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Ein Mühlengeist mit Spendierhosen

Der gestrige Mühlentag sorgte für überfüllte Parkplätze und Stau auf den Wanderwegen im Reichenauer Gimmlitztal. Hunderte Wanderer und Familien nutzten das schöne Wetter, um die Mühlen des Weißeritzkreises zu besichtigen.

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Von Aline Bellmann

Holzspäne liegen auf dem Weg zur Müllermühle im Reichenauer Gimmlitztal. Am Wegesrand blicken zwei Meter hohe Holzskulpturen die vorbeigehenden Wanderer an. Metallschmuckstücke funkeln in der Sonne und kühles Schwarzbier löscht den Durst der Besucher des Mühlenfestes. Kinder basteln Holzboote, während die Eltern die Fotoausstellung von Volker Hauswirth besuchen oder im Laden stöbern.

Dichtes Gedränge

vor dem Wasserrad

Ein kleiner Waldpfad führt flussaufwärts an der Gimmlitz zur Weicheltmühle, vorbei an Holzfiguren, kleinen Brücken und der Rübezahlhütte. In den Waldwiesen sitzen Familien mit ihren Kindern und picknicken. Oft wird es eng auf dem schmalen Pfad, so zahlreich strömen die Besucher zu den Mühlen des Tales.

Nach einigen hundert Metern beginnt ein dumpfes, rhythmisches Pochen. Das Stampfwerk der Weicheltmühle hallt durch den Wald. Im technischen Museum und vor dem Wasserrad stehen die Besucher dicht gedrängt. Jeder will einen Blick erhaschen. „Das Alte von früher fasziniert mich“, sagt Rita Bernhardt aus Brand-Erbisdorf, als sie das Stampfwerk besichtigt. „Und wir wollten das Gimmlitztal kennenlernen“, fügt sie hinzu. Aus dem Hof der Mühle weht Grillwürstchen-Duft. Immer sind alle Tische besetzt, so dass viele auf den Wiesen sitzend ihre Bratwurst genießen.

Auch zur Herklotzmühle in Seyde strömen die Besucher. Zwischen ihnen wandelt der „Alte Sog“, alias Jan Klemmer aus Schellerhau, umher. Er ist der gute Mühlengeist mit den silberblauen Haaren und der blau schimmernden Haut.

„Ich erscheine meistens beim Mühlenrad“, sagt der „Alte Sog“. Laut Sage wirft er alle Dinge, die er irgendwo findet, ins Wasser und gibt nur selten etwas zurück. Doch diesmal hatt der Geist wohl Spendierhosen an, denn er verteilt freigiebig Süßigkeiten an die Kinder. Derweil führt Matthias Herklotz eine alte Motorbügelsäge aus den 30er Jahren vor.

Seit die Mühle 1925 in den Besitz der Familie Herklotz überging, steckte sie viel Arbeit und Liebe in den Erhalt der alten Mühlentechnik. „Leider können wir das Kammrad, die Verbindung zwischen Wasserrad und Transmission, nicht vorführen, weil es vor einigen Jahren auseinanderbrach“, bedauert Herklotz.

Gemeinsam mit dem Fördeverein Herklotzmühle e.V. und Spendern soll die Wasserkraftanlage jetzt in ihrer ursprünglichen Form wiederhergestellt werden.