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Ein linker Haken beendet den Traum

Er wollte der erste deutsche Weltmeister im Schwergewicht seit Max Schmeling werden. Doch Francesco Pianeta landet schnell im Ringstaub.

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Von Nikolaj Stobbe

Francesco Pianeta taumelte durch den Ring, fiel schließlich auf den Hocker in seiner Ecke und vergrub das Gesicht minutenlang unter einem weißen Handtuch. Das Entsetzen war spürbar. Nach nur 177 Sekunden war der Traum vom ersten deutschen WM-Titel im Schwergewichtsboxen seit Max Schmeling geplatzt. Ruslan Chagaev hatte den Herausforderer mit einem linken Haken niedergestreckt.

Die 5 000 Zuschauer in Magdeburg schwankten zwischen Fassungslosigkeit und Mitleid. Der 1,96 Meter große Deutsch-Italiener wirkte vom ersten Gong an fahrig und apathisch, fand nie die richtige Distanz. Dabei stand so viel auf dem Spiel. „Ich habe es verschlafen“, sagte der Hüne aus Gelsenkirchen nachher, den Tränen nahe. „Es tut mir so leid. Mein Manager Ulf Steinforth hat seit Oktober an diesem Kampf gearbeitet. Es ist einfach dumm gelaufen.“

Schon nach 89 Sekunden war der überforderte Herausforderer gegen den „weißen Tyson“ Chagaev zu Boden gegangen. Die Linke des Usbeken hatte erstmals eingeschlagen. „Ich wusste ja von der Gefahr. Im Training lief noch alles perfekt“, sagte Pianeta. Steinforth hatte eine Erklärung: „Francesco braucht immer ein, zwei Runden, um in den Kampf zu kommen. Diese Zeit hat er heute nicht bekommen.“

Der Promoter hatte nichts unversucht gelassen, um eine tolle Story zu stricken. Im Januar war endlich der deutsche Pass für den im süditalienischen Corigliano Calabro geborenen Europameister eingetroffen. Jetzt fehlte nur noch ein Schritt zum historischen ersten Titel seit Schmelings Zeit als Champ zwischen 1930 und 1932. Doch der Traum platzte schnell.

Während die Zukunft von Pianeta ungewiss ist, verteidigte der in Hamburg beheimatete Chagaev mit wenig Anstrengung seinen Titel. (sid)