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Ein Strehlaer baut die Mädchenschule um

Mehrere Fensterkreuze aus Holz lehnen an der ungeputzten Wand. „Das ist meine Winterarbeit“, sagt Rayk Lehmann Labancz. „Das mache ich, wenn ich nichts zu tun habe.“ Dann lacht er und korrigiert: „Obwohl,...

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Mehrere Fensterkreuze aus Holz lehnen an der ungeputzten Wand. „Das ist meine Winterarbeit“, sagt Rayk Lehmann Labancz. „Das mache ich, wenn ich nichts zu tun habe.“ Dann lacht er und korrigiert: „Obwohl, zu tun hätte ich eigentlich immer.“ Noch in diesem Jahr will er die neuen Fenster in die einstige Mädchenschule der Strehlaer Kirche einbauen. Das Gebäude steht seit 30 Jahren leer. Stück für Stück saniert Rayk Lehmann Labencz das denkmalgeschützte, 700Quadratmeter große Haus.

Einige Wände sind schon heraus gerissen, das Dach ist fast fertig gedeckt und der Putz an zwei Hausseiten abgeschlagen. Mietwohnungen sollen es werden, wie bei den anderen Gebäuden, die der 38-Jährige in Strehla gekauft und von Grund auf erneuert hat. Gemeinsam war ihnen ihr hohes Alter und ihr schlechter Zustand: „Ich habe einen Hang zu teilweise sehr ruinösen Hütten“, sagt der Bauherr.

Nach der Lehre angefangen

Mit dem Ausbau von Häusern hat Rayk Lehmann Labancz bereits kurz nach der Lehre begonnen. „Ich wollte unbedingt in Strehla bleiben, da hat sich das so ergeben“, sagt er. Ein kurzer Abstecher in die Altbundesländer brachte ein wenig Geld, um das erste alte Haus zu kaufen. Nun arbeitet Rayk Lehmann Labancz als Betriebsleiter in einer Riesaer Baufirma. In der restlichen Zeit saniert er Gebäude in seinem eigenen kleinen Ein-Mann-Betrieb.

Wichtig ist dem Tischlermeister und Restaurator, dass zumindest die Fassade der Mädchenschule, so wie sie einmal war, wieder entsteht. Das verlangt auch die Denkmalpflege. Deshalb entfernt er den alten Putz um die Fensterrahmen, damit der Sandstein, der darunter ist, wieder zum Vorschein kommt. „Sandstein ist sowieso schön“, sagt Rayk Lehmann Labancz. „Das ganze Treppenhaus ist aus Sandstein, so was würde sich heute niemand mehr leisten können.“ Die Arbeiten mit dem Gestein hat er an einen Steinmetz vergeben. Sonst macht der Familienvater möglichst alles selbst und nimmt sich dabei so viel Zeit wie nötig.

Auch deshalb nennt er das ehemalige Schulgebäude gern sein „Hobbyhaus“. „Mein Pensum ist relativ okay“, sagt er. Schon vor Jahren hat er die Eingangstür zu der Mädchenschule gebaut. Mit dem stattlichen Eichenportal bestand er seine Meisterprüfung im Tischlerhandwerk. Auf ihren Einsatz in der Praxis muss sie aber noch ein wenig warten. Spätestens, bis die Mieter einziehen.

Interessenten gibt es

Die ersten Interessenten haben sich bereits gemeldet. Angst, dass er die neu entstehenden Wohnungen später nicht vermieten kann, hat Rayk Lehmann Labancz nicht. „Die Stadt hat nicht so viele Wohnungen im Angebot, das ist mein Vorteil“, sagt er. Keines seiner Appartements stand bisher lange leer.

Einen Teil des Hauses will er gerade wegen der Interessenten noch bis zum nächsten Winter fertig haben. Der Rest soll dann über die Jahre dazu kommen. Da wäre zum Beispiel noch der große Dachboden, der zu Wohnungen ausgebaut werden könnte. „Da kann sich mein fünfjähriger Sohn später verwirklichen“, sagt er und lacht. „Nee, aber das hat noch Zeit.“Nicole Preuß