Von Erich Feuerriegel
Auf dem Gelände des Städtischen Klinikums befindet sich in einer kleinen Parkanlage hinter dem ehemaligen Garnisonslazarett der Kameradengedenkstein an die Opfer des Ersten Weltkrieges. Man kann ihn noch heute betrachten, wenn man das Gelände, von der Zeppelinstraße aus betretend, am genannten Gebäude entlanggeht und sich zwischen diesem und der neu erbauten Psychiatrischen Klinik nach rechts in den Park wendet. Benutzt man dort dann den diagonal verlaufenden Weg, so stößt man auf diesen Gedenkstein, der allerdings etwas versteckt ist.
Da sich in den Jahren nach dem Bau der Jägerkaserne (1856 bis 1858) das Militärlazarett in der Salomongasse (heute Salomonstraße) als zu klein erwiesen hatte, baute man in der Zeit von 1861 bis 1871 an der höchsten Erhebung Heilige-Grab-Straße/Russenstraße (heute Zeppelinstraße) ein Standortlazarett. Dieses 1,50 Meter über der Straße liegende, aus Granit und Ziegel erbaute Gebäude besteht aus einem Mittelbau und zwei turmartigen Seitenflügeln.
Das W steht für Wilhelm
Auf der Rückseite des Baus legte man eine rund 5000 Quadratmeter große Parkanlage mit Rasen, Laub- und Nadelgehölzen, einem Brunnen und Parkbänken an. Während des Ersten Weltkrieges errichtete hier ein im Garnisonslazarett von seiner Verwundung wieder genesener Steinmetz zum Gedenken und zur Erinnerung an die Kriegsopfer diesen Gedenkstein.
Es handelt sich hier um einen auf einem niedrigen Podest stehenden, sich nach oben verjüngenden Granitstein. Er hat etwa die Maße 1,70 mal 1,20 Meter. In seinem oberen schmalen Teil ist das Eiserne Kreuz zu sehen, in dem sich eine Krone und im unteren Teil der Buchstabe W (für Wilhelm) befindet. Die darunter befindliche Inschrift lautet: „Dem Andenken der Kameraden, die ihren im Feld erlittenen Wunden und Erkrankungen im Reservelazarett Görlitz erlagen – 1914 bis 1918“. Die Jahreszahlen wurden vermutlich erst nach dem Ersten Weltkrieg hinzugefügt.
Dass der sich heute in einem guten Zustand befindende Gedenkstein neben einem ausladenden Gehölz noch zu sehen ist, verdanken die Görlitzer dem Umstand, dass im Zeitraum 1997/98 das ehemalige Standortlazarett rekonstruiert und ebenfalls der verwilderte Park nebst Brunnen in Ordnung gebracht sowie der Gedenkstein durch den Steinmetzmeister Rudolf Reichel restauriert wurden.
Gebäude bekam Außentreppen
Das Gebäude selbst wird seit dieser Rekonstruktion als Geriatrische Abteilung des Städtischen Klinikums genutzt, wobei für die genannte Rekonstruktion der Einbau von Nottreppen gefordert wurde. Ende 2008 erfolgte – da innerhalb des Gebäudes nicht möglich – außerhalb desselben, jeweils in den beiden Nischen zwischen Mittelbau und Seitenflügeln, der Einbau metallener Treppen.
Ebenso wurde damit begonnen, die Umfassungsmauer, welche Gebäude und Park umschließt, zu rekonstruieren.