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Ein Lichtstrahl in der Dunkelheit

Am Sonntag, dem 13. April, findet um 17 Uhr in der Kesselsdorfer St.-Katharinen-Kirche ein Kreuzweg- Gottesdienst statt. Eine vor allem aus Jugendlichen bestehende Vorbereitungsgruppe hat die eigens für diesen Gottesdienst ausgesuchte Musik einstudiert und lädt zum Mitsingen und Mitbeten ein.

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Von Volker Geisler

Am Sonntag, dem 13. April, findet um 17 Uhr in der Kesselsdorfer St.-Katharinen-Kirche ein Kreuzweg- Gottesdienst statt. Eine vor allem aus Jugendlichen bestehende Vorbereitungsgruppe hat die eigens für diesen Gottesdienst ausgesuchte Musik einstudiert und lädt zum Mitsingen und Mitbeten ein.

Der Ursprung des Ökumenischen Kreuzwegs der Jugend liegt beim Katholikentag 1958 in Berlin. Seitdem wird er jährlich am Wochenende vor Ostern von evangelischen und katholischen Christinnen und Christen in der gesamtem Bundesrepublik gebetet. In weit über tausend Gemeinden setzen Christen damit ein Zeichen der Verbundenheit und der Hoffnung inmitten aller Dunkelheiten, Ängste und allen Unfriedens.

Für den Kreuzweg 2003 wurde ein außergewöhnliches Bild von einem Maler aus dem Spätmittelalter ausgewählt. Der flämische Künstler Hans Memling (1433 - 1494) platziert den Kreuzweg Jesu in die Kulisse einer Stadt aus seiner Zeit. Hans Memling lebte und arbeitete ab 1466 in Brügge. Wahrscheinlich war er einer der letzten Schüler von Rogier van der Weyden.

Sein eigener Stil war gekennzeichnet von einem großen Interesse an Menschen in Bewegung und Mimik, von kräftigen Farben und narrativen Reichtum. Hans Memling gehörte mit zu den gefragtesten flämischen Malern seiner Zeit. Vor allem seine Altarbilder machten ihn in ganz Europa bekannt.

Auch das Bild, das für den diesjährigen Kreuzweg ausgewählt wurde, ist ein Altarbild. Bis 1796 befand es sich im Dominikanerkloster im italienischen Bosco. Nach der Plünderung dieses Klosters durch die Franzosen wurde es 1814 an König Vittorio Emanuele I verkauft. Das Bild lädt zu einer Entdeckungsreise ein.

Der Blick des Betrachters folgt Jesus Christus auf dem verschlungenen Weg durch die Stadt und begleitet ihn auf den Stationen des Leidens bis zur Kreuzigung und Auferstehung. Wer sich mit dem Künstler auf den Weg macht, wird das biblische Geschehen mit neuen Augen sehen. Der Mensch Jesus, seine Ohnmacht, aber auch seine Würde, mit der er das Leid, das ihm zugefügt wird, erträgt, rückt in den Mittelpunkt der Betrachtung. Jesus ist der „Mensch der Menschen“, heißt es in einem Lied. „Wer bist du für mich?“

Der Kreuzweg-Gottesdienst möchte Menschen einladen, für sich eine Antwort zu finden. Mit dem Blick auf den Leidensweg Jesu kommen so auch Orte in den Blick, an denen heute Gewalt, Krieg und Unheil geschehen. So wird in den Texten der einzelnen Kreuzwegstationen immer auch die Brücke geschlagen zwischen der biblischen Überlieferung und der Lebenswelt heutiger junger Menschen.

In den zurückliegenden Jahren mündeten die Kreuzweg-Gottesdienste immer in eine Aktion, die die Teilnehmer noch einmal in besonderer Weise am Gottesdienst beteiligten. In diesem Jahr endet der Kreuzweg mit der Aktion: „Die Stadt ins Gebet nehmen“. Die Teilnehmenden sind eingeladen, in ihrem Lebensumfeld ein Zeichen der Menschlichkeit zu setzen.

Gleichzeitig möchte diese Aktion helfen, den eigenen Ort, die eigene Stadt mit neuen Augen zu sehen. Sie möchte sensibilisieren für Orte der Angst, der Gewalt, des Ausgegrenzt-Seins, aber auch für Orte der Hoffnung und der Mitmenschlichkeit.

Volker Geisler ist Pfarrer in Kesselsdorf