter Bröge will zuvor noch ein letztes Mal durch alle Klassen gehen und mit einem Glas Sekt die Schulzeit Revue passieren lassen.