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Ein Martinshorn, das für Entspannung sorgt

Hobby. Ein ehemaliger Feuerwehrmann tüftelt in seiner Werkstatt an knallroten Modellfahrzeugen.

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Von Annett Heyse

Der Freitaler Dieter Behr ist ein großer Mann mit riesigen Händen. Als gelernter Schmied, später als Baggerfahrer und Feuerwehrmann hat er sein Geld verdient. In seiner Freizeit dagegen beschäftigt er sich mit filigranen Dingen: Dieter Behr baut Modellautos.

In seiner Werkstatt hinter dem Haus in Hainsberg stehen Feuerwehren und ein Löschboot, 16-mal kleiner als im richtigen Leben. Dafür machen sie Tatü-Tata, blinken, brummen, hupen und fahren per Knopfdruck auf die Fernbedienung genauso wie die großen Vorbilder. Sogar Wasser können die Nachbauten verspritzen – der Ein-Liter-Tank im Inneren sowie die Spritze machen es möglich. Jeder Spiegel, jeder Schriftzug, jede Tür stimmt mit dem Original überein. „Das zum Beispiel ist die Flughafenfeuerwehr Panther, wie sie in Leipzig steht“, erläutert Dieter Behr und weist auf das knallrote Auto auf seinem Arbeitstisch. Seit Jahren tüftelt er daran, jetzt ist wieder einmal eine Reparatur fällig. „Eigentlich ist ein Modellauto nie richtig fertig.“

Schaltkreise selbst entworfen

Mit derartigen Basteleien begonnen hat er schon als kleiner Junge. Zuerst baute er Pappflugzeuge zusammen, später Flieger und Schiffsmodelle aus Holz. Ein Gummimotor sorgte für den Antrieb. Nach der Wende entdeckte Dieter Behr völlig neue Möglichkeiten. Berufsbedingt konzentrierte er sich auf Feuerwehren. Zunächst baute er Standmodelle, also Autos ohne Bewegungsmechanismus, oder gar Motoren, im Maßstab 1:24. Parallel dazu beschäftigte er sich mit größeren Ausführungen, in denen auch jede Menge Elektronik steckt. Seine Flughafenfeuerwehr beispielsweise wiegt zehn Kilo und hat drei verschiedene Schaltkreise. Alle hat Dieter Behr selbst auf Papier entworfen und dann eingebaut. Das notwendige Wissen hat sich der 53-Jährige im Laufe der Jahre selbst beigebracht.

Die Geburtsstunde eines Modellautos schlägt in der Regel mit dem Erwerb eines Bausatzes. „Aber ich kann auch Teile selbst herstellen“, sagt der Bastler. Die Kunststoffteile werden angepasst, miteinander verleimt und schließlich feuerwehrrot lackiert. Dann muss Dieter Behr erst richtig investieren. Module, Steuerungen, Antriebe, Kabel – alles hat seinen Preis. Rund 2 500 Euro kommen da bei einem Auto schon mal zusammen. „Deshalb freue ich mich zu Geburtstagen oder Weihnachten immer über Geschenkgutscheine. Dann fahre ich nach Höckendorf in ein Spezialgeschäft und kaufe dort ein“, berichtet Dieter Behr.

Um die filigranen Teile im Modell unterzubringen, gehören Pinzette und Lupe zur Grundausstattung eines Bastlers. Dazu kommen viele kleine Zangen, Schraubendreher, Lötkolben. Aber auch Feilen, Bohrmaschine, Schublehre und Schraubstock sind unerlässlich. „Werkzeug kann man nie genug haben“, sagt der Experte.

Ein Bastlertraum ist für ihn noch der Bau eines Trucks im Maßstab 1:14, eventuell mit amerikanischer Zugmaschine. „Rosinen habe ich eben immer im Kopf.“ Ist ein Modell endlich fertig, testet es Dieter Behr am liebsten alleine. Treffen oder gar Wettkämpfe mit anderen Enthusiasten sind nicht sein Fall. „Für mich ist das Abschalten, Vertiefen, Knobeln und ein idealer Ausgleich für den Alltag.“