Von Constanze Knappe
Jetzt fehlt bloß noch der Schlüssel. Randolf Leinert würde am liebsten gleich losdüsen. Der Hoyerswerdaer hat auf dem Fahrersitz Platz genommen. Die Technik fasziniert ihn. „Was heutzutage so alles elektrisch möglich ist, man braucht nicht immer einen Verbrennungsmotor“, sagt er. Wie Randolf Leinert staunen viele Besucher der Kamenzer Messe WIR über das Fahrzeug. Dabei handelt es sich um einen Technologiedemonstrator.
Man könnte auch Werbegag sagen, denn das Show-Car soll auf Messen wie auf der in Kamenz die Neugier wecken. Nur ein Gag aber ist das Ganze beileibe nicht. Denn vorgestellt wurde das Gefährt von Poly-Lab. Dem Netzwerk für polymere Leichtbaustrukturen gehören 14 Partner an, davon elf aus der Oberlausitz. Gegründet wurde es 2012 vom Fraunhofer Institut für Werkzeugmaschinen und Umformtechnik mit der Idee, Unternehmen der Oberlausitz zu vernetzen, um gemeinsam zu forschen und innovative Leichtbau-Lösungen für die Märkte der Zukunft zu entwickeln. Die Gründer setzen auf die Traditionen der Kunststoffindustrie und des Landmaschinenbaus in der Region. Um das Anliegen werbewirksam bekannt zu machen, wurde das Auto gebaut. Quasi als ein großes Spielzeug für Männer. Alle Teile dafür stellten Firmen des Netzwerks kostenlos zur Verfügung. Mehrere Tausend Euro machen allein die Materialkosten aus. Es ist leicht und trotzdem stabil. Weil die Werkstoffe wie etwa ein von Polyurethan ummantelter Aluminiumschaum obendrein brandsicher sind, könnten sie genauso gut in Zügen oder Flugzeugen verbaut werden. Das Fahrwerk ist für ein Transportgewicht von einer Tonne ausgelegt. Mit Elektroenergie schafft das Auto eine Geschwindigkeit von 50 Sachen bei einer Reichweite von 300 Kilometern im flachen Gelände. Sechs Stunden würde es dauern, um die zwei an Bord befindlichen Batterien leer zu fahren.
Gedacht ist das Fahrzeug für den Einsatz bei der Pflege von Parks und Grünanlagen. Da es elektrisch und somit sauber betrieben wird, könnte es ebenso in Ställen gute Dienste tun. „Das Thema Elektromobilität ist sehr aktuell“, sagt Marcus Knobloch vom Fraunhofer Institut in Chemnitz. An den Werkstoffen werden die Partner von Poly-Lab weiter tüfteln. Womöglich sei der Gitterrohrrahmen aus Stahl bald durch faserverstärkten Kunststoff zu ersetzen. Vielleicht findet sich ja jemand, der so ein Fahrzeug eines Tages produziert.