Von Dieter Hanke
Helm-Mühlenwirt Gerhard Päßler aus Polenz fasst wieder Mut. „Die Gaststätte hat zwar jetzt einen neuen Besitzer. Doch es geht weiter, die Einrichtung wird nicht geschlossen“, sagt der 69-Jährige.
Die vergangenen Monate brachten ihn die bittersten Stunden seines Lebens. „Die Mühle war nicht mehr zu halten. Die finanziellen Probleme erdrückten mich, ich konnte die Bankkredite nicht mehr bedienen“, so der Wirt.
Im Herbst 2005 warf er das Handtuch. „Der lange Winter mit den geringen Einnahmen gab mir den Rest“, sagt er. Das traurige Szenarium folgte: Zwangsverwaltung der Mühle. „Ich schöpfte noch einmal Hoffnung, mit einem Pachtvertrag die Einrichtung weiter führen zu können“, sagt Päßler. Doch die Bank entschied knallhart: Die Mühle wird im Juni zwangsversteigert. Einstiegssumme: 170 000 Euro.
„Vorher meldeten sich schon mehrere Bewerber. Doch entweder war ihr Konzept nicht schlüssig genug oder die Finanzierung klappte nicht“, sagt Päßler. Kurz vor der Zwangsversteigerung dann eine neue Zukunft für die Mühle: Der 34-jährige Diplom-Bauingenieur Daniel Schöne aus Weitzschen, Ortsteil der Gemeinde Triebischtal, wurde mit der Gläubiger-Bank einig und kaufte das knapp 2 000 Quadratmeter große Grundstück. „Er will mein Werk fortsetzen, die Mühle soll weiterhin zur Einkehr einladen“, so der Wirt, der sich auch künftig um den Gaststättenbetrieb kümmern wird.
Filmleute entdecken die Mühle
1994 hatte Päßler mit seiner Frau die Helm-Mühle im romantisch-verträumten Kleinen Triebischtal bei Polenz eröffnet. Vor allem an den Wochenenden kamen viele Wanderer und Radler vorbei und genossen das Flair der 1589 erbauten Mühle und die kulinarischen Spezialitäten. Für Familienfeiern und Hochzeiten war das Haus eine beliebte Adresse.
Gerhard Päßler steckte viel Kraft in den denkmalgeschützten Bau, restaurierte die Gebäude, schuf neun Zimmer für Hotelgäste, baute die Scheune für kulturelle Veranstaltungen aus. Seit mehreren Jahren gehört die Einrichtung dem Flair-Hotel-Verbund an, der Häuser in Deutschland, Frankreich, Italien, Österreich und der Schweiz führt. Sogar für einen Film mit renommierten Schauspielern diente der Landgasthof als Kulisse.
„Mit der Mühle wäre ich schon über die Runden gekommen. Doch ruiniert hat mich mein Motel in Riemsdorf“, sagt der 69-Jährige. Nach der Wende war es das erste neu eröffnete Hotel im Landkreis Meißen. Auf seinem Grundstück hat Päßler es geschaffen – 16 Zimmer und ein Restaurant mit 40 Plätzen. „Die ersten Jahre flutschte es. Wir waren ausgelastet.“ Doch das finanzielle Risiko, das sich die Päßlers aufgeladen hatten, erwies sich in der Folgezeit als zu hoch.
Einnahmen wurden spärlicher
Die Buchungen im Motel gingen ab 2000 stark zurück. Die große Konkurrenz an Pensionen und Hotels im Elbland ließ die Einnahmen spärlicher werden. „Der Standort direkt an der Staatsstraße 177 wurde da immer ungünstiger“, so Päßler. Knapp drei Millionen Euro hatte er in Mühle und Motel investiert. „Die in der Mühle erwirtschafteten Gelder steckten wir dann nur noch ins Motel.“ Dieses sollte ebenfalls unter den Hammer kommen. 130 000 Euro waren das Mindestgebot. Doch bei der Zwangsversteigerung im Juni 2006 gab es keinen einzigen Interessenten. „Es bleibt abzuwarten, was nun wird“, sagt Gerhard Päßler. „Ich lasse mich aber nicht unterkriegen.“
Der neue Eigentümer der Mühle hat ehrgeizige Pläne. „Wir wollen weitere Stammgäste gewinnen, vor allem aus Dresden und dem Elbland, sowie verstärkt Touristen und Ausflügler“, sagt Daniel Schöne.
Kulturtreff am Wochenende
Der Bauingenieur will Hotelzimmer und Küche modernisieren, die Terrasse mit einem Grillplatz erweitern und neues Interieur anschaffen, zum Beispiel Stühle für die Scheune. „Etwa 150 000 Euro investiere ich in den nächsten Monaten. Die Traditionsgaststätte verpflichtet“, sagt er. An den Wochenenden soll die Helm-Mühle ein kultureller Treff sein mit vielfältigen Angeboten wie Comedy, Schlager, Tanz, Konzerte, Vorträge, Hof-, Familien- und Betriebsfesten, Frühschoppen und anderes mehr.
„Ich kenne die Mühle seit etlichen Jahren. Sie ist mir ans Herz gewachsen“, sagt Schöne. Mit dem Ausbau des Radwegenetzes in den linkselbischen Tälern hofft er auf guten Zulauf von Gästen.
Die fünf Arbeitsplätze in der Mühle bleiben erhalten. „Das freut uns sehr“, sagt Köchin Brigitte Birke aus Taubenheim, die seit elf Jahren dabei ist. „Wir wollen uns weiter viel Mühe geben, damit die Gäste stets zufrieden sind.“