Von Lars Müller
Ein eher leichtes, laues Sommerlüftchen weht über die Felder bei Friedewald. Stephan Schröder aus Radebeul blickt in den Himmel, wartet auf eine Windböe. Ganz ideal ist dieses Wetter für sein Hobby, das Kiteboarding, zwar nicht – aber es geht: Kaum frischt der Wind auf, bläht sich der Kiteschirm, hebt ab und zerrt den sportlichen 26-Jährigen nach vorne. Mit so genannten Grasskiern auf Wiesen und mit speziellen Brettern auf Schnee und Wasser ist das Kiten möglich. Es geht bei diesem Sport um die Vorwärtsbewegung, nicht ums Abheben.
Fachmännisch erklärt der Wirtschaftsingenieur-Student, wie er seinen Kiteschirm steuert. Wichtig ist dabei auch, wie er sich im Notfall ausklinken kann, ohne dass der Schirm oder er dabei Schaden nehmen. Seit 2005 betreibt Schröder nebenberuflich die Kiteschule Sachsen, der er den Namen „Kitebereit“ gegeben hat. Noch finden die Kurse in kleinem Stil statt, zehn Freizeitsportler hat er schon ausgebildet, darunter drei Frauen. „Großes Interesse haben Leute ab 40 Jahren aufwärts“, sagt Schröder.
Mit dem Gleitschirm aufwärts
Das seien vor allem Surfer, die in der DDR mit Eigenbauten seinerzeit die Gewässer eroberten. Übers Surfen ist auch Stephan Schröder zum Kiten gekommen. Sein Vater Helge sei einer der Pioniere des Surfsports auf den Seen ehemaliger Braunkohlentagebaue in der Lausitz gewesen, erzählt er nicht ohne Stolz. Mit dem Wind haben es die Schröders offenbar, Vater und Sohn heben nämlich auch als Gleitschirmflieger ab. „Ich nehme auch Leute zum Tandem-Flug mit in die Luft“, sagt Stephan Schröder. Während Gleitschirmflieger eine spezielle Prüfung ablegen und dabei Luftfahrtkenntnisse nachweisen müssen, bleibt dieses Theoriekapitel den Kiteboardern erspart. Experten legen Sprünge von sechs, sieben Metern hin. Bei gutem Wind erreichen sie dabei Spitzengeschwindigkeiten von 60 bis 70 Stundenkilometern. „Man kann es aber auch viel gemütlicher angehen lassen“, sagt der Kite-Lehrer und betont, dass die Sportart keineswegs nur etwas für Draufgänger ist.
Er selbst habe sich beispielsweise noch nie ernsthafte Blessuren geholt. „Und meine Schüler auch nicht“, sagt Schröder. Niemals sollten Kite-Surfer vor Wäldern oder anderen Hindernissen in Position gehen und keinesfalls bei Gewitterböen den Schirm auspacken, rät er. Wenn Schröder richtig durchstartet, trägt er Protektoren fast wie ein Motorradfahrer. Besonders leicht sei Kite boarden im Winter auf Skiern zu erlernen. Er bietet seine Kurse dann auf den freien Hochflächen des nahen Erzgebirges an. Einen solchen Kurs hat Armin Kluba absolviert. Der passionierte Windsurfer, Jahrgang 1959, schwärmt von dem „Lebensgefühl“ beim Spiel mit der Natur.
Der Radebeuler, der auch als Turniertänzer im Juniorenbereich Erfolge im Europavergleich nachweisen kann, kam über den TV-Unterhalter Jürgen von der Lippe zum Kiten. In dessen damaliger Samstagabendshow „Geld oder Liebe“ hatte ein Kandidat das Hobby Kitesurfen im Einspielerfilmchen vorgestellt. „Da habe ich gewusst, das ist es“, erinnert sich Schröder, der eben immer gerne die Nase im Wind hat – auf dem Surfbrett, am Gleitschirm und auf dem Kiteboard.
Kontakt über www.kiteschule-sachsen.deoder 0175/2 06 29 12.