Ein Sport für Hund und Halter

Lomnitz. Es sieht so leicht aus: Ein Wort genügt und schon kommen Luna und Inti angelaufen und lassen sich von Iris Bahrke-Schabacker aus Lomnitz an das dreirädrige Fahrrad leinen. Auf das Kommando „Lauf“ rennen die beiden dreijährigen Hündinnen los und ziehen die Hundetrainerin in erstaunlichem Tempo hinter sich her. Damit das alles genau so klappt, muss vorher trainiert werden – schließlich geht es um die Gesundheit von Mensch und Hund.
Den Hunden fügt das Ziehen, wenn es richtig gemacht wird, keinen Schaden zu, im Gegenteil. Es sei eine gute Möglichkeit, den Hund mal auslaufen zu lassen, sagt Bahrke-Schabacker. Ein Spaziergang oder das normale Spielen mit dem Vierbeiner reichten da nicht aus. „Man müsste schon nebenher joggen“, sagt sie. Den Tieren selbst mache das Ziehen Spaß, schildert die Hundetrainerin ihre bisherigen Erfahrungen. Wenn man als Besitzer einen Draht zum Hund habe, merke man auch, ob dieser das mag oder nicht.
Der Hund muss hören
Generell sei jeder Hund ab einem Gewicht von 20 Kilogramm als Zughund geeignet, sagt Bahrke-Schabacker. Denn je nach Rasse könne ein Hund das fünf- bis achtfache seines Körpergewichts ziehen. Bevor es losgehen kann, müssen jedoch einige Punkte beachtet werden. Das Wichtigste sei, dass der Hund auf Zuruf höre und diszipliniert sei, erklärt die Lomnitzerin. Schließlich müsse er auf Kommando anhalten, wenn er das soll, beispielsweise an einer Kreuzung. Außerdem müssen die Besitzer darauf achten, dass die Hauptwachstumsphase des Tieres beendet sei, um die Gelenke nicht zu schädigen. Danach könne man mit dem Training beginnen. Bevor man sich auf einem Fahrrad, dreirädrigen Wagen oder einem sogenannten Dogscooter – also einem großen Roller, an den der Hund geleint werden kann – ziehen lässt, sollte der Hund erst einmal problemlos neben dem Fahrrad herlaufen.
Um sich ziehen zu lassen, brauche es außerdem die richtige Ausrüstung. Wichtig sei vor allem das passende Geschirr, das nicht scheuern und die Schulterblätter einengen dürfe, erklärt die Hundetrainerin. Am Fahrrad sollte man eine sogenannte Bikeantenne anbringen. Die verhindert, dass sich die Leine im Vorderrad verfängt, wenn der Hund plötzlich langsamer wird.
Nicht am Straßenverkehr teilnehmen
Die natürliche Gangart bei Hunden sei der Trab mit einer Geschwindigkeit von zehn bis 15 Kilometern pro Stunde, sagt Iris Bahrke-Schabacker. Damit könnten auch Ungeübte ihr Fahrzeug beherrschen. Trainiert könne ein erwachsener Hund dann zwei bis drei Stunden laufen, natürlich mit Pausen zwischendurch. „Wenn es dem Hund zu viel wird oder er keine Lust mehr hat, kann man ihn durch eigenes Treten in die Pedale unterstützen“, so Bahrke-Schabacker. Das sei ein Vorteil von Fahrrädern und dreirädrigen Wagen gegenüber den Dogscootern, die von der Hundetrainerin kritisch gesehen werden. Schließlich dürfe man mit diesen ohnehin nicht am Straßenverkehr teilnehmen, sagt sie. Auf Asphalt müssen Hundebesitzer jedoch darauf achten, dass sich die Vierbeiner keine Blase laufen. Außerdem müssen die Hunde entsprechend gefüttert werden, wenn das Ziehen als Sport betrieben werden soll. Das gilt sowohl für die Menge des Futters als auch für die Zeiten, zu denen gefüttert wird. Mit vollem Bauch will ein Hund nämlich ebenso wenig Sport machen wie ein Mensch. Wenn man diese Hinweise beachte, sei eine solche Fahrt mit einem Zughund ein Sport für Hund und Halter, sagt Bahrke-Schabacker.
Neben der Ausbildung zum Zughund bietet die Lomnitzerin, die auch als Tierpsychologin arbeitet, unter anderem auch Verhaltenskorrektur bei Tieren und Beratung vor dem Kauf an. Weil die Hunde vermenschlicht werden, obwohl die ein anderes Denken und andere Wünsche hätten, sei eine Zunahme bei Verhaltensstörungen feststellbar, sagt Bahrke-Schabacker. „Es ist aber alles korrigierbar. Es kostet nur Zeit“, sagt sie. Das Ziel sei es immer, dass das Hund-Mensch-Team funktioniere. Oder wie es auf der Website von Iris Bahrke-Schabacker steht: „Ihr Hund ist es wert, verstanden zu werden.“