Von Frank Klinger
So viele Besucher hat der Roßweiner Ortsteil Niederforst lange nicht gesehen. Großeltern, Eltern und Kinder bevölkerten die Straße, an der die Bauhofmitarbeiter in den vergangenen Tagen 28 Pflanzlöcher ausgehoben hatten. „Eigentlich sollten die Eltern heute zur Pflanzung der Lebensbäume selbst zum Spaten greifen“, lachte Bauhof-Chefin Monika Weigelt. Das haben die jungen Eltern dann nach dem Einpflanzen der Apfel-, Birnen- und Pflaumensetzlinge auch getan. „Wir haben uns bewusst für Obstbäume entschieden, weil die hier in das ländliche Gebiet passen“, erklärte Bürgermeister Veit Lindner (parteilos) in seiner kurzen Ansprache am Morgen. Auch die Wahl des Platzes hatte seine Bedeutung. Nachdem die in den vergangenen Jahren gepflanzten Lebensbäume am Hammerweg zum Teil ein Opfer des Hochwassers wurden, entschied man sich für eine sichere Stelle. „Aber das ist nicht der einzige Grund“, erklärte Veit Lindner weiter, „wir wollen nicht nur die Stadt selbst, sondern auch die verschiedenen Ortsteile einbinden.“
Und so trafen sich an die 100 Roßweiner, um ihrem im vergangenen Jahr geborenen Nachwuchs etwas ganz Persönliches zu widmen. „Etwas Schöneres gibt es doch gar nicht“, meinte Veit Lindner.
Das sah auch Familie Neumann so. Sie hatten am Sonnabend doppelt zu tun, denn sie durften zwei Bäume pflanzen. „Wir werden mit unseren Zwillingen Lea und Lisa und natürlich auch mit der größeren Schwester Leonie öfter hierher kommen, um die Bäume zu hegen und auch mal die Früchte zu ernten,“ meinten Janine und Ronny Neumann freudestrahlend. „Man ist als Vater schon stolz darauf“, sagte Ronny, der zur Unterstützung seinen Freund Oliver Laube mitgebracht hatte.
Und schon ging es ans Gießen. Silvia Müller von der Sparkasse Döbeln hatte genügend Kindergießkannen dabei. Sie meinte: „Die Bäume stehen symbolisch für Wachstum.“ Jeder einzelne Baum sei ein Symbol dafür, dass das Kind seine Wurzeln in Roßwein hat und sie auch hier behalten soll, sagte der Bürgermeister. „Vielleicht animiert die Aktion manche Paare auch dazu, noch einmal für Nachwuchs zu sorgen“, so Veit Lindner.
Doch vorher gab es am Sonnabend erst einmal Sekt für die Großen und Saft für die Kleinen. Damit stieß man gemeinschaftlich an, und dass dabei ein Glas herunterfiel und in Scherben zersprang, kann nur ein gutes Omen dafür sein, dass in Zukunft noch viele Lebensbäume in Roßwein gepflanzt werden.