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Ein Pazifist macht mobil

Der Großenhainer möchte ernste Dinge aber humorvoll an den Mann bringen.

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Von Henry Müller

Ausgerechnet in dem Ort, in dem der deutsche Verteidigungsminister Thomas de Maiziere CDU-Mitglied ist, schlägt ihm nun Protest der Pazifisten entgegen. Großenhain. Die Mitstreiter der Pazifistische Liga Großenhain, die sich Ende Februar in Hildebrands Bürgerschänke formierten, trafen sich nun erneut dort, um über neue Aktionen zu sprechen. Anliegen, der von Daniel Dominik Dietze ins Leben gerufenen Bürgerbewegung, ist der Kampf gegen die Remilitarisierung der Bevölkerung, so sagt er. Dazu sollen Gymnasien und Mittelschulen informiert werden, dass die Besuche von Jugend-Offizieren der Bundeswehr an den Schulen aus Sicht der Pazifisten rein propagandistisch sind. „Da öffentliche Bildungseinrichtungen der politischen und wirtschaftlichen Neutralität verpflichtet sind und weil ein junger Mensch noch leicht zu beeinflussen ist, ist diese Art der Reklame keinesfalls legitim und zu unterlassen, da der Krieg dadurch verharmlost wird“, fordert Dietze. Der Verein ist deshalb weiterhin interessiert an Kontakten zu Schulleitern, Lehrern und Eltern sowie Vertretern der Lehrergewerkschaft Erziehung und Wissenschaft.

Durch eigene Veranstaltungen, Aktionen und Redebeiträge in Schulversammlungen soll auf die Gefahr einer „Schulhof-Taktik“ der Bundeswehr hingewiesen werden. „Mit einer Unterschriftensammlung haben wir nun schon begonnen. Dann können wir sagen: Seht her, so viele Leute sind auch dieser Meinung“, so Dietze. Er möchte mit den Aktionen seiner Pazifisten die Leute zum Nachdenken animieren. „Es liegt uns fern, den Kindern auf dem Schulhof aufzulauern. Wir möchten aufklären. Wir wollen die Jungs vor Kriegsverletzungen, psychischen Störungen und inneren Konflikten im Ausland bewahren“, formuliert Dietze.

„Nach unserem ersten Treffen hab ich aber gemerkt, dass es gar nicht so leicht ist, weitere Mitstreiter zu gewinnen. Es sei denn, es betrifft diejenigen selbst. Wenn man sich in der Verwandtschaft unterhält, geht es etwas einfacher“, berichtet Bernd Naumann aus Thiendorf. Er selbst ist evangelischer Christ, war Wehrdienstverweigerer und ist vom Slogan „Schwerter zu Flugscharren!“ überzeugt. Dem nachempfunden ist wohl auch das neu kreierte Logo von paligro – Pazifistische Liga Großenhain: ein blütenweißer Papierflieger versucht sich zwischen den Betrachter und eine Bombe oder einen Morgenstern zu schieben. Zurzeit wird auch an einem Informationsblatt gearbeitet, das die Konturen eines Papierflugzeuges haben könnte. Selbst hergestellte Origamikraniche mit Informationen, die an den Bäumen markanter Plätze auf gehangen, über die Aktivitäten und Kontaktdaten von „paligro“ berichten, fanden die Mitglieder ebenfalls hervorragend. Außerdem hat Daniel Dominik Dietze vor, in Kürze einen eigens von der „Pazifistischen Liga Großenhain“ in Leben gerufenen satirischen Friedenspreis zu verleihen. „Den sollen Personen erhalten, die sich besonders um den Frieden „verdient“ gemacht haben“, erklärt Dietze und verrät, dass es eine goldene Klopapierrolle in Herzform sein wird.

Die Laudatio will Dietze bei der Verleihung selbst halten. „Wir möchten sehr ernste Dinge etwas humorvoll herüber bringen, denn wir sind keine militaristischen Pazifisten“, erklärt der 27-Jährige hintergründig. Zur Kontaktaufnahme per Mail steht jetzt die Adresse [email protected] zur Verfügung, Die Gestaltung einer eigenen Homepage schreite ebenfalls zügig voran. Alle Interessenten und Unterstützer treffen sich am 16. Mai um 18 Uhr wieder zur nächsten Gesprächsrunde in Hildebrands Bürgerschänke.

Kontakt:  0176/67 34 20 54.