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Ein Stolpener und seine Königin

Stolpen. Von einemStolpener, dem die Kultur in seiner Heimatstadt sehr am Herzen liegt, und der sich deshalb im Kulturverein engagieren will.

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Von Ute Himmer

Behutsam greift Dr. Klaus Mann in die Tasten. Erst leise, doch dann erklingen die Töne immer majestätischer und füllen Stolpens Altstadt-Kirche aus. „Die kleine Orgel ist wenig verfälscht, ich bin richtig verliebt in das Instrument“, schwärmt Klaus Mann. „Allerdings muss sie rekonstruiert werden“, sagt der 67-Jährige. Dieser Aufgabe will sich unter anderem der künftige Kulturverein von Stolpen annehmen.

Neuer Kulturverein startet

„Am 19. April soll er gegründet werden“, berichtet Klaus Mann weiter. Er wird das neue Gremium mit aus der Taufe heben. Bis jetzt sind es rund zwanzig Frauen und Männer, die sich in dem Verein stark machen wollen, damit in der Burgstadt kulturell mehr los ist. „Ein guter Anfang ist im Vorjahr mit der Konzertreihe in der Stadtkirche gemacht worden“, sagt Mann. Er zollt den Initiatoren Hochachtung für diesen unermüdlichen Einsatz. „Wenn die Arbeit auf breitere Schultern verteilt wird, kann mehr erreicht werden. Schließlich haben dann auch meine Frau und ich etwas davon.“ Dabei denkt er nicht nur an die Orgel. Aber es wird nicht einfach sein, das Geld für die Überholung durch Sponsoren zusammen zu bekommen, weiß der Stolpener. Nur, anders gibt es keine Chance für die Königin der Instrumente. Denn der Kirche fehlen dafür die Mittel. Wird an der Orgel nichts gemacht, dann ist es auch mit seiner Musizierstunde aus. Und die liebt er sehr. Er ist glücklich, dass er die Gelegenheit dazu bekommen hat. „Orgel zu spielen ist ein Kindheitswunsch von mir,“ gesteht Klaus Mann.

Bereits als Schulkind hatte er Klavier- und Geigenunterricht. „Damals wollte ich auch Orgel spielen. Doch es kam nicht dazu. Der Organist der Stadtkirche verstarb, und damit musste ich auch meinen Traum begraben“, erzählt er. Dann forderte die Ausbildung fast seine ganze Zeit. Um das Abitur abzulegen, musste er zumindest wochentags nach Dresden übersiedeln. Die Fahrt in die heutige Landeshauptstadt glich 1951 einer kleinen Weltreise. Busse fuhren nicht. „Mit der Eisenbahn ging es erst nach Dürrröhrsdorf, von dort nach Arnsdorf und anschließend nach Dresden-Neustadt. Die Straßenbahnlinie 11 brachte mich dann nach Dresden-Plauen ins Internat,“ erinnert sich Klaus Mann.

Auch seine beruflichen Ambitionen erforderten es, seiner Geburtsstadt Stolpen „Ade“ zu sagen. Denn trotz seiner musischen Vorlieben entschied sich Klaus Mann, Arzt zu werden. Die Chirurgie hatte es ihm angetan und später die Unfallchirurgie. Erst jetzt, nachdem er 42 Jahre in Aue gearbeitet und nun den weißen Kittel an den berühmten Nagel gehängt hat, zog es ihn wieder in die Burgstadt zurück.

Und auch in sein Geburtshaus. Klaus Mann hat dafür eine praktische Begründung parat. „Von hier aus ist man schnell zum Klettern in der Sächsischen Schweiz, aber auch in den Kultureinrichtungen von Dresden“, preist er die Vorzüge seiner Geburtsstadt. Denn das Klettern gehört ebenso zu seinen zahlreichen Hobbys, denen er jetzt als Pensionär frönen möchte.

Bevor der Umzugswagen 2002 aus Aue anrollte, wurde das hundertjährige Gebäude umgestaltet. Nun leben mit der Familie der jüngsten seiner drei Töchter drei Generationen unter diesem Dach. „Mit dem Umbau sind viele Vorstellungen meiner Mutter verwirklicht worden“, sagt der 67-Jährige. Das hätte er gar nicht mehr für möglich gehalten.

In der Burgstadt zu Hause

Die Manns fühlen sich in Stolpen wohl. Nicht zuletzt, weil es in der Burgstadt aufwärts geht. Dazu gehören die aufblühende Konzerttätigkeit, die neuen Wohngebiete und die Sorge um die historischen Bauten. Und dass dieser Kurs erfolgreich bleibt, dazu wollen auch sie ein kleines Scherflein beitragen. Voriges Jahr bedeutete das beispielsweise einen Miniauftritt beim historischen Stadtfest. Vierhändig zeigten Dr. Klaus Mann und die achtjährige Enkelin am Klavier ihr Können im Innenhof des Stadtmuseums. Und dieser Schritt ins Rampenlicht ist sicher nicht der letzte gewesen.