Von Thomas Morgenroth
Der Teufel soll sich irgendwo verstecken. „Nur kluge Leute finden ihn“, sagt Jörg Schlegel und lacht. Zu sehen ist der Satan nicht. Weder zwischen den schillernden Fassaden der Paläste, die über mehrere Etagen gebaut sind, noch unter der geschnitzten Menschenmenge. Aber das Böse hat vielerlei Gestalt; vielleicht ist es der Schornsteinfeger. Schwarz ist er ja.
Museumsmitarbeiter Schlegel verrät nicht, ob es nun tatsächlich eine Figur gibt, die wie der Teufel aussieht. Das müssen die Besucher selbst herausfinden, die dafür ein wenig Zeit mitbringen sollten: In der neuen Weihnachtsausstellung auf Schloss Burgk gibt es viel zu entdecken. Erstmals werden böhmische Weihnachtskrippen aus der Bergstadt Pribram gezeigt. Die älteste stammt aus dem Jahr 1850, die jüngste entstand erst 1998.
Es sind volkskünstlerische Meisterwerke, die mit einem liebenswerten Detail- und Figurenreichtum aufwarten. Überraschend sind zudem die Ausmaße: Mit einer Länge von über vier, einer Tiefe von zwei und einer Höhe von drei Metern ist die Vysker-Krippe, die mit dem eventuellen Teufel, die größte der sechs ausgestellten Pribramer Weihnachtskrippen. In diesen Dimensionen werden im Erzgebirge und seinem Vorland keine Krippen gebaut, sondern die bekannten Weihnachtsberge, die sich zumeist bergbaulichen oder heimatlichen Themen widmen, oft mit beweglichen Teilen. Ein schönes Beispiel dafür ist in der Ausstellung der Weihnachtsberg von Max Richter aus dem Jahre 1924, der das Schloss Wolkenstein im Erzgebirge zeigt.
Die Pribramer Schnitzer dagegen halten sich an die biblische Geschichte: Die Geburt des Christkindes steht im Mittelpunkt. Die böhmischen Volkskünstler gestalten um dieses Ereignis herum eine phantasiereiche Landschaft, in der sich oft mehr als 200 aus Holz geschnitzte oder auch aus Gips und Wachs geformte Figuren tummeln. Und über dem Stall, in dem Jesus im Stroh liegt, erheben sich prächtige, goldverzierte Häuser.
Eine Ausnahme bildet die Märchenkrippe von Dr. Nejedly aus dem Jahre 1980. Dort gibt es keine Paläste. Dafür aber viele bekannte Gestalten, wie Rotkäppchen, Wolf, Hänsel und Gretel samt Pfefferkuchenhaus, Schneewittchen und die sieben Zwerge, das Hühnerhaus der Hexe Baba-Jaga und diese selbst. Sie alle sind bunt bemalt und in Bewegung dargestellt. Nur zwei nicht: Maria mit dem Jesus im Arm und Josef. Sie stehen wie ein Fels in der Brandung, als Ruhepol in unserer hektischen, manchmal auch teuflischen Welt.
Weihnachtsschau auf Schloss Burgk, Eröffnung am 30. November, 15 Uhr, zu sehen bis 4. Januar 2003, Dienstag bis Freitag 13 bis 16, Sonnabend und Sonntag 10 bis 17 Uhr, Tel. 0351/6 49 15 62.