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Ein ruhiger Ort, aber kein verschlafenes Nest

Rund 30 Berreuther trafen sich beim Ortstermin der SZ im Kulturraum des Dippser Ortsteiles und nutzten die Gelegenheit, auch an Bürgermeister Horst Bellmann Fragen zu stellen.

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Von Regine Schlesinger

Berreuth ist ein kleiner beschaulicher Ort, in dem jeder noch jeden kennt und, wenn nötig, auch jeder für jeden da ist, benennt die Ortschaftsratsvorsitzende Brigitte Gietzelt, was ihr wichtig ist an Berreuth. „Wir sind hier sehr nahe an der Natur“, sagt Uwe Thieme, der sich mit seiner Familie vor knapp zehn Jahren für den Ort entschieden hat. In Berreuth verläuft das Leben so ruhig, dass sogar Nachtschichtler bei weit geöffnetem Fenster schlafen können, setzt der Feuerwehrchef Frank Schmieder noch eins drauf und warnt zugleich die Berreuther, bloß nicht noch mehr zu schwärmen, „... sonst verlangt der Bürgermeister noch Kurtaxe von uns.“

Ruhig mag´s zugehen in Berreuth, ein verschlafenes Nest ist es aber trotzdem nicht. Spätestens zum Hähnekrähen am Pfingstsonnabend sind alle Berreuther munter. Oder auch schon eher, zum traditionellen Maibaumsetzen zum Beispiel. Auch Silvester wird gemeinsam gefeiert, ebenso die Sonnenwende und das Vogelschießen.

Ein ungetrübtes Idyll ist aber auch Berreuth nicht. Gut 90 Prozent des Ortes zählt zum ehemaligen Rittergutsbesitz. Die Erben des früheren Eigentümers, des jüdischen Bankiers Arnold aus Dresden, haben die Rückübertragung beantragt. 1998 entschied ein Gericht, dass eine Rückübertragung ausgeschlossen ist, die früheren Eigentümer aber entschädigt werden sollen. Diese erhoben gegen die Entscheidung Einspruch. Seitdem hat sich in dieser Sache nicht mehr viel voran bewegt. „Das ist für die gesamte Entwicklung des Ortes sehr negativ“, steht für Richard Ladenberger, einen der betroffenen Berreuther, fest.

Wer in Berreuth sein Haus verkaufen, an die Kinder vererben oder auch nur mit Hilfe eines Bankkredites sanieren will, sieht sich mit vielen Schwierigkeiten konfrontiert. Sollte Berreuth, wie von der Stadt angestrebt, Förderdorf werden, dürfte manches Bauvorhaben an diesen Hürden scheitern. Richard Ladenberger will sich nicht länger hinhalten lassen. Er zog vors Verwaltungsgericht und hofft auf einen baldigen, positiven Bescheid. Der könnte Signalwirkung auch für andere haben, vermutet er. Doch aus dem Staatlichen Vermögensamt in Dresden kommen wenig ermutigende Nachrichten. Grundstück für Grundstück werde jetzt einzeln daraufhin überprüft, ob eine Rückübertragung möglich ist. Dieses Verfahren sei bis zum Jahresende sicher noch nicht abgeschlossen, heißt es da.

Ein anderes Ärgernis von nicht so grundsätzlicher Art bringt die Frühlingssonne täglich mehr ans Licht. Nach der Wende liefen etliche ABM. Der Park wurde gepflegt, Straßenränder ebenso usw. „Der Wegfall dieser ABM tut dem Ort nicht gut“, sagt Werner Irmscher und steht mit dieser Meinung nicht allein. Doch Abhilfe kann Bürgermeister Horst Bellmann nicht versprechen. Die ABM wurden stark heruntergefahren. Nur für´s Beseitigen von Flutschäden kann die Stadt mit neuen ABM rechnen.

Eher in Sicht ist dagegen Licht an der Bushaltestelle. Der Bürgermeister sicherte zu, sich darum zu kümmern. Noch besser fänden es allerdings die Berreuther, wenn der Bus einmal am Tag auch in den Ort hineinfahren würde, statt nur am Ortsende zu halten. Der Ortschaftsrat bemüht sich schon lange darum, wenigstens den Stadtbus bis in die Berreuther Ortsmitte zu bekommen. So ein Bus bringt zwar auch Lärm mit, aber damit würden die Berreuther sicher leben können.